Düsseldorf. Kein Autoverkehr vor Schulen, jeweils kurz vor dem Unterricht und nach Schulschluss – das findet bei einigen Ratsmitgliedern Anklang.

Das Thema Sicherheit auf dem Schulweg war dieses Jahr immer wieder in der Diskussion. Nicht zuletzt das Phänomen „Elterntaxi“ macht viele Düsseldorfer Straßen in Schulnähe kurz vor Läuten der Schulglocke zu einem stressigen Pflaster. Eine Möglichkeit ist in einigen Städten in Erprobung: Das Konzept „Schulstraße“, das eine temporäre Sperrung für Autos auf Straßen vorsieht, die direkt an einer Schule liegen. Eine halbe Stunde vor Schulbeginn und eine halbe Stunde nach -ende wird so eine Straße dann unbefahrbar gemacht -- sofern die konkrete Straßenlage das zulässt.

Instrumentenkasten für Schulwegsicherheit

Für das Konzept wirbt etwa der Verkehrsclub Deutschland (VCD), stellt im Netz auf der Seite strasse-zurueckerobern.de sogar eine Anleitung für Eltern bereit, die in ihrer Stadt die Einrichtung so einer Straße erwirken wollen. Könnten „Schulstraßen“ bald auch in Düsseldorf umgesetzt werden?

„Solche Schulstraßen gibt es in Wien, darüber habe ich gelesen“, sagt Ratsherr Thorsten Graeßner (Grüne), der Sprecher des Schulausschusses ist. „Ich finde das gut und würde das gerne in Düsseldorf ausprobieren“, fügt er an. Zur Ratssitzung im September hatte seine Ratsfraktion zusammen mit der CDU einen später angenommenen Antrag eingebracht, der die Stadt aufforderte, die Schulwegsicherung weiterzuentwickeln. In einem „Instrumentenkasten“ sollten vorhandene und neue Maßnahmen gebündelt werden, wobei auch die temporäre Schulstraße genannt wurde.

Im Stadtbezirk 3, wo Graeßner auch Bezirksvertreter ist, sei er im engen Kontakt mit Eltern. Daher und aus eigener Erfahrung wisse er: „Besonders vor Grundschulen ist morgens immer großer Stress.“ Das Konzept „Schulstraße“ könne ein Weg sein, das Problem zu lösen. „Eine Frage ist: Wer sperrt in dieser Zeit die Straße? Lehrer, Eltern oder vielleicht Verkehrskadetten? Da müsste eine Lösung gefunden werden“, merkt Graeßner an. Ohnehin widmen sich die Grünen im Bezirk dem Vorhaben, verkehrsberuhigte Zonen vor Schulen niedrigschwellig noch sicherer zu machen, erklärt er. Unter Einbezug der Bürger, etwa durch Blumenkübel, die ein Rasen durch die Straße verunmöglichen.

Volkenrath (SPD) will Pilotprojekte

„Es ist aus meiner Sicht notwendig, dass wir für die Sicherheit von Schulkindern Maßnahmen ergreifen“, sagt SPD-Ratsherr Martin Volkenrath. Seine Fraktion habe dazu schon im Schulausschuss Initiative ergriffen. Eine Reihe an Möglichkeiten schwebt dem Sozialdemokraten vor: Neben ausgeweiteten und dauerhaften Tempo-30-Zonen vor Schulen und baulichen Maßnahmen hält er auch solche temporären Fahrverbote für denkbar. „Wenn Kinder nach fünf Stunden aus der Schule kommen, sind sie aufgedreht bis zum letzten. Dann ist Rock and Roll angesagt. Vor dem Hintergrund muss man für Verkehrssicherheit sorgen.“ Das ganze stellt er unter das Motto der „Vision Zero“, die eine Reduktion von Verkehrstoten und im Verkehr Schwerverletzten in der Stadt auf Null zu reduzieren. „Bevor wir wochen- und monatelang diskutieren, lasst uns ein Pilotprojekt einrichten.“

Ratsherr Andreas Hartnigk (CDU) hält von der Idee hingegen wenig: „Das ist kontraproduktiv“, sagt er. Erst einmal seien viele Schulen an Hauptverkehrsachsen, die nicht gesperrt werden können. An anderen Straßen würde die Maßnahme das „Elterntaxi“ auch nicht abstellen – sondern an den nächstgelegenen Punkt verlegen, der noch anzufahren sei. Und: „Kinder müssen lernen, sich mit dem normalen Verkehr zurechtzufinden.“ Stattdessen würden Schüler mit diesem Konzept einen Teil des Tages in „trügerischer Sicherheit“ gehalten, die sie im Straßenverkehr in ihrer Freizeit nicht haben. Grundsätzlich sei die Verkehrssicherheit auf Düsseldorfer Schulwegen schon hoch – besonders durch die neuen Tempo-30-Zonen vor Schulen. Und: „Warum bringen wir denn mit der Verkehrswacht Düsseldorf seit Jahrzehnten Kindern ab dem Kindergarten sicheres Verhalten im Straßenverkehr bei?“ fragt Hartnigk, selbst Vorsitzender des Vereins.

„Die Schulstraßen sind eine gute Idee“, findet Linke-Ratsfrau Anja Vorspel. „Alles, was die Sicherheit und die Bewegungsfreude der Kinder fördert – da sind wir für!“ Die zeitliche Festlegung der temporären Auto-Sperre sei dabei sicher nicht einfach festzulegen, schließlich kommen unterschiedliche Klassen nicht alle zur selben Zeit aus der Schule. „Was auch eine Idee wäre: In Barcelona gibt es den sogenannten ‘Bike Bus’ zur Schule“, so Vorspel. „Kinder und Eltern treffen sich und fahren gemeinsam auf dem Fahrrad zur Schule, unter Polizeibegleitung. Da gibt es wunderschöne Bilder!“ Das könne Sie sich auch für Düsseldorf vorstellen.