Düsseldorf. In einigen Gaststätten wird das umstrittene Fußball-Event gezeigt. Mit ausschweifenden Partys rechnen Wirte aber nicht.

Am kommenden Sonntag (20. November) fällt der Startschuss für die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft der Männer im Wüstenstaat Katar. Bis zum 18. Dezember rollt der Ball im Emirat, bis feststeht, welche Nationalelf sich die globale Krone aufsetzen darf. Doch anders als bei vorherigen (inter-)kontinentalen Turnieren hält sich die Vorfreude bei vielen Fußballfans in diesem Jahr in Grenzen.

Fortuna-Fans protestierten im Stadion

So haben Fans von Fortuna Düsseldorf beim vorletzten Heimspiel des Jahres gegen den FC St. Pauli (1:0) ein Transparent mit den Worten „Boycott Qatar 2022“ ausgerollt. Auch einige Kneipenwirte im Stadtgebiet kündigten bereits an, die WM-Spiele nicht auf den Bildschirmen in ihren Lokalen zu zeigen. Hintergrund: Seit der Vergabe der Weltmeisterschaft von Fußball-Weltverband FIFA an den Wüstenstaat im Jahr 2010, soll eine Vielzahl an Gastarbeitern im Rahmen der Bauarbeiten der Stadien gestorben sein. Zudem sollen sie laut Medienberichten in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht worden sein. Homosexuellen Paaren wird nahegelegt, sich öffentlich nicht zu küssen. Unlängst behauptete der katarische WM-Botschafter Khalid Salman, dass Schwulsein ein „geistiger Schaden“ sei.

Viele Düsseldorfer Kneipenbesitzer, die in der Vergangenheit von solchen Fußball-Events durch veranstaltete Rudelguck-Partys profitiert haben, kündigten bereits an, in diesem Jahr gänzlich auf die Übertragung der Spiele zu verzichten. Altstadtwirt Daniel Vollmer etwa erklärte bereits im August, dass er sich nicht an der Weltmeisterschaft bereichern will und den Fernseher in seiner „Retematäng-Bar“ an der Ratinger Straße auslassen wird (NRZ berichtete). Auch die Kneipe „Bilker Häzz“ wird keine Bilder aus Katar zeigen. Die Szenekneipe „Kassette“ in Oberbilk wird die WM ebenfalls boykottieren. Auch Stadttochter D.Live wird aufgrund der Menschenrechtslage in Katar keine Public-Viewing-Events in der Stockumer Arena oder im Rather Dome anbieten, teilte ein Sprecher im Oktober auf Nachfrage mit.

Die Flimmerkiste wird in Düsseldorf während der WM aber nicht in allen Kneipen ausgeschaltet bleiben: In der „Blende“ an der Friedrichstraße werden zumindest die Deutschland-Spiele gezeigt, auch im Benrather „Fuchs“ an der Börchemstraße „werden die Spiele gezeigt, die auch im öffentlich-rechtlichen TV übertragen werden“, teilte ein Mitarbeiter mit. An den Kasematten an der Rheinuferpromenade, beliebter Ort für WM- und EM-Partys, laufen die Spiele ebenfalls.

Kein Zulauf wie bei Sommer-WMs erwartet

In der Kneipe „Neußer Thor“ an der Benderstraße in Gerresheim werden die Spiele „beiläufig“ auf Bildschirmen gezeigt, Partys seien aber nicht geplant. „Wir erwarten eh nicht den Zulauf, wie sonst zu einer WM im Sommer, wo man auch eine Leinwand und Tische und Stühle draußen aufstellen kann“, verrät ein Mirarbeiter der Kneipe, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Zudem sehe er bei vielen Menschen noch eine Verunsicherung wegen der Pandemie: „Viele Leute sind weiterhin durch Corona abgeschreckt, sich lange mit mehreren Personen in geschlossenen Räumen aufzuhalten.“

Dass die WM im Winter stattfindet, nimmt auch auf die Planungen der beliebten Gaststätte Hoferhof an der Unterrather Straße Einfluss, wie ein Angestellter erklärt: „Bei uns steht noch nicht fest, ob wir die Spiele zeigen. Jetzt finden bei uns auch viele Gänse- und Weihnachtsessen im November und Anfang Dezember statt. Das könnte dann mit den Spielen der WM kollidieren.“