Düsseldorf. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller lud zur Bilanz-Pressekonferenz. Er sieht die Stadt nach zweijähriger Amtszeit auf einem guten Weg.

Düsseldorf ist eine Spitzenstadt, und zwar in vielen Belangen. Dies jedenfalls ließ Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am Montag in jedem dritten Satz während seiner Bilanz-Pressekonferenz fallen, zu der er nach zwei Jahren im Amt eingeladen hatte. Ort der Eigenlob-Veranstaltung: Die mondäne Sky-Lounge in der 19. Etage des Lindner-Hotels am Seestern, in der alles in schwarz-goldenen Farben gehalten ist und von deren Terrasse die Besucher einen tollen Blick über die Stadt genießen. Schon Vorgänger Thomas Geisel (SPD) lud gerne prätentiös zu solchen Veranstaltungen, mal ins Dreischeibenhaus, mal in das spektakuläre Bürogebäude Fürst & Friedrich. Keller, der stets bescheiden und bodenständig wirken möchte, macht es ihm gleich.

Nicht mit Mittelmaß zufrieden geben

Mit „Mut, Ambition und indem man sich nicht Mittelmaß zufrieden gibt“, habe man schon viele Ziele erreicht, bilanzierte Keller über den Dächern des linksrheinischen Düsseldorf. Vor allem das Thema Mobilität sieht der Rathauschef nach zwei Jahren im Amt ganz klar auf dem richtigen Weg. „Wir sind dabei, die Fahrrad-freundlichste Stadt der Republik zu werden, bauen immer mehr Radwege, haben mit der Errichtung der Radleitrouten von Osten nach Westen und von Norden nach Süden begonnen.“ Dabei habe es sich als richtige Maßnahme heraus gestellt, die IPM als Bautochter für die Velorouten mit ins Boot zu nehmen. „So werden die Projekte viel schneller umgesetzt“, meinte Keller, der auch den ÖPNV in den nächsten beiden Jahren „als Rückgrat für umweltfreundliche Mobilität“ weiter voran bringen will, und Düsseldorf zudem in Sachen Elektromobilität einen „Spitzenplatz“ einräumt: Aktuell habe man 600 Ladepunkte geschaffen, bis Ende 2023 sollen es rund 1000 sein.

61.000 Bäume für den Stadtwald

Apropos Nachhaltigkeit: Düsseldorf hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, dies sei, O-Ton Keller, „ein extrem ambitioniertes Ziel“. Dass in Düsseldorf Jahr für Jahr 60 Millionen Euro in den Klimatopf wandern würden, suche seinesgleichen. „Für 2022 sind alle Finanzmittel bereits in Projekten gebunden“, sagt Keller, der seine Stadt auch in Sachen „Klimaanpassung“ weit vorn sieht. Als Beispiele nannte der 52-Jährige das Vorhaben, 61.000 Bäume für den Stadtwald zu pflanzen (NRZ berichtete) und die diversen „Mikrowälder“, die quer durchs Stadtgebiet entstehen sollen.

Beim Thema Schulbau bleibt Keller fair und stellt die Leistung des Vorgängers Thomas Geisel heraus. „Ich konnte auf das zurückgreifen, was ich vorgefunden habe“, sagte der CDU-Mann. Allerdings würde man nun „mindestens mit der gleichen Intensität“ den Schulbau weiter vorantreiben. Bis Ende 2026, so Keller, wird Düsseldorf rund 1,5 Milliarden für den Schulbau ausgegeben haben. Quer durch alle Schulformen und Stadtteile: „Düsseldorfs Schülerinnen und Schüler werden auf Jahre hin ein gesichertes Lernumfeld vorfinden“, versprach Keller, der bis Ende 2025 auch – alle – Schulen der Stadt mit schnellem Internet versorgt haben will.

Imageschaden am Flughafen

Nachfragen musste man beim OB in Sachen Altstadt-Sicherheit. „Bis zum Sommer waren die Ergebnisse nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe“, so Keller. Nichtsdestotrotz sei man auf einem guten Weg, das könne man am zurück gehenden Beschwerdeaufkommen sehen und auch an der Zahl der Straftaten an sich. Aber sei immer noch viel zu tun vor Ort. „Den einzelnen Messerstecher werden wir aber nicht verhindern können“, sagte Keller und verwies einmal mehr auf die Verantwortung der Polizei. „Das ist dann Sache des Waffenverbotes.“

Und was ist mit dem Imageschaden durch die chaotischen Zustände am Flughafen? „Als Gesellschafter tun wir alles, damit dieses Qualitätsproblem beseitigt wird“, meinte Keller, verwies aber auch auf die komplizierten Zusammenhänge: „Der Flughafen funktioniert wie ein Uhrwerk, bei dem viele Dinge ineinander greifen. Aber zurzeit fehlt der Uhrmacher, der sich um die Reparatur kümmert.“

Am Ende hob der Rathauschef dann noch einmal die erschwerten Bedingungen in seiner bisherigen Amtszeit hervor – Corona, Klima, Krieg: „Alles, was wir seit zwei Jahren machen, tun wir, um eine Krisensituation zu bewältigen, die es so seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gab“, so Keller. Man habe nicht nur symbolisch Maßstäbe gesetzt (an Tag zwei des Krieges die Städtepartnerschaft mit Moskau auf Eis gelegt), sondern auch tatkräftig mit angepackt (Pakethilfsaktion für Czernowitz). Und auch im schnellen Aufbau der Impfzentren während der Pandemie sei Düsseldorf Vorbild für andere Städte gewesen.

KLARTEXT:

Das muss man Stephan Keller zubilligen. Der Mann hat die Amtsgeschäfte mitten in der Pandemie übernommen. Dann kam der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Während eine Krise bewältigt werden muss, ist es mit dem Gestalten nicht so leicht. Doch gerade vor diesem Hintergrund agiert der 52-Jährige zu halbherzig. Im Wahlkampf hat er sich als Hardliner präsentiert, jetzt eiert er bei vielen Themen herum (eine verbreitete CDU-Krankheit), weil er es sich mit der Autolobby (Anwohnerparken, Zurücknahme der Umweltspuren) und mit ins Zwielicht geratenen Investoren (Benko) nicht verscherzen will.