Düsseldorf. Hannah Hübecker von Fridays For Future Düsseldorf will eine umweltfreundliche Welt, die sich jeder leisten kann. Welche Wünsche sie dafür hat.
2018 und 2019 gingen bundesweit viele Schülerinnen und Schüler auf die Straße statt in den Freitagsunterricht, um für eine klimafreundlichere Politik zu demonstrieren. Das sorgte bei Teilen der Eltern und Lehrkräfte, aber auch in der konservativen Mittelschicht für großes Unverständnis. Fridays For Future (FFF) spülte sich durch die Klimaproteste auf die politische Tageskarte und sorgte auch medial für eine große Aufmerksamkeit.
Auch in Düsseldorf regte sich damals und seitdem Protest. Beim Kampf gegen den Klimawandel schwänzten auch im Stadtgebiet viele Schülerinnen, Schüler und Studierende beinahe jeden Freitag die Schule und die Uni, um eine Abkehr der bisherigen Umweltpolitik zu bewirken.
Forderungen nach günstigen Preisen
Hannah Hübecker war damals Teil der Bewegung, als sich die Protestwelle auch in der Landeshauptstadt ausbreitete. „Damals war ich in der Oberstufe, als das alles anfing. Und ich weiß noch, dass die Freitagsproteste für viel Streit in der Schule und bei den Eltern gesorgt haben“, erinnert sie sich.
Die 21-Jährige ist bis heute der Umweltbewegung treu geblieben, ist Mitgründerin von Fridays for Future Düsseldorf, mittlerweile sogar Sprecherin des hiesigen Ortsverbandes und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit. Der Kampf gegen den Klimawandel ist dabei für sie seit Jahren mehr als eine Herzensangelegenheit: „Mir wurde das im Laufe meiner Jugend immer wichtiger, weil ich gesehen habe, dass der Klimawandel meine Generation und mich irgendwann betreffen wird.“
Einige Menschen sehen eine umweltfreundlichere Politik, die FFF einfordert, kritisch, da sie auch mit höheren Kosten und Ausgaben verbunden ist. Finanziell schwächer gestellte Menschen und Familien müssen dann abwägen, ob sie auf kostspieligere, nachhaltige Produkte setzen oder doch eher auf Lebensmittel aus dem Discounter.
Das sieht auch Hannah Hübecker. Deswegen fordert sie ein Umdenken in der Preisstruktur. „Alle Menschen sollten und müssten es einfacher haben, sich umweltfreundlicher zu verhalten. Es kann nicht sein, dass beispielsweise eine Biogurke über zwei Euro kostet, wenn sie dann trotzdem mit Plastikfolie eingewickelt ist.“
Wunsch nach kostenlosem ÖPNV-Ticket
Dabei denkt sie auch an das Thema Mobilität und an die Debatte um das jüngst verabschiedete „Deutschlandticket“, dass wohl ab Januar für 49 Euro pro Monat zu haben ist und bundesweit gelten soll. „Der ÖPNV muss viel günstiger sein, um Anreize zu setzen, damit die Menschen auf das eigene Auto verzichten. Mit dem 49-Euro-Ticket ist auf jeden Fall ein erster Schritt in die richtige Richtung getan. Trotzdem wird sich das nicht jeder leisten können, anders als beim 9-Euro-Ticket.“
Zwar könne die Stadt den Preis des angekündigten ÖPNV-Tickets nicht alleine beeinflussen, dennoch könnte sich Düsseldorf ein Beispiel an anderen Kommunen nehmen, um den Nahverkehr zumindest innerstädtisch attraktiver zu gestalten. „In Düsseldorf könnte man darüber nachdenken, ein günstiges oder kostenloses ÖPNV-Ticket anzubieten. So, wie in Augsburg, wo es das Jahresticket für 365 Euro gibt.“
Viel Potenzial in Düsseldorf
Auch die Umweltpolitik der Stadt Düsseldorf müsse sich gerade aufgrund des Überschreitens der 1,5 Grad-Marke noch weiter ändern, so Hübecker weiter. Anders als in Essen, wo sie Medizin studiert, sehe die FFF-Sprecherin in der Landeshauptstadt dennoch viel Potenzial für eine grünere Politik. „In Essen passiert fast nichts, so ist zumindest mein Eindruck. Dafür laufen in Düsseldorf viele Projekte.“
So wurden zuletzt drei Mobilitätsstationen im Stadtgebiet eingeweiht, weitere sollen nach Ankündigung von Oberbürgermeister Stephan Keller noch in diesem Jahr folgen. Auch der Ausbau der Fahrradwege schreitet voran. Zudem werden in der Stadt immer mehr Gebäude begrünt, wie beispielsweise am Kö-Bogen.
Dass das Ganze aber kaum öffentlich erwähnt wird, stört Hannah Hübecker. Deswegen hätte sie eine große öffentliche Kampagne der Stadt gewünscht, so die Hochschulabsolventin: „Für große Städte wie Düsseldorf ist die Kommunikation sehr wichtig, um seinen Bürgern aber auch anderen Kommunen zu zeigen, was umweltpolitisch alles möglich ist. Dennoch stellt sich mir die Frage, warum die Stadt die Eröffnung der Mobilitätsstationen nicht noch weiter kommuniziert hat.“
Die kommenden zehn bis 15 Jahre entscheiden
Und trotz der vielen neuen Radspuren sieht die Umweltaktivistin die Stadt Düsseldorf noch nicht auf dem Weg zu einer Fahrradstadt angekommen. „Es gibt viele, super-ausgebaute Fahrradwege, die dann aber plötzlich mitten auf der Straße enden. Für viele Radfahrende ist das immer noch zu gefährlich.“
Um den drohenden, globalen Klimakollaps aufzuhalten, seien nun die kommenden zehn bis 15 Jahre entscheidend, glaubt Hübecker. Daher müsse auch die Stadt Düsseldorf umweltpolitisch einen erheblichen Beitrag leisten, um dabei mitzuhelfen, dass die Klimakatastrophe doch noch abgewendet werden kann.
Deswegen hat Hannah Hübecker auch direkte Forderungen an die Politikerinnen und Politiker der Stadt und des Landes: „Der Auf- und Ausbau erneubarer Energie muss weiter vorangetrieben werden. Überall wo es geht, müssen Solaranlagen auf die Dächer, es muss mehr Begrünung vor und an Gebäuden geben und der Zugang zum nachhaltigeren Leben muss für jeden Menschen in gleicherweise möglich sein. Damit wäre allen geholfen.“