Düsseldorf. Die Studierendenvertretung der Heinrich-Heine-Universität will neue Studenten über rechte Strukturen in Düsseldorf aufklären.

Als die Studentenvertretung (Asta) der Heinrich-Heine-Universität im April auf einer Informationsveranstaltung mit dem Vortrag einer Journalistin über Verbindungen von Burschenschaften ins rechtsextreme Milieu aufklären wollte, kamen auch ungebetene Gäste: „Mitglieder der Düsseldorfer Burschenschaft Rhenania-Salingia und einer Kölner Burschenschaft waren schon eine halbe Stunde vor Beginn da“, erklärt Lana Kalemba, Asta-Referentin. „Sie haben versucht, die Veranstaltung zu verhindern, haben uns beleidigt und bedroht, auch recht gewaltvoll versucht, sich Zugang zum Raum zu verschaffen.“ Ein verhängtes Hausverbot musste von der Polizei durchgesetzt werden, berichtet sie. Jetzt positioniert sich der Asta gegen eine Tagung der Deutschen Burschenschaft (DB), des Dachverbandes besagter Rhenania-Salingia, in Düsseldorf.

Burschenschaft mobilisierte zu Querdenker-Demos

Vom 21. bis 23. Oktober findet diese Tagung statt. Darüber, wer anwesend sein wird, seien öffentlich nur wenige Informationen zu bekommen, sagt Kalemba, die im Referat gegen Faschismus, Rassismus und Diskriminierung des Asta arbeitet. Die Rhenania-Salingia, die in ihrem Dachverband in diesem Jahr den Vorsitz habe, sei in naher Vergangenheit besonders dadurch aufgefallen, dass sie sich an den Demonstrationen der „Corona-Leugner“ beteiligt habe. Über eine Telegramgruppe habe die Verbindung versucht, Studierende zur Teilnahme zu gewinnen. Kritik an Maßnahmen sei dabei in Verschwörungstheorien gemündet. Auch über enge Verbindungen zur AfD berichtet Kalemba: „Im Letzten Landtagswahlkampf hat die Verbindung die AfD offen unterstützt. Mit Zacharias Schalley ist auch ein Rhenania-Mitglied für die AfD in den Landtag eingezogen.“

Gerade jetzt zu Semesterbeginn empfiehlt der Asta neuen Studenten, sich über das Geschehen in der Stadt zu informieren, genau hinzusehen, wenn sie Einladungen zu Veranstaltungen oder ein Angebot für ein WG-Zimmer bekommen. Die Rhenania bietet Studenten günstige Zimmer in ihrem Haus in Unterbilk an – bei den teuren Düsseldorfer Mieten besonders attraktiv. „Wir planen dazu aktuell einen Informationsflyer“, so Kalemba.

Auch in der Forschung zum Rechtsextremismus finden die Burschenschaften Beachtung. „In den Reihen der Deutschen Burschenschaft finden sich offen rechtsextreme und völkische Positionen“, erklärt Wissenschaftlerin Anke Hoffstadt. Sie forscht als Teil des Instituts „Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus“ (FORENA) an der Hochschule Düsseldorf (HSD). „Öffentlich aufgefallen ist das besonders 2011, als es den Versuch gab, zur Mitgliedschaft in den DB-Burschenschaften einen, so wurde das medial betitelt, ‚Ariernachweis‘ einzuführen.“ Zwar sei das Anliegen gescheitert, zeige aber, welche rassistischen und völkischen Ideen in den Reihen des Dachverbands gesellschaftsfähig sind, so Hoffstadt.

“Kaderschmiede“ für die AfD

Bei etlichen Mitgliedsburschenschaften gebe es Verbindungen zur extremen Rechten, erklärt sie – darunter auch bei der Rhenania-Salingia. So seien deren Mitglieder etwa daran beteiligt gewesen, das Magazin „Arcadi“ rauszugeben, das bis 2021 erschien. “Darin wurde eine extrem rechte Perspektive auf die Geschichte, ‘Volk’ und’Nation’ vertreten.“ Mit einer „Hochglanz“-Aufmachung sollte die Zeitschrift besonders junge Leute ansprechen. Ebenfalls aktiv im Umfeld der Burschenschaft ist Rechtsanwalt und Publizist Björn Clemens. Er war unter anderem Mitglied der Republikaner, vertritt juristisch oft Menschen aus rechtsextremen Kreisen und saß im Vorstand der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeschätzten Gesellschaft für freie Publizistik, erklärt Hoffstadt. 2020 fand er im Kontext des Düsseldorfer Karnevals öffentlich Beachtung, als das Carnevals Comitee dem Narrencollegium ein Ultimatum stellte, ihn aufgrund seines politischen Hintergrundes aus dem Verein auszuschließen, bei dem er bis dahin Mitglied war.

Die Burschenschaften funktionieren praktisch als „Kaderschmiede“ für die AfD, so Hoffstadt. Mitarbeiter von AfD-Mandatsträgern rekrutieren sich demnach etwa nicht selten aus Burschenschaften. Wie erfolgreich die Rhenania-Salingia an Universität und Hochschule Nachwuchs gewinnt, könne man schwer sagen, erklärt sie. Ein komplexes Feld seien die allesamt strukturkonservativen Burschenschaften allerdings. Über einen Kamm scheren könne man sie bei der Frage des Rechtsextremismus nicht – in den Verbänden seien durchaus Positions-Konflikte erkennbar. „Aber alle, die in der Deutschen Burschenschaft organisiert sind, wissen, mit welchen Positionen sie sich einlassen“, so Hoffstadt.