Düsseldorf. An der HSD hilft das Programm „Integra“ internationalen Studierenden auf dem Weg in den Arbeitsmarkt. Jetzt steht die Finanzierung infrage.
Fachkräftemangel ist seit Jahren ein Thema, wenn es um die deutsche Wirtschaft geht. Auch Programme des Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sollen helfen. Dazu gehört „Integra“, das ab 2016 ursprünglich Geflüchtete, seit 2019 alle internationale Studierende bei der Integration an ihrer Hochschule und dem Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt unterstützen soll. Auch an der Hochschule Düsseldorf (HSD) läuft dieses Programm seit Jahren mit großem Erfolg, berichtet Andreas Jentsch, Projektkoordinator im „International Office“ der HSD. Doch jetzt steht die Zukunft des Programms infrage: Kürzungen bei den Mitteln des Bildungsministeriums sollen zu einer Halbierung des Integra-Budgets führen, zeitweise stand sogar ein mögliches Ende des Projektes im Raum.
Studierende aus dem Ausland bleiben oft dauerhaft
„Das hätte verheerende Folgen“, so Jentsch und seine Kollegen. Als Studienstandort ist Deutschland international beliebt – gerade bei technischen Studiengängen hat die Bundesrepublik einen guten Ruf. Doch der Weg durch das Studium und auf den Arbeitsmarkt wartet für internationale Studierende mit Hürden auf. Von Sprachkursen über Bewerbungstrainings bis hin zu Networking-Coaching werden im Rahmen des Integra-Programms Hilfestellungen geleistet. Und: „Die meisten der Studierenden bleiben nach ihrem Abschluss in Deutschland“, erklärt Jentsch.
Er blickt auf viele Erfolgsgeschichten zurück, die er in den zwei Jahren, die er das Projekt leitet, begleiten konnte. Mehr als 170 Teilnehmende aus 34 Ländern waren bisher dabei – besonders aus Indien, Syrien, dem Iran und seit diesem Jahr auch der Ukraine.
Dazu gehört etwa der 26-Jährige Alaa Awad. Im Frühjahr 2014 musste er aus seinem Heimatland Syrien fliehen, der Weg führte ihn nach Deutschland. 2016 bekam er einen Aufenthaltstitel, mit Unterstützung von Familienmitgliedern in Deutschland lernte er in einem Jahr gut Deutsch. 2017 begann er ein Studium an der HSD: „Ich habe soziale Arbeit studiert. Seit diesem Frühjahr arbeite ich im Jugendamt in Garath“, erzählt er. Dort hatte er auch sein Praktikum während des Studiums absolviert. Dass er die Stelle bekam, verdanke er auch der Hilfe, die er an der HSD bekommen hat. „Mit Herrn Jentsch habe ich an vier Terminen Bewerbungen und Vorstellungsgespräche geübt“, so Awad. „Auch emotional wurde ich dabei gut vorbereitet.“ Dass er heute in seiner Wunschstelle arbeiten kann, verdanke er auch dieser Unterstützung. Und er kenne viele ehemalige Kommilitonen, die sogar noch mehr von den Hilfsangeboten profitieren konnten. Seine berufliche Zukunft sieht er auch langfristig in Düsseldorf: „Ich fühle mich hier zu Hause.“
Nachfrage nach Unterstützungsangeboten ist hoch
Die 27-jährige Sahar Emadabadi kam indes vor vier Jahren aus dem Iran nach Düsseldorf. Einen Bachelorgrad hatte sie schon in der Tasche, an der HSD begann sie ein Masterstudium im Bereich „Simulation und Experimentaltechnik“. Die Unterstützungsangebote nutze sie, lernte in einem Sprachkurs Deutsch auf dem „B2“-Niveau inklusive der Fachsprache für ihren Bereich. Später bekam sie Bewerbungstrainings. „Ich habe viel dabei gelernt“, so Emadabadi. Vor wenigen Wochen zahlte sich das aus: Sie meisterte ein Vorstellungsgespräch, bekam eine Stelle bei einem Energieunternehmen. „Das war ein großer Schritt für mich.“ Es wäre sehr schade, wenn das Projekt eingeschränkt oder gar beendet würde, findet sie. Sie kenne viele weitere internationale Studierende, die davon enorm profitieren, und so ihren Weg auf den deutschen Arbeitsmarkt finden. Auch sie sehe ihre berufliche Zukunft in Deutschland sagt sie. „Ich bin hier so weit gekommen, das werde ich nicht aufgeben.“
Die Nachfrage bei internationalen Studierenden ist hoch, erklärt Andreas Jentsch. Damit das Programm mit möglichst wenigen Einschränkungen weitergehen kann, planen er und seine Kollegen einen offenen Brief. Dabei soll der große Nutzen und die Erfolge des Programmes auch in die öffentliche Aufmerksamkeit kommen, erklärt er.