Düsseldorf. Auf den Grünflächen und in den Stadtparks in Düsseldorf herrschen kühlere Temperaturen als in den dicht-besiedelten Stadtteilen. Die Gründe.
Viel zu heiß und zu trocken – so bilanziert der Deutsche Wetterdienst den Sommer 2022 in NRW. Über Wochen stieg das Thermometer in Düsseldorf auf 30 Grad und mehr. Auch jetzt im September heizt die Sonne den Asphalt und dicht bebaute Straßenzüge noch spürbar auf.
Wer dann in ein Stadtgrün wie den Hofgarten in der Innenstadt, oder den Nordpark in Düsseldorf-Stockum wechselt, merkt gleich: Die Rasenflächen geben angenehme Kühle ab, oft weht ein frisches Lüftchen, die alten hohen Bäume spenden zusätzlich Schatten. „Der Boden wirkt wie eine natürliche Klimaanlage“, sagt Umweltamtsleiter Thomas Loosen. „Wasser, das in der Erde und den Pflanzen gespeichert ist, verdunstet und kühlt dadurch die Umgebung.“
Bis zu zehn Grad Unterschied
Diese Verdunstungskälte senkt die Temperaturen auch nachts: In Sommernächten kann es in der Düsseldorfer Altstadt bis zu zehn Grad wärmer sein als beispielsweise in den Bachtälern im Stadtteil Hubbelrath. Gerade angesichts des Rekordsommers rücken die Ergebnisse der Düsseldorfer Klimaanalyse von 2020 wieder in den Fokus.
Vor zwei Jahren wurde das Stadtklima erstmals flächendeckend mit einer computergestützten Modellierung untersucht. Das Ergebnis: Kalte Luft entsteht vor allem im Osten der Stadt und deren Außenbereichen, zum Beispiel an den unbebauten Hanglagen des Bergischen Landes in den Stadtteilen Rath, Ludenberg und Gerresheim, ebenso auf den Grünflächen des nördlichen Unterbachs, im Grafenberger und Gerresheimer Wald. Außerdem bilden sich in Düsseldorfer Parks wie etwa Nordpark, Volksgarten und dem Schlosspark Eller sogenannte Parkwinde.
Doch all diese kühlen Brisen wirken nicht bis in die dicht-bebaute und im Hochsommer oft aufgeheizte Innenstadt. Daraus folgt: „Düsseldorf muss von innen kühlen“, so Thomas Loosen. „Gerade unter den Anforderungen des enormen Wachstumsdrucks der Stadt“ sei es wichtig, die Kühlfunktion von Böden in die städtebauliche Planung einzubinden. Zu den Maßnahmen gehört etwa die Entsiegelung von Flächen. Zum Beispiel soll auf einem ehemaligen, rund 2000 Quadratmeter großen Gewerbe-Parkplatz an der Albertstraße in Flingern ein „Pocket-Park“ mit einem kleinen Wäldchen entstehen.
„Schlüsselmaßnahme“: Schaffung kühlender Böden
„Weiter unterstützt werden“, ergänzt Loosen, soll bei Trockenheit außerdem die Bewässerung von jungen Bäumen und Grünflächen im Stadtgebiet. Als „Schlüsselmaßnahme“ für die Schaffung kühlender Böden sieht er darüber hinaus die Renaturierung von Düsseldorfer Fließgewässern. Von den 59 Kilometern Bächen und Flüssen, für die der Stadtentwässerungsbetrieb zuständig ist, darunter Düssel, Kittelbach und Pillebach, sind bisher insgesamt 14 Kilometer umgestaltet worden: von zumeist betonierten Kanälen in naturnahe Gewässer mit teils üppig bewachsenen Uferbereichen.
Und was können Düsseldorfer Bürger tun, um die Kühlfunktion ihres privaten Grund und Bodens zu erhalten oder zu verbessern? Thomas Loosen hat einen Lösungsansatz: „Ganz wichtig: Flächenversiegelung vermeiden, also Boden nicht pflastern oder mit Kies zubauen.“ Natürlich können Pflasterungen auch wieder entfernt werden. „Wenn dann noch bienenfreundliche Stauden und Gewächse gepflanzt werden, entsteht zum Beispiel im Vorgarten eine summende, bunte, kleine Klimaanlage, über die sich auch bedrohte Arten freuen.“
Förderprogramm der Stadt
Zudem unterstützt die Stadt Düsseldorf mit ihrem Förderprogramm „Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünung“ (DAFIB) etwa Anpflanzungen auf wohnungsnahen privaten Haus-, Hof- und Gewerbeflächen. Auch die Entsiegelung von Boden wird dabei gefördert. Einzelne Begrünungsvorhaben können mit bis zu 20.000 Euro bezuschusst werden, Projekte des urbanen Gärtnerns werden mit bis zu 5000 Euro von der Stadt unterstützt.