Düsseldorf. Die Akteure der evangelischen Jugendarbeit haben einen neuen Standort. In der dazugehörigen Kirche darf auch experimentiert werden.

„Das Programm der Jugendkirche ist auf Lebendigkeit aufgebaut“, sagt Karl-Herman Otto, Leiter des Evangelischen Jugendreferats. Lebendigkeit und „Bewegung“, das soll den neuen evangelischen „Campus Jugend“ an der Oberbilker Kruppstraße auszeichnen. Dabei rücken Jugendreferat, Jugendkirche und der evangelische Jugendverband (EJD) aus ihren bisher getrennten Räumen in der Altstadt eng zusammen. Sie alle finden in der Christuskirche und den anliegenden, frisch renovierten Gemeinderäumen Platz. Gemeinsam präsentierten Otto, Jugendreferent des Kirchenkreises Oliver Boeddrig, Pfarrer Martin Fricke sowie Jule Müller und Jonas Einck aus dem Vorstand des EJD den neuen Campus vor.

„Labor“ für Gottesdienste

„Die Jugendkirche hat jetzt endlich ein eigenes Kirchengebäude“, freut sich Fricke. Das Gotteshaus wird ab jetzt für vielfältige Veranstaltungen der Jugendarbeit verwendet. EJD-Ehrenamtler haben Schlüssel und können das Gebäude weitgehend selbstständig nutzen. Dabei soll es auch als „Labor“ dienen – als Ort, an dem etwa mit neuen Formen des Gottesdienstes experimentiert werden kann. Bei der Eröffnungsfeier am 16. September geht es damit direkt los: „Satt und selig“ ist das Motto, unter dem ein Gottesdienst mit einem gemeinsamen Dinner verbunden wird. Danach gibt es für die Jugendlichen eine Party. Dass die Akteure der evangelischen Jugendarbeit in jetzt alle in nächster Nähe sitzen, soll auch zu einer engeren Zusammenarbeit führen.

„Wir sind der größte Jugendverband in Düsseldorf“, erklärt Jonas Einck. Der neue Raum wird dem gerecht: Monatliche Mitgliederversammlungen mit 50 jungen Leuten aus allen Stadtteilen können nun in der Kirche abgehalten werden. Eine Fläche in der Größe von rund zwei Fußballfeldern bietet das Areal des neuen „Campus“, schätzt Oliver Boeddrig. Einzigartig macht es die Christuskirche, aber auch die Anbindung. Der neugotische Backsteinbau ist vom Oberbilker Markt zu Fuß in kaum zwei Minuten zu erreichen. Auch der Fußweg vom Hauptbahnhof dauert nur 15 Minuten. Erreichbarkeit war für den Campus sehr wichtig. Der neue Ort soll für Jugendliche aus dem ganzen Stadtgebiet so zugänglich und einladend wie möglich sein. Dazu sei die schnelle Erreichbarkeit des Rathauses und die Nähe zum Jugendamt entscheidend.

Urban Gardening im Kirchgarten

Bei der Gestaltung des Innenraums der Kirche bringt die Jugend ihre Vorschläge ein. So etwa dazu, was mit den rauen, grau-weißen Wänden im innern passieren soll. „Wir haben viele Ideen“, sagt Jonas Einck. Besonders die Wände bedürfen einer Neugestaltung, denkt der Ehrenamtler. Vorschläge reichen bisher von einem Neuanstrich über eine weitergehende künstlerische Gestaltung bis hin zu unzähligen Postern. Was letztlich passiert, wurde noch nicht entschieden. Was bereits jetzt auffällt: Die große, hölzerne Jesusfigur hinter dem Altar trägt eine Regenbogenfahne um die Hüften. „Die haben wir nach dem CSD aufgehangen“, erklärt Jule Müller. Auch den Garten hat die evangelische Jugend schon geprägt: “Wir betreiben Urban Gardening als Nachhaltigkeitsprojekt“. Bereits jetzt gedeihen dort mehrere Gemüsesorten. Vor Ort wurde außerdem ein „Smart-Gardening-System“ installiert, das Wässerung automatisch vornehmen kann – falls mal ein paar Tage niemand zum Gießen vor Ort ist. Und es wird noch lebendiger: Auch einige im Garten gelassene Bienenstöcke sollen bald wieder bevölkert und gepflegt werden, verrät Boeddrig. Und ein Schmankerl: Die riesige Kirchenorgel ist auch noch benutzbar – und eine Kirchenmusikerin bot Jugendlichen bereits eine Einführung ins Orgelspiel.

Missionieren wolle man mit dem Projekt nicht, erklärt Karl-Herman Otto. Doch die Kirche ist darauf angewiesen, vermehrt junge Leute zu erreichen, besonders in Milieus, die bisher wenig Kontakt mit ihr haben. Mit dem „Campus“ soll der „Neustart“ der Jugendarbeit nach der schwierigen Corona-Zeit ein voller Erfolg werden.