Düsseldorf. So genannte Fehlerfeststellung der Bundes-Finanzdienstleistungsaufsicht: Preis fürs Glasmacherviertel mindestens 170 Millionen zu hoch angesetzt.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat beim Konzernabschluss der stark in die Kritik geratenen Adler Gruppe eine krasse Überbewertung des Glasmacherviertels im Stadtteil Gerresheim festgestellt. Das Projekt wurde von dem Immobilienunternehmen mit 375 Millionen Euro angesetzt und damit mindestens 170 Millionen Euro und bis zu 233 Millionen Euro zu hoch, verglichen mit früheren Kaufpreisen und unabhängigen Bewertungen. Die BaFin gibt erstmals eine solche Fehlerfeststellung noch im laufenden Prüfverfahren heraus. Adler will gegen die Feststellung juristisch vorgehen.

Zahlen und Handlungen „rechtlich mindestens grenzwertig“

Harald Schwenk, wohnungspolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion ist fassungslos: „Die BaFin zeigt deutlich auf, wie spekulativ und rechtlich mindestens grenzwertig die Zahlen und Handlungen der Adler Gruppe beim Glasmacherviertel sind. Die Feststellung der BaFin begrüßen wir sehr, wenngleich wir hier nur die Spitze des Eisbergs sehen dürften. Düsseldorf wartet auf die dringend benötigten neuen Wohnungen, Adler wartet auf den nächsten Spekulanten und den Weiterverkauf.“

In 2021 hatte die Adler Gruppe die Überbewertung teilweise zurücknehmen müssen. Adler-Chef Thierry Beaudemoulin kündigte im Rahmen der Hauptversammlung vor einigen Wochen auch an, dass einige Entwicklungsprojekte mit einem moderaten Verlust gegenüber der Bewertung verkauft werden könnten, um in der Zukunft unverhältnismäßige Risiken zu vermeiden.

Enteignung vorstellbar

Das Projekt ist aus Sicht der Grünen aber immer noch so teuer bewertet, dass eine tatsächliche Umsetzung in den Sternen steht. Schwenk: „Die aufgeblasenen Grundstückskosten verhindern weiterhin den Bau von über 1000 Wohnungen, Einzelhandels- und Gewerbefläche, Kitas, einer Schule, Parks und Grünflächen. Ein moderater Abschlag beim Verkauf wird nicht ausreichen, um hier endlich vom Spekulieren zum Bauen zu kommen.“ Man setze weiterhin darauf, Adler bei allen brachliegenden Projekten in Düsseldorf unter Druck zu setzen.

„Für Gerresheim und Benrath haben wir bereits die Vorbereitung von sogenannten Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen angeschoben, an deren Ende auch die Enteignung stehen kann“, so Harald Schwenk.