In der Landeshauptstadt Düsseldorf wäre eine christliche Trauung trotz Kirchenaustritt gar nicht erst möglich gewesen.
Steht die Hochzeit von Christian Lindner und Franca Lehfeld etwa unter keinem guten Stern? Denn Beide müssen aktuell einiges an Kritik einstecken – auch aus Düsseldorf. Grund dafür: Sie haben kirchlich auf Sylt geheiratet ohne Mitglieder in der Kirche zu sein. In der Landeshauptstadt ist sowas nicht möglich.
„Einer der Partner muss in der Kirche sein“
Anders als bei der Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner und Ehefrau Franca, gilt im Rheinland weiterhin der alt-bekannte sakrale Status quo: „Einer der beiden Partner muss in der Kirche sein, sofern man in einer evangelischen Kirche heiraten will. Das gibt die Rheinische Kirchenordnung vor“, stellt Heinrich Fucks, Superintendent der evangelischen Kirche Düsseldorf, klar.
Dass der FDP-Politiker und seine Frau auf Sylt dennoch kirchlich getraut wurden, obwohl sie längst aus der Kirche ausgetreten sind, habe aber nichts mit einem Promi-Bonus zu tun. „In der Nordkirche gibt es seit 2019 einen Erprobungsprozess in den norddeutschen Bundesländern, bei dem man auch Menschen Hochzeiten ermöglicht, obwohl man nicht mehr der Kirche angehört“, erklärt Fucks.
Evangelische Kirche ist von kirchliche Trauung überrascht
Durch diesen Prozess will die evangelische Kirche in Norddeutschland „kirchenfernen und religiös suchenden Menschen Zugänge zu Sakramenten wie Amtshandlungen“ erleichtern, wie die evangelisch-lutherische Kirche in Norddeutschland erklärt. Dennoch zeigte sich Heinrich Fucks überrascht darüber, dass Christian Lindner sich für den Gang vor den kirchlichen Traualter entschied: „Herr Lindner ist bislang nicht dafür bekannt, ein großer Kirchenfreund zu sein.“
Während die katholische Kirche Düsseldorf sich nicht zu dem Thema äußern wollte, findet Ricarda Hinz hingegen klare Worten. Sie ist Vorsitzende des Düsseldorfer Aufklärungsdienstes, einem Verein von Konfessionslosen, der sich für die Trennung von Staat und Kirche engagiert. „Je höher die politische Stellung ist, desto näher kommt man zur Kirche“, so die Vorstandsvorsitzende.
Das habe sie schon oft genug bei Politikern beobachtet. Hinz überrascht es deswegen nicht, dass Lindner, der sonst öffentlich eine Distanz zur Kirche gewahrt hat und durch den Kirchenaustritt offensichtlich nicht den Glauben teile, nun doch kirchlich geheiratet hat.
Und das obwohl es mittlerweile zahlreiche Alternativangebote, wie die freien Trauungen, gebe. Das zeige für Hinz nur einmal mehr wie nah sich die Kirche und der Staat stehen.