Düsseldorf. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller und NRW-Innenminister Reul eröffneten am Montag die gemeinsame Anlaufstelle von Stadt und Polizei.

„Wir versuchen schon zu deeskalieren, bevor sich die Leute gegenseitig auf die Fresse hauen. Aber: Selbstschutz geht vor!“ Tiemo Imhof ist Pädagoge, Sozialarbeiter, derzeit vor allem aber Streetworker, weil er eben in erster Linie auf der Straße im Einsatz ist. Von daher muss er seine Worte auch nicht immer auf die politisch korrekteste Weise wählen. Das ist gut so, denn der 34-Jährige geht dahin, wo es weh tut – oder zumindest weh tun kann – und wo eine Ansprache auch einmal grobkernig ausfallen muss. Der Mann, der für die städtische Jugendhilfe arbeitet, ist seit Mitte Mai am Rheinufer und in der Altstadt unterwegs. Dort also, wo in den vergangenen Wochen und Monaten immer neue Gewaltdelikte für blutige Schlagzeilen sorgten. „Wir leisten Präventionsarbeit und sehen uns als Unterstützung für Polizei und OSD“, sagt Imhof.

Erst undercover, jetzt gut zu erkennen

Waren er und seine Kollegen zuletzt noch undercover im Einsatz, sind die Streetworker ab dem kommenden Wochenende an ihren schwarz-bunt-gesprenkelten Jacken gut sichtbar. Denn ab Freitag öffnet am Rathausufer 8 nach mehrwöchigen Renovierungsarbeiten auch die gemeinsame Anlaufstelle von Stadt und Polizei, kurz GASt genannt, ihre Türen. Das etwa 80 Quadratmeter große Büro unweit des Burgplatzes soll auch als „Hauptquartier“ für die Streetworker dienen. Sie gehen dann in zwei Zweierteams von 17 Uhr am Nachmittag bis 2 Uhr nachts auf Streife. Ihre Zielgruppe sind Jugendliche zwischen zwölf und 28 Jahren.

Fast nur positives Feedback

In den vergangenen Wochen habe man von denen auch „fast nur positives Feedback bekommen“, berichtet Imhof. „Einige Gruppen erkennen uns bereits und haben uns auch schon erzählt, wann sie wo welche Scheiße gebaut haben.“ Viele Kontakte sind also schon geknüpft, die Streetworker wurden als Ansprechpartner wahrgenommen. Wobei auch Imhof weiß, dass es in diesem riesigen XXL-Freiluftjugendzentrum zwischen Rhein und Altstadtpflaster auch fürchterlich zur Sache gehen kann: „Wir tragen nicht-sichtbare stichfeste Westen. Wir können gut abwägen, wann es besser ist, nicht einzuschreiten.“

Da sind ja dann auch noch Polizei und Ordnungsamt. „Die neue gemeinsame Anlaufstelle ist mit ihrer Lage am Rheinufer der ideale Ausgangspunkt für eine einheitliche Vorgehensweise gegen Lärm, Vermüllung und Gewalt“, sagte am Montag Oberbürgermeister Stephan Keller, als er mit dem alten und neuen NRW-Innenminister und CDU-Kollegen Herbert Reul das Büro offiziell eröffnete. Der Rathauschef glaubt fest daran, durch die Einführung dieses „Brückenkopfs“ die Sicherheit in der Altstadt erhöhen „und strafbare Handlungen wie auch Ordnungswidrigkeiten verhindern“ zu können.

Minister Reul sieht ein Symbol

Die GASt wird nun immer an den Wochenenden von 16 bis 1 Uhr geöffnet sein, für Publikum steht sie jeweils von 16.30 bis 20 Uhr offen. Sie ist nicht zu verstehen als Beschwerdestelle oder Zufluchtsort für Opfer von Gewalttaten, schon gar nicht als Ort für eine Ingewahrsamnahme, dies betonten die Verantwortlichen am Montag mehrmals. Es soll eher ein Ort zum Rückzug, zur Besprechung für die Einsatzkräfte sein. „Sicher aber kann man diese neue Stelle am Rathausufer als Symbol sehen“, sagte Minister Reul. „Allein, dass es diese Stelle gibt, wird die Altstadt und das Rheinufer ein bisschen sicherer machen“, meint er. „Es geht darum, in der Kriminalitätsbekämpfung Stück für Stück voran zu kommen. Das ist uns hier gelungen.“