Düsseldorf. Am Ostersamstag läuft die traditionelle Friedensdemo durch die Stadt. Doch die Vorzeichen haben sich geändert, denken einige Düsseldorfer.
„Klar hat der Ostermarsch jetzt eine besondere Aktualität“, sagt Linken-Ratsherr Helmut Born, „Allerdings steht das Ganze jetzt unter ganz anderen Vorzeichen.“ Am Samstag, 14.30 Uhr, zieht der Düsseldorfer Ostermarsch vom Hauptbahnhof aus durch die Innenstadt zur Reuterkaserne. Über die Jahre ist der traditionelle Friedensmarsch kleiner geworden – unter den Teilnehmern finden sich Gewerkschafter, Politiker und Friedensaktivisten.
Born: „Es ist heute komplizierter geworden“
Viele Düsseldorfer blicken auf Jahrzehnte der Ostermärsche zurück. So auch Born, der seit den Achtzigern teilnimmt. „Damals, im Kalten Krieg, ging es um die nukleare Aufrüstung der USA und Sowjetunion“, erklärt Born. „Heute überfällt Russland, ein ehemals realsozialistisches, heute kapitalistisches Land, die Ukraine.“ Das müsse eindeutig verurteilt werden, so Born, es sei nicht zu rechtfertigen oder zu relativieren. Klar sei auch, dass gehandelt werden müsse. „Es ist heute komplizierter geworden.“
Dennoch: Dass der Ukrainekrieg, der von vielen Menschen als Bedrohung empfunden werde und – auch durch ankommende Geflüchtete – nahe gehe, den Friedensmarsch dieses Jahr relevanter machen werde, davon geht Born aus. Sein Kreisverband ruft zur Teilnahme auf.
Diskussion um Bundeswehr-Rüstung
„Friedensmärsche sind immer aktuell“, sagt SPD-Vorsitzende und Landtagskandidatin Annika Maus, „vielleicht jetzt noch aktueller als sonst“. Während die Partei für Samstag nicht zur Teilnahme aufrufe, liefen dennoch traditionell viele Sozialdemokraten mit, so Maus. Dass aber auch schwierige Fragen anstehen, sei klar. So heißt es schließlich von den Ostermarsch-Organisatoren: „Die von der Bundesregierung geplante Aufrüstung der Bundeswehr, das 100 Milliarden Sondervermögen und die Erhöhung des Militärhaushaltes auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung lehnen die Ostermarschierer als Schritt in die falsche Richtung ab.“
Auch in der Regierungspartei SPD gebe es über diese Pläne Diskussionen, erklärt Maus. „Ich persönlich gehöre zu denen, die der Meinung sind, dass wir eine vernünftig ausgerüstete Bundeswehr brauchen“, so die Sozialdemokratin. Ein Einfluss auf sie seien dabei auch Eindrücke aus einem halben Jahr gewesen, in dem sie selbst Soldatin war, bevor sie aus Gesundheitsgründen auf eine Offizierslaufbahn verzichtete, so Maus.
DGB ruft zu Ostermärschen auf
Der DGB ruft auch in diesem Jahr zur Teilnahme auf. „Wir wollen ein starkes Zeichen setzen, dass sich die Menschen in unserem Land für eine europäische und internationale Friedensordnung engagieren“, so DGB-Chefin Sigrid-Wolf, „die auf den Prinzipien der Freiheit, der Wahrung der Menschenrechte, der Selbstbestimmung und der Gerechtigkeit beruht“. Der Angriffskrieg Russlands sei ein beispielloser Angriff auf diese Friedensordnung und aufs Schärfste zu verurteilen, fügt sie hinzu. Gewerkschaften seien immer auch friedensbewegt, und so seien seit jeher viele DGB-Mitglieder dabei. Auch, wenn sich dort Gruppen beteiligen, mit denen sie nicht einer Meinung sind, räumt Wolf ein – etwa die linksradikale MLPD.
GEW-Geschäftsführerin Sylvia Burkert nahm seit den Achtzigern immer wieder an Ostermärschen teil. Dieses Jahr wird sie nicht dabei sein. Auch, weil die Ostermärsche in jetziger Form nicht mehr zeitgemäß seien: „Ich bin der Meinung, der Ostermarsch muss sich heute neu aufstellen“, so die Gewerkschafterin. Schließlich sei die Situation nicht mehr wie im Kalten Krieg – besonders vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges.