Düsseldorf. Massenweise Flüge wegen ganztägigem Streik der Fluggastkontrolleure gestrichen. Von 280 Flugbewegungen sind am Freitag 160 ausgefallen

Es war Zufall, dass ausgerechnet am Freitag die Webcam des Düsseldorfer Flughafens für die Abflughalle ausgeschaltet war, während die Kameras fürs Vorfeld liefen. Das waren technische Gründe, hieß es vom Flughafen. Und so ließen sich die teils chaotischen Zustände im Terminal über die Webcam auf der Flughafen-Internetseite dus.com nicht verfolgen.

Ab 3 Uhr wurde gestreikt - bis Mitternacht

Nur wenige Kontrollstellen waren besetzt

Die Gewerkschaft Verdi hatte die Mitarbeiter der Fluggastkontrolle von 3 Uhr früh bis Mitternacht zum Streik aufgerufen. „Wir haben 99 Prozent Streikbeteiligung“, sagte der zuständige Gewerkschaftssekretär Özay Tarim von Verdi. Nur wenige Kontrollstellen für abfliegende Passagiere waren nach seinen Angaben am Freitag am Flugsteig A geöffnet. An den Flugsteigen B und gab C gab es keine Sicherheitskontrollen, deren Zugänge blieben geschlossen.

Streikende in der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens.
Streikende in der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Das zuständige Sicherheitsunternehmen „Deutscher Schutz- und Wachdienst“ (DSW) hatte kurzfristig einige Mitarbeiter „aus anderen Bereichen zusammengekratzt“, so Verdi. Zusätzlich stellte die Bundespolizei einige Regierungsangestellte für die Fluggastkontrolle ab. Statt der geplanten mehr als 300 Kontroll-Profis sollen nur etwa 30 Kräfte, unter anderem aus der Verwaltung und Ausbilder, im Einsatz gewesen sein.

Flughafen-Chef schaute sich im Terminal um

Doch das wenige Personal reichte bei weitem nicht aus, die Passagiere abzufertigen. Im Laufe des Tages wurde die Situation in der Abflughalle immer chaotischer. Um kurz nach 14 Uhr standen hunderte Menschen dicht an dicht vor dem Flugsteig A, es ging nichts mehr. Die Fluggesellschaften stellten zeitweise das Check-In ein. Flughafen-Chef Thomas Schnalke überzeugte sich selbst im Terminal von der chaotischen Situation und ließ sich auch bei der Streikleitung blicken. Verdi-Aussagen, wonach Schnalke davon gesprochen habe, zu überlegen, den Flughafen wegen der Situation gar zu schließen, widersprach die Flughafen-Pressestelle jedoch.

Verdi kritisiert Flughafen und Airlines

Özay Tarim übte unterdessen scharfe Kritik an der Flughafen-Geschäftsführung. „Dort wurde völlig versagt, der Flughafen hat unverantwortlich gehandelt und ganz alleine die Situation am Freitag zu verantworten“, sagte der Verdi-Mann. Denn: Anders als bei einem Streik am Mittwoch am Kölner Flughafen habe Verdi nicht erst am Abend vorher, sondern am Morgen vor dem Streiktag auf die Aktion in Düsseldorf aufmerksam gemacht – um Flughafen, Fluggesellschaften und Fluggäste nach eigener Aussage frühzeitig zu warnen. „Und trotzdem haben Flughafen und Airlines die Passagiere zum Flughafen kommen lassen“, so Tarim. „Dabei muss die äußerst hohe Streikbereitschaft bei uns doch allen bekannt sein.“

Während der Flughafen am Donnerstag in einer Pressemitteilung Passagiere nicht darum bat, möglichst nicht zu fliegen oder nicht zum Airport zu kommen, warnte Eurowings bereits. Die Fluggesellschaft, die mit Abstand die meisten Flüge in Düsseldorf anbietet, hatte bereits am Donnerstag zahlreiche Flüge gestrichen und ihren Kunden bereits einen Tag vor dem Streik Umbuchungen angeboten.

Für Freitag waren laut Flughafen 280 Starts und Landungen geplant mit 26.700 Fluggästen. Ab dem frühen Nachmittag waren so gut wie alle Abflüge gestrichen. Der Flughafen teilte am Nachmittag mit, dass 90 Abflüge und 70 Ankünfte annulliert worden seien – und sprach entgegen anderer Bilder und Eindrücke aus dem Terminal in einer Pressemitteilung von einer „weiterhin entspannten Situation“...

Gereizte Stimmung bei den Fluggästen

Unter den Fluggästen am Flughafen wurde die Stimmung im Laufe des Tages immer gereizter. Entweder, ihre Flüge waren bereits storniert. Oder aber, sie hatten eingecheckt, kamen aber nicht durch die Sicherheitskontrollen. Es gab Pöbeleien und Beschimpfungen gegenüber den Streikenden.

Einige Airlines fuhren ihre Fluggäste mit Bussen nach Köln, Weeze oder von wo sie dann starten konnten.

Gestreikt wurde für mehr Lohn. In den ersten beiden Verhandlungsrunden für die bundesweit 25.000 Beschäftigten gab es kein Ergebnis.