Düsseldorf. Unter den Düsseldorfer Karnevalisten gibt es positives Echo, dass der Rosenmontagszug nicht ausfällt, sondern in den Mai verschoben wurde.
Feiern um jeden Preis kann nicht das Motto des Düsseldorfer Karnevals in Corona-Zeiten sein. Daher hat sich wie berichtet das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) unter Einbeziehung der wichtigsten Karnevalsgesellschaften dazu entschlossen, den Rosenmontagszug auf Mai zu verschieben. Welches Echo hat dieser Beschluss bei den Düsseldorfer Karnevalisten ausgelöst?
Jacques Tilly etwa hält die Verlegung des Rosenmontagszuges auf den 8. Mai für eine „sehr gute Lösung“. Es sei besser, als sehenden Auges in eine Totalabsage zu rasen“, betont der Bildhauer und Düsseldorfer Obernarr, der alljährlich an den tollen Tagen mit seinem bunten Mottowagen für weltweites Aufsehen sorgt. „Es wird ja kein Dauerzustand sein, dass wir im Mai feiern.“ Was den Bau seiner Mottowagen angeht, sagt Tilly: „Wir werden die Wagen, mit denen wir jetzt bereits angefangen haben, bis Januar weiterbauen und dann wohl eine Pause bis Frühling machen.“
Politische Entscheidungen werden die weiteren Planungen beeinflussen
OB Stephan Keller stellt sich ebenso hinter die Entscheidung: „Ich halte die Verschiebung für sinnvoll. Es ist besser, wenn die Menschen im Mai deutlich unbeschwerter feiern können.“
„Wir sind sehr glücklich über die Entscheidung, dass der Rosenmontagszug nur verschoben wird. Wir haben bereits für 35.000 Euro Wurfmaterial erworben“, erklärt Dirk Kemmer, Vorsitzender der Prinzengarde Rot-Weiss. „Diese Entscheidung vermittelt ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl und Weitsicht.“ Alles sei nun besser planbar, obwohl die Prinzengarde ihren „Ball International 2021“ bereits auf den 2. April verschoben hatte, bevor die Entscheidung zum Rosenmontag gefallen war. „Wie wir mit neun weiteren Veranstaltungen unseres Verein umgehen, ist noch nicht entschieden“, erklärt Kemmer und verweist in dieser Hinsicht auf die nächsten politischen Entscheidungen der Ministerpräsidenten, deren Sitzung am 9. Dezember weitere Klarheit bringen wird.
Positive Reaktionen aus den Kreisen der Karnevals-Gesellschaften
Dass Köln dem Düsseldorfer Vorpreschen folgen wird, glaubt Kemmer nicht: „Dort deutet sich an, dass die Kölner das so durchziehen wollen wie es geplant war.“ Aus den anderen Karnevalshochburgen gab es am Donnerstag harsche Kritik wegen der Entscheidung in Düsseldorf.
Ähnlich sieht es auch der Präsident der Prinzengarde Blau-Weiss. „Jeder ist da für sich selbst verantwortlich, und ich denke, wir in Düsseldorf haben eine gute Entscheidung getroffen“, sagt Lothar Hörning, der sich vorstellen könnte, sogar mal nach Mainz oder Köln am Rosenmontag zu fahren, um sich das mal anzuschauen, wozu er sonst nie Gelegenheit hat. „Im Verein haben wir auch nur positive Reaktionen erhalten“, so Hörning. Sein Verein habe die Kamelle noch nicht bestellt und Wurfmaterial mit längerem Haltbarkeitsdatum ausgewählt. „Den Kinderkarneval werden wir nach draußen verlegen, die Brauhausparty ins Frühjahr verschieben und die Tendenz bei der Kostümsitzung geht dahin, dass sie wohl ausfällt, wir aber den Künstlern einen Ersatz bieten wollen.“
KG Regenbogen hat eine große Sitzung bereits gefeiert
Die KG Regenbogen ist indes froh, dass ihre Nachtsitzung am vergangenen Samstag mit reduzierter Gästezahl so gut über die Bühne gegangen ist. Dafür wurde die Vereins-Weihnachtsfeier abgesagt. „Im vergangenen Jahr waren wir die Ersten, die ihre Veranstaltungen abgesagt haben, daher haben wir großes Verständnis für die Verschiebung“, sagt Norman Sandrock, Sprecher der KG. „Wenn man 20.000 Euro für den Wagen im Rosenmontags-Zug ausgibt, ist man froh, dass dieser nicht ganz ausfällt.“
Ganz auf Saal-Karneval verzichtet die KG Jecke Pänz, die ihr erstes Jubiläum mit 1 x 11 Jahren in dieser Session groß feiern wollte, aber schon längst die Planungen korrigiert hat. „Vielleicht können wir das in der verlängerten Session noch richtig feiern“, meint Präsident Christoph Bock, der die Verlegung des Rosenmontagszuges für die „einzig richtige Entscheidung“ hält.
Düsseldorfer Linke regen sich über den Termin im Mai auf
Harsche Kritik kommt indes von der Düsseldorfer Linken. Am 8. Mai gedenken wir international des Kriegsendes und der Opfer des Nationalsozialismus, gerade in den Augen der internationalen Öffentlichkeit wäre ein Karnevalsumzug am 8. Mai deshalb pietätlos und geschichtsvergessen“, sagt Linke-Fraktionssprecherin Julia Marmulla. Sie fordert OB Keller auf, „im Gespräch mit dem CC“ ein anderes Ausweichdatum zu suchen.