Düsseldorf. Der neue Verein Housing First sucht Wohnungseigentümer, die an Obdachlose vermieten. Der zugrundeliegende Ansatz ist international erfolgreich.
Seit fünf Jahren praktiziert Fiftyfifty das „Housing-First“-Modell. Dabei werden Langzeitobdachlose direkt in reguläre Mietverhältnisse vermittelt und dabei betreut, wieder in die Gesellschaft zu finden. Rund 60 Menschen hat der Verein seitdem aus der Wohnungslosigkeit geholt – doch stieß er damit an seine Grenzen, erklärt Geschäftsführer Hubert Ostendorf. Ein neuer Verein soll jetzt mit Förderung der Stadt das Projekt auf eine größere Stufe bringen: „Housing First Düsseldorf“ ging Anfang November an den Start.
Zwischen 250 und 400 Düsseldorfer auf der Straße
„Zur Zeit Leben in Düsseldorf etwa 1400 Menschen in kommunalen Unterkünften“, sagt Miriam Koch, Leiterin im Amt für Migration und Integration. Dazu kommen geschätzt 250 bis 400 Menschen, die auf der Straße leben. Gleichzeitig ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt seit Jahren angespannt.
Dabei gibt es für Obdachlose ein weiteres Hindernis: „Das sind Zugangsprobleme“, erklärt Anne van Rießen, Professorin an der Hochschule Düsseldorf und nun Vorstandsmitglied bei „Housing First“. Bei den vielen Interessenten, die auf Kleinstwohnungen kommen, seien Obdachlose ganz unten auf der Liste der Wohnungsanbieter. Den Zugang gelte es durch den Verein herzustellen. Denn Studien über den seit den Neunzigern zuerst in den USA praktizierten Ansatz zeigen: „Achtzig bis neunzig Prozent der Menschen bleiben in den Wohnungen“, so die Wissenschaftlerin. Das sei auch für die Kommunen und Länder eine deutliche Kostenersparnis im Vergleich zu anderen Obdachlosenhilfen.
Appell an private Wohnungseigentümer
Fifityfifty hatte bisher vor allem selbst Wohnungen gekauft und vermietet, etwa 45 in den letzten Jahren. Das lag vor allem an den Schwierigkeiten, bereitwillige Vermieter zu finden. Der neue Verein appelliert jetzt besonders an private Wohnungseigentümer., die in Düsseldorf die große Mehrheit des Wohnraums besitzen.
Einen Beitrag dazu leistet „Runter von der Straße“. Drei Wohnungen kaufte die Gesellschaft, zu der neben den Gründern, Thalia-Geschäftsführer Michael Busch und Notar Armin Hauschild, auch der beruflich im Handel tätige Patrick Weiß gehört. Die Vermietung an Obdachlose sei bisher ein großer Erfolg „Es funktioniert sehr, sehr gut.“ Mit den positiven Erfahrungen treten sie an Wohnungseigentümer in ihren Netzwerken heran, um sie von dem Projekt zu überzeugen. Ihr optimistisches Ziel: Alle Düsseldorfer, die auf der Straße leben, sollen eine Wohnung bekommen.
Erfahrung von Fiftyfifty weitergegeben
Wohnraum ist natürlich nicht alles, dazu wird gute Betreuung benötigt. „Es heißt ja ‘Housing First’ undnicht ‘Housing only’“, so Hubert Ostendorf von Fiftyfifty. Der neue Verein soll mit bestehenden Strukturen und Trägern verzahnt sein. Die beiden durch die Stadt dafür geschaffenen Stellen sollen eine Vermittlung und Betreuung bis zur Wohnungsübernahme gewährleisten. Danach wird die Betreuung an andere Träger weitergegeben – etwa die Diakonie. Die mehrjährige Erfahrung von Fiftyfifty mit dem Ansatz fließt auch in die Arbeit des neuen Vereins mit ein – ebenso wie der enge Kontakt zur Zielgruppe. Julia von Lindern, Sozialarbeiterin und Fiftyfifty-Mitarbeiterin, übernimmt den Vorstandsvorsitz. Die Projektleitung übernimmt Mona Monsieur, die in den letzten Jahren am durch Fiftyfifty mitinitiierten landesweiten Housing-First-Fonds mitgearbeitet hat. Ein Ziel für das erste Vereinsjahr verrät Ostendorf: „Wir wollen mindestens zwanzig Personen in Wohnungen bringen.“
Wohnungseigentümer, oder solche, die eine zusätzliche Wohnung kaufen können, und im Rahmen des Projektes vermieten möchten, können sich bei Housing First Düsseldorf melden: 0211-97632348 oder über.info@housingfirstduesseldorf.de