Düsseldorf. Die Düsseldorfer Ahmadiyya Gemeinde ruft eine Initiative ins Leben, um gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung einzutreten.

Die muslimische Gemeinde „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ startet in Düsseldorf eine Info-Kampagne gegen Rassismus und für mehr interkulturellen Dialog. Mit ihrem Motto „Liebe für alle – Hass für keinen“ tritt die reformerische Gemeinde für Religions- und Meinungsfreiheit sowie verbesserte Bildung ein. In Düsseldorf hängen bereits an diversen Stellen Plakate mit Botschaften, die zu Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt aufrufen. Zudem will die Gemeinde Flyer verteilen.

Die Ahmadiyya Gemeinschaft

Die Gemeinschaft wurde 1889 von Mirza Ghulam Ahmad in Qadian im heutigen Indien als islamische Reformbewegung gegründet. Heute ist der Hauptsitz in Großbritannien. In über 220 Ländern gibt die Ahmadiyya mehrere zehn Millionen Mitglieder an.

Ahmadiyya tritt für Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, die Gleichwertigkeit der Frau, Menschenrechte und die Trennung von Religion und Staat ein.

In Pakistan wird die Gemeinschaft vom Staat verfolgt.

Gemeinde vermisst Dialog

„Mit unserer Kampagne wollen wir Ängste abbauen, damit die Menschen verstehen, wofür der Islam steht“, erklärt Mahmood Ahmad Malhi, Imam und Theologe der Gemeinde. Grund für Vorurteile und Rassismus gegen Muslimen sei oft der fehlende Dialog. Wie gut ein Dialog funktionieren kann, haben man beim Bücherbummel vorvergangene Woche auf der Kö erlebt, berichtet Rehmat Janjua, Präsident der Düsseldorfer Ahmadiyya Gemeinde, als man kostenlose Koran-Ausgaben verteilt habe, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.

277 fremdenfeindliche Straftaten in Düsseldorf in 2020

Als Anlass der Kampagne „Muslime gegen Rassismus“ nennt die Gemeinde das Erstarken rechtspopulistischer und extremistischer Gedanken. Man beobachte eine steigende Zahl rassistischer Übergriffe, teilt die Düsseldorfer Gemeinde mit. Es wirke wie eine neue Ära des Rassismus. „Normalerweise ist es sicher in Deutschland, aber es gibt auch traurige Erfahrungen“, berichtet Imam Malhi. So habe ein Gemeindemitglied beim Seelsorger seines Arbeitgebers nach einem Raum gefragt, wo man für zehn Minuten das Gebet sprechen könne. „Der Seelsorger hat geantwortet: ‘Wie wär’s mit der Toilette?’“

Imam Mahmood Ahmad Malhi hofft auf mehr Dialog mit den Menschen.
Imam Mahmood Ahmad Malhi hofft auf mehr Dialog mit den Menschen. © Ahmadiyya Muslim Jamaat Düsseldorf

Neben solchen Vorfällen gibt es aber auch fremdenfeindliche Straftaten, die die Düsseldorfer Polizei auflistet. Dazu gehören Beleidigungen, Sachbeschädigungen oder körperliche Angriffe. 2019 registrierte die Polizei in Düsseldorf 297 fremdenfeindliche Straftaten. In 2020 waren es 277. Dabei werden jeweils nicht die Nationalität der Täter aufgeführt. Dieser leichte Rückgang könne aber auch mit einer ganz normalen statistischen Schwankung zu tun haben und sei deshalb nicht wirklich einzuordnen, so ein Polizeisprecher zur NRZ.

Plakate in Düsseldorf

Die Aktion der Ahmadiyya Gemeinde soll nun „ein Leuchtfeuer für das friedliche Miteinander sein“. An drei Stellen in der Stadt habe man bereits Plakate stehen, sagt Janjua. Am Rather Broich in Rath, an der Kölner Landstraße in Wersten und an der Nürnberger Straße in Reisholz. Darauf zu lesen sind Botschaften, wie „ein Weißer ist nicht besser als ein Schwarzer, noch ist ein Schwarzer besser als ein Weißer“ – ein Zitat des islamischen Propheten Mohammed. Aber auch Verse aus dem Koran werden aufgeführt, um für mehr Toleranz zu werben.

Podiumsdiskussion zum Thema

„Neben der Plakatoffensive verteilen wir aktiv Flyer in der Stadt und lassen die Kampagne auch auf unseren Social-Media-Kanälen laufen“, erklärt Rehmat Janjua weiter. Fast täglich wolle man bis November Flyer verteilen und auch einige Infostände aufbauen. „Sämtliche Literatur an den Ständen ist kostenlos“, so der Präsident der rund 200 Mitglieder starken Düsseldorfer Gemeinde weiter.

Außerdem ist für den 3. Dezember eine Podiumsdiskussion geplant. „Normalerweise kommen zu solchen Terminen zwischen 70 und 100 Besuchern. Wegen Corona ist es noch schwer für uns passende Räume zu finden, deswegen wird das wohl online stattfinden“, so Janjua weiter. Eingeladen sei jeder. Offen für alle seien auch die Moscheen der Gemeinde, sagt Imam Malhi: „Wir haben die Moschee gebaut, aber ich kann nicht sagen, dass sie deswegen mir gehöre. Die Moschee ist für alle da.“

Etwas zurückgeben

Wichtig sei es ihnen zudem, Gutes für die Gesellschaft zu tun, so der Imam. „Deutschland hat unsere Eltern aufgenommen, wir haben hier gute Bildung genossen. Aus Liebe zu diesem Land wollen wir etwas zurückgeben.“ So habe die Gemeinde auch im Flutgebiet im Ahrtal bei Aufräumarbeiten geholfen und warme Mahlzeiten verteilt.