Düsseldorf. Sozialdemokraten feierten auch in Düsseldorf ihre Auferstehung. Rimkus zieht an CDU-Frau Pantel vorbei. Grüne enttäuscht, FDP in Partystimmung.

Gegen 19 Uhr marschierte eine große SPD-Delegation vom Rathaus Richtung Ohme Jupp-Kneipe auf die Ratinger Straße. Dort sollte bis in den späten Abend hinein das Ergebnis der Bundeswahl gefeiert werden. Aber es blieb knapp. Sehr lange. Und deshalb gab es noch einmal Beistand von oben: Stadtdechant Frank Heidkamp fing Andreas Rimkus noch auf dem Marktplatz ab, umarmte ihn herzlich und flüsterte ihm kurz ein paar Worte ins Ohr. Rimkus lag im seinen Wahlkreis „Düsseldorf II“, also im Düsseldorfer Süden, letztlich im Endergebnis mit 29,17 Prozent der Stimmen vor der CDU-Kontrahentin Sylvia Pantel (24,66 Prozent). Ob Heidkamp, ein Mann Gottes, seine Kreuzchen bei der SPD gemacht hatte? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, was Armin Laschet gewählt hat.

Kein Kommentar zum erneuten Laschet-Faux-pas

Der neuerliche Faux-Pas des christdemokratischen Kanzlerkandidaten mit dem sichtbaren CDU-Kreuzchen auf dem Wahlbogen blieb übrigens von der Düsseldorfer CDU unkommentiert. Auch Oberbürgermeister Stephan Keller sagte darauf angesprochen: „Dazu keinen Kommentar!“ Sein Miene sprach allerdings Bände.

Die Laune bei der Union hielt sich ohnehin in Grenzen. „Es ist nach diesem Wahlergebnis noch alles möglich, da wird es bis zum Schluss offen bleiben“, sagte Sylvia Pantel, die auch noch nicht wusste, wie es in ihrem Wahlbezirk aussieht, obwohl dort schon nach den ersten ausgezählten Wahllokalen, der SPD-Kandidat Rimkus vorne lag. „Aber auch damit sollte man gelassen umgehen. Das bin ich auch noch.“ In Bezug auf die Entscheidung, Armin Laschet als Kanzlerkandidaten zu nominieren, erinnerte die CDU-Kandidatin an ihre Aussage im Vorfeld, dass der NRW-Ministerpräsident nicht ihr Wunschkandidat gewesen sei. „Alle anderen kritischen Töne zur Wahl werde ich in der Fraktion, aber nicht in der Öffentlichkeit kund tun“, so Pantel.

Eine andere Meinung vertrat da der zweite Direktkandidat für die CDU in Düsseldorf, Thomas Jarzombek. „Ich glaube, das ist viel zu früh, um zu diskutieren und analysieren“, sagte der CDU-Mann für den Düsseldorfer Norden.

SPD: passende Personen zu den passenden Themen

Während die CDU im Plenarsaal des Rathauses gegen 18 Uhr auf die ersten Ergebnisse auf der Video-Leinwand wartete, kam der erste große Jubel eine Etage weiter oben, aus dem Sitzungssaal. Die Luft dort ziemlich stickig, die Stimmung aber gelöst, als die beiden SPD-Vorsitzenden Annika Maus und Oliver Schreiber gemeinsam mit den beiden Bundestagskandidaten Zanda Martens und Andreas Rimkus den großen Raum betraten. „Heute ist ein Honigkuchentag – so oder so!“ sagte Rimkus zur NRZ. „Wir haben in Düsseldorf die passenden Personen zu den passenden Themen gefunden.“ Den (wohl gewonnenen) Schlagabtausch im Süden mit Pantel wollte der Energie- und Wirtschaftspolitiker nicht zu früh kommentieren: „Es sieht aber danach aus, als würden sich die Tendenzen bestätigen.“

Auch seine Nord-Kollegin Zanda Martens war guter Dinge, obwohl sie mit Thomas Jarzombek einen schweren Gegner hatte. „Es wird eine knappe Geschichte, aber ich bin guter Dinge, dass ich nach Berlin gehen werde“, meinte die junge Politikerin, die bei der SPD auf Listenplatz 28 geführt wurde. „Vor neun Monaten hätte dies niemand für möglich gehalten. Es war gut, dass wir an Themen wie Arbeitsrecht, Wohnen, sozioökologischer Klimaschutz und Rentenstabilität festgehalten haben“, so Martens.

Strack-Zimmermann: Die andere lecken ihre Wunden, wir feiern!

Marie-Agnes Strack-Zimmermann war ebenfalls bester Laune. „Die FDP ist wie die Fortuna, und heute haben wir drei Punkte geholt“, sagte die Bundestagskandidatin der Liberalen. „Alles über zehn Prozent ist für uns ein Riesen-Ergebnis, und wir fühlen uns bestätigt, dass wir mit unseren Themen richtig lagen.“ Man werde mitspielen, wenn es um die Regierungsbildung geht. „Die anderen lecken ihre Wunden, wir gehen feiern!“, sagte „Strazi“ und verabschiedete sich mit dem FDP-Tross Richtung Wahlparty im KIT.

Gar nicht im Rathaus, sondern von Beginn am und im NRW-Forum am Ehrenhof versammelten sich am Sonntag die Grünen, die in Düsseldorf (traditionell) wieder mehr Prozent an Wähler für sich gewinnen konnten als im Bundesvergleich. Für Kandidatin Sara Nanni war der Einzug in den Bundestag schon im Vorfeld der Wahl so gut wie sicher. Trotzdem sagte sie am Abend noch einmal, dass es „toll ist, dass die Düsseldorfer Grünen wieder nach 32 Jahren in Berlin vertreten sind“. Damals zog aus der NRW-Landeshauptstadt Otto Schily in den Bundestag ein, später verließ er die Partei. „Aber keine Angst, ich gehe nicht zur SPD“, sagte Nanni lachend, für die das Gesamtergebnis dann weniger lustig fiel. „Man muss schon sagen, dass wir uns mehr vorgestellt haben. Aber wir gehen jetzt dennoch mit viel Rückenwind in die kommenden Aufgaben.“

Mega-Katerstimmung dagegen bei der Linkspartei: Bis zum späten Abend zitterten auch die Düsseldorfer Parteivertreter um den Einzug in den Bundestag. „Eine Sechs vor dem Komma hätte schon gut getan“, meinte Julia Marmulla, Kandidatin für den Süd-Wahlkreis Düsseldorf II.