Düsseldorf. Mit einer neuen Plakatserie will die Düsseldorfer Diakonie vielfältige Freiwillige als Pflegeeltern gewinnen.
„Wir haben ein Leben verändert“, steht auf einem großflächigen Plakat, dass an der Diakonie-Zentrale im Stadtteil Flingern hängt. Darüber ist ein muslimisches Ehepaar zu sehen. Die Beiden sind Pflegeeltern, die – über die Diakonie vermittelt – Kinder aufnehmen, die zumindest eine Zeit lang nicht zu Hause leben können. Das Plakat ist eines von 120 neuen im Stadtgebiet, die ganz unterschiedliche Pflegeeltern zeigen. „Mit der Plakatserie führen wir weiter, was wir schon vor drei Jahren angefangen haben“, erklärt Diakoniesprecher Christoph Wand. Damals hatte eines der Plakate, die Menschen motivieren sollen, sich als Pflegeeltern anzubieten, ein gleichgeschlechtliches Paar abgebildet. „Uns ist wichtig, Vielfalt zu zeigen.“ Die Botschaft: Pflegefamilien müssen weder „klassisch“, noch christlich sein. Auch ein alleinerziehender Vater ist auf einem der aktuellen Plakate abgebildet .
Vielfalt wird benötigt
„Uns geht es darum, für die Kinder, die ein neues Zuhause brauchen, passende und liebevolle Pflegeeltern zu finden“, erklärt Diakonie-Vorstandsmitglied Rudolf Brune. „Und das können natürlich muslimische Familien genau so sein wie christliche oder gleichgeschlechtliche genauso wie klassische Familien.“ Dafür werde Vielfalt sogar benötigt – denn schließlich seien auch die vermittelten Kinder vielfältig und haben bestimmte Bedürfnisse.
Vorausgesetzt wird neben einigen harten Kriterien – ein sauberes Führungszeugnis gehört dazu – auch ein Wertekanon. Dieser sei aber kein christlicher, sondern ein demokratischer, der vor allem auf eine gewaltfreie Erziehung auf Augenhöhe abzielt. Daneben müssen auch die anderen Bedingungen stimmen, damit eine Vermittlung zustande kommt – auch Wünsche der leiblichen Eltern können dabei eine Rolle spielen.
450 Kinder in 280 Familien
Pflegeeltern übernehmen in der Zeit, in der sie Kinder aufnehmen, im Alltag die gleichen Aufgaben, die ansonsten Eltern übernehmen. Um die Mehrkosten zu stemmen, bekommen sie finanzielle Unterstützung. Marina ist 61, ihr Ehemann 65. Vor 27 Jahren nahm sie das erste Mal ein Kind zur Bereitschaftspflege auf „Damals hatten wir im Urlaub Leute kennen gelernt, die das bei der Diakonie gemacht haben“, so Marina. Daraufhin hatten sie sich auch dazu entschlossen und sich bereit erklärt, ein Kind aufzunehmen. Marina geht keinem Beruf nach und hat so die Möglichkeit, Pflegekindern als Bezugsperson immer zur Verfügung zu stehen.
Im Raum Düsseldorf kommen unter dem Dach der Diakonie aktuell rund 450 Kinder in etwa 280 Pflegefamilien unter. Die meisten davon sind im Alter zwischen null und fünf, selten älter. Die Diakonie vermittelt Kinder aus Düsseldorf auch an Pflegefamilien in Nachbarstädten. Die Altersverteilung ist ziemlich breit, erklärt Wand: „Das geht los bei Anfang 30 und geht bis Mitte 60.“ Der Anteil von gleichgeschlechtlichen Pflegeeltern liegt bei etwa acht Prozent, der von muslimischen bei dem gleichen Anteil. 30 Prozent der Pflegefamilien sind Migranten. Diese bestehende Vielfalt soll fortgeführt werden, erklärt Rudolf Brune. Deswegen bemühe man sich bei der aktuellen Kampagne wieder darum, möglichst diverse Menschen anzusprechen.
Die Nachnamen der Pflegeeltern werden als Schutzmaßnahme nicht öffentlich kommuniziert. Die Diakonie agiert als Puffer zwischen den leiblichen Eltern und den Pflegeeltern, spielt so eine vermittelnde Rolle. Bei kurzfristiger in Pflegefamilien unterkommenden Kindern gibt es dann etwa auch Treffen in den Räumen der Diakonie.
„Wir haben nie bereut, Pflegeeltern geworden zu sein“
Marina und ihr Mann haben in den letzten Jahrzehnten schon 25 Kinder zeitweise bei sich aufgenommen. Manche Kinder blieben nur einige Tage, andere deutlich länger. „Wir haben es nie bereut, Pflegeeltern geworden zu sein“, sagt Marina. Im Gegenteil: „Wenn ein kleines Kind lächelt, ist das einfach das Schönste, das macht mich einfach glücklich.“
Die Diakonie will mit der aktuellen Kampagne auch andere dazu ermutigen, diesen Schritt zu gehen. „Ein Pflegekind aufzunehmen, verändert wirklich ein Leben“, sagt Boris Wellsow, Leiter des Zentrums Pflegekinderhilfe. „Und dabei stehen wir Familien zur Seite.“