Düsseldorf. Sexuelle Dienstleistungen sind wegen Corona auch in Düsseldorf weiterhin verboten. Das Bündnis Nordisches Modell fordert Entkriminalisierung.

Durch die Coronaschutzverordnung des Landes NRW ist auch in Düsseldorf die Prostitution (noch) verboten. Der Besuch von Bordellen, Prostitutionsstätten, Swingerclubs und ähnlichen Einrichtungen sowie sexuelle Dienstleistungen außerhalb von Einrichtungen sind nur in jenen Kreisen und kreisfreien Städten erlaubt, wo die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter 35 liegt. Das ist in der Landeshauptstadt noch nicht der Fall. Wer dennoch eine sexuelle Dienstleistung anbietet, muss mit einem Bußgeld von 500 Euro rechnen.

Bündnis will Straffreiheit für Prostituierte

„Die bestehenden Corona-Bestimmungen sehen Strafen für Frauen vor, die weiterhin der Prostitution nachgehen, nicht aber für die Freier“, kritisiert das Bündnis Nordisches Modell und fordert Straffreiheit und Unterstützung für aufgrund der Corona-Pandemie in Notlage geratene Prostituierte sowie die Bestrafung von Freiern.

Seit mehr als einem Jahr gilt nun – mit Unterbrechung – ein generelles Prostitutionsverbot. Die Corona-Pandemie habe die katastrophalen Zustände in der Prostitution deutlich gemacht, teilt dass Bündnis Nordisches Modell mit. „Viele von ihnen sind Armutsprostituierte, die nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten. Zudem sind die Frauen in der Prostitution oft ohne Bleibe außerhalb der Bordelle, sind nicht krankenversichert und ohne finanzielle Rücklagen. Sie sind ständiger psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt.“

Keine speziellen Unterkünfte in Düsseldorf

Daher solle die Politik für Straffreiheit für Prostituierte sorgen. Grund dafür ist, dass zumeist Zwang und Drohungen hinter der fortgesetzten Tätigkeit stehen, heißt es. Zudem fordert das Bündnis kostenlose medizinische Versorgung für die Prostituierten sowie eine Ausstiegsberatung und eine unbürokratische und schnelle Versorgung mit Notunterkünften außerhalb von Bordellen.

Spezielle Notunterkünfte für diese Berufsgruppe bestehen in Düsseldorf nicht, teilt die Stadt auf Anfrage unserer Reaktion mit. „Wenn der Rechtsstatus der Obdachlosigkeit gegeben ist, kann jede Person ungeachtet ihrer Berufsgruppe in einer kommunalen Einrichtung für Obdachlose untergebracht werden“, so ein Sprecher.

Hilfsangebote und Runder Tisch

Die vom Bündnis geforderte Beratungsinfrastruktur, die Prostituierte „zielgerichtet und effektiv über Ausstiegsmöglichkeiten informiert“ gibt es derweil bereits in Düsseldorf: „Prostituierte, die Hilfestellung bei der Lösung persönlicher Probleme benötigen oder einen Ausstieg aus der Prostitution planen, können Kontakt zur Prostituiertenberatungsstelle RAHAB des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer aufnehmen“, so die Stadt weiter. Dieser Service werde städtisch gefördert. Zudem biete die Fachstelle Sexuelle Gesundheit Prostituierten auch während der Coronapandemie Beratungen und Untersuchungen zu sexuell übertragbaren Infektionen an.

Zudem gibt es seit 2015 den „Runden Tisch Prostitution Düsseldorf“, der Sexarbeitende bei ihren alltäglichen Schwierigkeiten zu unterstützt und Perspektiven aufzeigt. Konkrete und möglichst niedrigschwellige Beratungs-, Unterstützungs- und Ausstiegsangebote für Sexarbeitende sowie regelmäßige Kontakte ins Milieu seien dafür erforderlich, erklärt das Gleichstellungsbüro. „Im Rahmen dieser Arbeit können Prozesse entstehen, die später zum Ausstieg führen können. Dieser niedrigschwellige, wertschätzende, akzeptierende und ergebnisoffene Ansatz wird vom Runden Tisch Prostitution unterstützt.“

Freier und Zuhälter sollen bestraft werden

Das Bündnis Nordisches Modell fordert eine strafrechtliche Verfolgung von Freiern und Zuhältern oder Bordellbetreibern. „Die Freier haben die Wahl, wenigstens in Zeiten der Pandemie auf den Kauf von sexuellen Dienstleistungen zu verzichten“, betont das Bündnis. „Die Gesellschaft muss jetzt den Fokus von den Frauen in der Prostitution nehmen und auf die Nachfrageseite richten. Ein Sexkaufverbot und eine wirkungsvolle Sanktionierung von Freiern wären daher ein längst überfälliges und deutliches Zeichen.“

Derweil fordert der Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD) die Einbeziehung von Sexarbeitenden in die Impfkampagne sowie eine gleichzeitige Öffnung der Branche mit anderen körpernahen Dienstleistungen.