Im Zoopark führt eine Infoveranstaltung durch die Kolonialgeschichte des ehemaligen Zoos. Auch problematische Straßennamen sind weiter Thema.
Der Arbeitskreis Düsseldorf postkolonial erinnert anlässlich des Nationalfeiertages von Kamerun am Donnerstag, 20 Mai, an die kolonialen Verbindungen Deutschlands zu dem afrikanischen Land. Zu diesem Anlass gibt es eine Aktion mit vier Infoständen im Zoopark. Der Arbeitskreis erklärt dort zusammen mit Doktoranden aus Kamerun die Verbindungen der ehemaligen deutschen Kolonie und ordnet sie in die aktuelle Situation in Kamerun ein, wo es einen kriegerischen Konflikt gibt, dessen Wurzeln in der Kolonialzeit liegen.
Vier Stationen mit vier Fragen
„Die vier Stationen sind mit vier Fragen verbunden, die auch mit Düsseldorf zu tun haben und die im Laufe der Aktion beantwortet werden“, erklärt Tina Adomako, Fachpromotorin im „Eine Welt Netz NRW“ und Sprecherin des Arbeitskreises Düsseldorf postkolonial. Dabei gehe es unter anderem darum, was der ehemalige Zoo mit Kamerun zu tun hat was in dem Land am 20. Mai gefeiert wird. Auch auf den in Kamerun geborenen Josef Mambingo, der von 1922 bis 1952 in Düsseldorf lebte und bis 1935 im Zoo arbeitete, wird an einer Station eingegangen.
Am Eingang des Zooparks am Brehmplatz wird ein Mitglied des Arbeitskreises interessierte Besucher zu den vier Stationen weisen. „Der aktuelle Konflikt in Kamerun geht zurück auf die Trennung der deutschen Kolonie Kamerun durch den Völkerbund in zwei Teile – einer von England, einer von Frankreich verwaltet – und die Wiedervereinigung im Zuge einer schwierigen Dekolonialisierung, sowie die Abschaffung des föderalen Systems 1972“, berichtet Adomako.
Der Düsseldorfer Zoo habe seit den 1880er Jahren Tiere aus kolonialen Gebieten in Afrika und eben auch aus Kamerun ausgestellt, berichtet der Arbeitskreis. „Er zeigte bis zu seiner Zerstörung 1944 auch zahlreiche Veranstaltungen, bei denen Menschen zur Schau gestellt wurden.“ Für die Ausstellung „Schaffendes Volk“ hatten der Zoo und das Löbbecke-Museum 1937 eine „Kolonialschau“ über Kamerun entwickelt: „Tiere, Pflanzen, Menschen und Grundlagen deutscher Kolonialwirtschaft aus Kamerun wurden den Düsseldorfern präsentiert.“
Umbenennung von Straßen
Die Kolonialschau habe zudem Objekte, die die Produktion von Bananen, Palmöl, Gummi und Kakao auf den deutschen Plantagen in Kamerun dokumentierten gezeigt.
Die Kolonialzeit in Düsseldorf beschäftigte in den vergangenen Jahren auch eine Kommission, die problematische Straßennamen feststellen sollte. Knapp zwei Jahre lang hatte das Gremium zu den Biografien der Namensgeber geforscht und im Januar 2020 schließlich zwölf Straßen zur Umbenennung empfohlen. Geschehen ist seitdem nichts.
Im September hatten eine Gruppe kamerunischer Germanisten und der Arbeitskreis Düsseldorf postkolonial Druck auf den damaligen Oberbürgermeister Thomas Geisel ausgeübt (NRZ berichtete). Doch auch das Wissen der Düsseldorfer Bürger über die Kolonialzeit in der Landeshauptstadt sei begrenzt, so Tina Adomako. Viele Düsseldorfer wüssten nicht, dass sich 1881 mit dem „Westdeutschen Verein für Kolonisation und Export“ in ihrer Stadt der erste Kolonialverein Deutschlands gegründet hat. Und viele glauben, Deutschland habe kaum Kolonien gehabt. Zudem habe Deutschland schon mit der Geschichte des Dritten Reichs zu kämpfen. „Daher wird die Kolonialgeschichte gerne ausgeblendet“, sagt sie. „Dabei hatte Deutschland das drittgrößte Kolonialgebiet.“
Der Arbeitskreis wolle daher zu einer Beschäftigung und einer öffentlichen Aufarbeitung mit dem deutschen kolonialen Erbe auf lokaler Ebene anregen, betont Adomako. „Denn die koloniale Vergangenheit hat Auswirkungen bis heute.“