Düsseldorf. Seit zehn Tagen gibt es an manchen Schulen einen Wechsel von Präsenz- und Distanz. Oft fehlen stabile Internetverbindungen fürs Homeschooling.

Seit zehn Tagen gibt es für Grundschüler und Schüler von Abschlussklassen und Berufskollegs in NRW einen Wechsel aus Präsenz- und Distanzunterricht. Für die Grundschulen ist bei diesem Wechselunterricht eine halbierte Klassenstärke vorgesehen, Abschlussklassen können auch in voller Klassenstärke unterrichtet werden. Dabei stoßen Schulen immer wieder an ihre Grenzen, wie auch in Düsseldorf.

Schlechtes W-LAN in den Schulen

Denn es gibt ja auch diejenigen Mädchen und Jungen auf den weiterführenden Schulen ab fünfter Klasse, die (noch) ganz zu Hause bleiben müssen. Und seit zehn Tagen funktioniert für diese Schüler das Homeschooling oft nur noch in Bruchstücken. Grund: Die Lehrer müssen wegen des Präsenzunterrichtes auf der einen Seite das Homeschooling auf der anderen Seite aus dem Schulgebäude heraus durchführen. Und das W-Lan ist in vielen Einrichtungen katastrophal schlecht.

Eltern berichten also immer wieder von schwachen Internetverbindungen und abgebrochenen Schalten. Dass es an den technischen Voraussetzungen hapert, weiß man auch bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Düsseldorf. Dabei hat nicht nur so manch eine Schule das Problem, gerade in sozial schwächeren Haushalten mangelt es oft an mobilen Endgeräten, so Sylvia Burkert vom Leitungsteam der GEW.

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Bei den Berufskollegs klappt es online indes ganz gut, sagt Burkert. Dort habe man das schon vor dem Lockdown gut eingeübt, auch die Kollegen seien sehr fit. Dennoch gebe es auch an den Berufskollegs Schüler, die nicht über Endgeräte wie Tablets oder Computer und Notebooks verfügen. „Sie machen dann die Aufgaben am Smartphone. Aber das ist auf Dauer schwierig und anstrengend“, so Burkert. Zudem sei ein Wechselunterricht ob der Größe der Berufskollegs eigentlich „gar nicht möglich“. Die Hälfte der Schüler sei quasi in Abschlussklassen. „Das braucht einen Riesenvorlauf, bis das auf die Beine gestellt werden kann.“ Für die Lehrer bedeutet das einen immensen Spagat und viel Aufwand. Manchmal müssten sie zwischen zwei Räumen hin und her wechseln :in einem findet Online-Unterricht statt, in einem anderen Präsenzunterricht.

Situation auch bei den Grundschulen dramatisch

Auch bei den Grundschulen sei es nicht minder dramatisch. So weiß Burkert von einer Grundschule, dass dort eine Kollegin von den Eltern regelrecht bedrängt worden sei, damit der Präsenzunterricht wieder für alle gleichzeitig stattfindet. „Dafür gibt es aber weder genügend Lehrer, noch können die Abstände eingehalten werden“, so Burkert. In Ganztagsschulen hocken die Kinder wiederum alle wieder zusammen. „Das ist völlig absurd.“

Zudem stellt sie auch bei den Grundschulen fest, dass nicht alle Kinder gut genug ausgestattet sind – und auch Schulen so ihre Probleme haben. „Wir hängen mit dem Glasfaserausbau wahnsinnig zurück.“ Es sei in der Vergangenheit zu wenig investiert worden. Und was die mobilen Endgeräte angeht, bleiben gerade die ärmeren auf der Strecke. In den Hauptschulen seien manche Schüler regelrecht verschwunden, beobachtet Burkert. „Wenn es nicht die technische Ausstattung gibt und nicht die Betreuung in der häuslichen Umgebung bleiben Schüler auf der Strecke.“ Manche seien dann nicht mehr zum Unterricht erschienen. Die Schulen sind dann wieder gefordert, diese Kinder wieder einzufangen und ihnen den Anschluss zu ermöglichen.

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Kritik gab es von der GEW Düsseldorf unlängst an den Leihverträgen der Stadt für die mobilen Endgeräte für Lehrer. Diese Verträge muss jeder Lehrer unterschreiben. Darin wird er unter anderem in Haftung genommen. Die Stadt Düsseldorf hatte auf die Kritik reagiert und neue Verträge aufgesetzt. Diese seien zwar etwas besser, so Sylvia Burkert, dennoch sei da weiterhin die Haftung enthalten. „Dabei haben Lehrer eine Amtshaftung.“ Zudem seien solche Leihverträge überflüssig. „Eine einfache Empfangbestätigung würde reichen.“ Gut sei in den neuen Verträgen aber, dass die Tablets nun nicht mehr nur für pädagogische Zwecke genutzt werden dürfen, sondern auch für dienstliche.

FDP fordert zusätzliche Lehrassistenten

Kritik übt auch die FDP. Seit dem ersten Lockdown fehlen jedem Kind mindestens 500 Unterrichtsstunden, sagt Ratsfrau Monika Lehmhaus. „Besondes die Erst- und Zweitklässler haben wenig von digitalen Lernplattformen.“ Bei bildungsfernen Schichten oder bei Familien, die noch nicht richtig Deutsch sprechen können, seien die Folgen verheerend. Der Glaube, dass das pädagogische Personal an Schulen in Stadtteilen mit sehr hohem sozialen Handlungsbedarf jetzt mit halbierten Klassen und baldigem Regelunterricht mit 30 Kindern dieses Defizit auffangen könne, sei naiv, so Lehmhaus. Die FDP fordert nun zusätzliche Lehrassistenten. Dies könne mit zusätzlichen Lehramtsanwärtern und pensionierten Lehrern erreicht werden.