Düsseldorf. Der Rhein hat in Düsseldorf die erste Hochwassermarke erreicht und könnte noch weiter steigen. Hochwassertouristen zieht es an das Ufer.
Am Apollo bekommen die Menschen seit Mittwochmorgen nasse Füße. Der Rhein ist unterhalb der Kniebrücke über die Ufer getreten, die Wiesen am KIT-Café sind mit brauner Brühe durchsetzt. „Das sieht schon ziemlich bedrohlich aus“, sagt Antja Derbenstedt aus Erkrath-Hochdahl. Die junge Frau ist eigens aus dem beschaulichen Vorort in die Landeshauptstadt gekommen, um sich das Spektakel anzuschauen. Ihr Blick geht in die Ferne: Die Oberkasseler Rheinwiesen sind kaum noch zu sehen, und im Fluss schwimmt hier und da Treibholz.
Regen und Schmelzwasser
Der Rheinpegel steigt und steigt und steigt. Am Mittwochnachmittag erreichte er einen zwischenzeitlichen Höchststand von 7,82 Metern. Das liegt zwar noch weit von der historischen Höchstmarke von 11,10 Metern am 2. Januar 1926 entfernt, aber mit einer kurzfristigen Entspannung ist in diesen Tagen eher nicht zu rechnen.
So bleibt es zwar am Donnerstag weitgehend trocken, aber nachdem am Mittwoch bereits einiges an Regen gefallen ist, erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) für das Wochenende weitere Niederschläge, wie es auf Nachfrage heißt. Hinzu kommen nun auch milde Temperaturen, die für ordentliches Tauwetter in den Mittelgebirgen wie etwa dem Taunus sorgen. Das Schmelzwasser erreiche über die zahlreichen Nebenflüsse schließlich den Rhein. So komme Wasser nach, auch wenn es nicht regnet, sagt ein DWD-Meteorologe.
Die Fluten kommen dann auch in Düsseldorf an und versetzen Menschen an diversen Stellen im Stadtgebiet in Alarmbereitschaft. So haben einige Künstler im Reisholzer Werfthafen schon ihre Ateliers leer geräumt. Auch die Stadt hat bereits Hochwasserschutzmaßnahmen eingeleitet und Schutzwände in Altstadt und in Hamm hochgefahren (NRZ berichtete).
Stadt Düsseldorf hat Maßnahmen zum Hochwasserschutz eingeleitet
Die Maßnahmen der Stadt sind in einem Arbeitsplan Hochwasserschutzdienst festgeschrieben, heißt es von der Stadtverwaltung. Dieser sieht etwa vor, dass für die Rheinschifffahrt besondere Vorschriften gelten, wenn die Hochwassermarke 1 bei einem Pegel von 7,10 Metern erreicht ist – etwa eine gedrosselte Geschwindigkeit, verpflichtender Sprechfunk und Fahren im mittleren Bereich der Fahrrinne. Steigt der Rhein auf einen Pegel von 8,80 Metern ist Hochwassermarke 2 erreicht, und die Schifffahrt wird eingestellt.
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Ab einem Pegel von 9 Metern wird ein Krisenstab einberufen. „Nach derzeitigen Prognosen ist davon auszugehen, dass die Hochwassermarke 2 voraussichtlich nicht überschritten wird“, teilt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes auf NRZ-Anfrage mit. Die Regeln, die für den Schiffsverkehr auf dem Rhein gelten, beziehen sich auch auf die Sportschifffahrt, so die Behörde. Eine Ausnahme bei der Sprechfunkpflicht bilden Sportboote, die mit Muskelkraft bewegt werden.
Das Hochwasser ist aber nicht nur eine Herausforderung für die Stadt, sondern auch ein beeindruckendes Naturschauspiel, das viele Schaulustige anzieht. Zwar hat die Stadt laut eigener Aussage noch keine Probleme mit den Hochwasser-Touristen. Aber im Süden, im Stadtteil Urdenbach, mussten Anwohner schon am vergangenen Wochenende die Polizei holen, wie man hört. Grund: Zahlreiche Hochwasser-Ausflügler waren im Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe unterwegs, parkten verbotswidrig direkt vor dem Tor des ehemaligen Römerkastells, auf den Wander- und Reitwegen und sogar auf den Feldern.
Ordnungsdienst hat Hochwassertouristen im Blick
Dazu heißt es von Seiten der Stadt, dass am Sonntag schönes Wetter herrschte und generell sehr viele Spaziergänger unterwegs waren. „Schauen wir mal, wie sich die Lage an Werktagen mit weniger guten Wetter darstellt.“ Nach Angaben des Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) konnten bisher keine größeren Menschenansammlungen beobachtet werden. Die Einsatzkräfte seien jedoch auch für dieses Thema sensibilisiert und hielten die Lage im Blick.