Düsseldorf. In der Diskussion um einen Neubau der Düsseldorfer Oper befürworten CDU-Politiker einen Neubau am Hafen. Ratsgruppe widerspricht.

Dieses Jahr legt der Stadtrat fest, ob ein neues Opernhaus gebaut wird – und an welchem Standort. Eine Vorentscheidung bahnt sich bereits im Februar und März an. In der Opern-Kommission des Stadtrates wird eine Machbarkeitsstudie diskutiert, die darüber Aufschluss gibt, ob die Oper bei einem Neubau an der Heinrich-Heine-Allee ihre Ansprüche umsetzen kann, ohne allzu sehr in den Hofgarten einzugreifen.

Dies dürfte sehr schwer werden, wie zu hören ist. Politiker der CDU schlagen deswegen vor, einen Neubau im Hafen in Betracht zu ziehen und dabei private Partner ins Boot zu holen. Die FDP beantragt in der nächsten Ratssitzung mit einem Haushaltsbegleitantrag den Start der Opern-Planung.

Opernhaus ist marode

Das Opernhaus, das in den 1950er Jahren seine heutige Form erhielt, ist marode. Mittlerweile ist es ein Fass ohne Boden. 30 Millionen Euro sind vor gut zehn Jahren in das Haus gesteckt worden, es folgten für weitere dringende Sanierungen rund zehn Millionen Euro, unter anderem für Stützen, die das Foyer vor dem Einsturz bewahren sollen.

Gerade erst hat der Bauausschuss weitere 610.000 Euro für Verbesserungen des Brandschutzes beschlossen. Eine Untersuchung stellte fest, dass eine gründliche Sanierung des Bestandsbaus mehr als 100 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren kosten würde.

Hafen als Alternativstandort

Die Oper wäre dann wieder auf Stand, aber ein Mehrwert für sie wäre nicht erzielt – auch deswegen wurde die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Unter anderem geht es um eine zweite Seitenbühne, die natürlich Platz benötigt. Die neue schwarz-grüne Ratsmehrheit hat in ihrer Kooperationsvereinbarung jedoch ein Bekenntnis abgegeben, das platzgreifende Expansionen ausschließt: „Wir schützen und erhalten den Hofgarten.“ Marcus Münter, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, unterstreicht das. Zwei Meter mehr Oper oder der Fall von maximal vier Bäumen seien vielleicht noch hinnehmbar, mehr aber keinesfalls. Daraus erwächst die Frage, ob ein Opernneubau, wenn er mehr sein soll als bloßer Ersatz, unbedingt an der Heine-Allee vonstatten gehen muss.

„Den Standort halten zwar alle für den besten, aber wenn es dort nicht geht, sollten wir im Hafen bauen“, sagt CDU-Ratsherr Stefan Wiedon. Dem stimmt auch Münter zu, der Hafen sei sein favorisierter Alternativstandort. Wiedon hatte sich schon vor Jahren für einen Opernbau dort ausgesprochen und die Spitze der Speditionstraße vorgeschlagen, wo jetzt das Hyatt-Hotel steht. Nun käme die Kesselstraße in Betracht, das Düsseldorfer Architekturbüro RKW wiederum hatte einen Entwurf für die Landzunge vor dem Landtag angefertigt. Aber auch dort ist wie am heutigen Standort der Platz begrenzt. Statt 48 Meter wie heute könnte die Oper dort laut RKW 52 Meter breit werden.

FDP kündigt Antrag an

FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus kündigt für den Stadtrat am 4. Februar einen Antrag an, der neben der Heine-Allee den Hafen und den Rheinpark gegenüber der Bezirksregierung als mögliche Standorte vorschlägt. Den Rheinpark hatte im vorigen Jahr auch Edmund Spohr, langjähriger Vorsitzender der AGD, ins Spiel gebracht. In der Opernkommission sollen im März weitere alternative Standorte diskutiert werden.

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU) hat mit Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) den Grundsatzbeschluss Sanierung oder Neubau für das Jahresende vereinbart, im Anschluss könnte ein Architektenwettbewerb stattfinden. Lohe wird im März 2022 65 Jahre alt, seine designierte Nachfolgerin Miriam Koch (Grüne) würde das Projekt weiterbetreuen. Ein Opern-Neubau hat bei ihrer Partei keine Priorität, Düsseldorf als Klima-Hauptstadt und die Bewältigung der Verkehrswende stehen ganz oben auf der To-Do-Liste der Grünen.

Während die CDU in ihrem Wahlprogramm den Neubau forderte, lässt der Kooperationsvertrag die Frage offen. Klar ist aber: „Die Oper der Zukunft soll zu spielfreien Tageszeiten ein Ort der Begegnung für die Düsseldorfer Bevölkerung werden.“

Ratsgruppe Tierschutz / Freie Wähler widerspricht

Die Ratsgruppe Tierschutz / Freie Wähler stellt sich gegen den Vorschlag der CDU und fordert eine Sanierung der Oper im Hofgarten. Man habe sich bereits in der vergangenen Wahlperiode mit der Frage beschäftigt und vor Ort diskutiert. „Warum ausgerechnet Ratsleute der CDU so kurz nach der Wahl ihr im Wahlkampf gegebenes Versprechen brechen, verstehen wir nicht. Im CDU Wahlprogramm ist klar zu lesen, dass „wir [die CDU] für einen architektonisch anspruchsvollen Neubau an der Heinrich-Heine-Allee – mit Hilfe alternativer Finanzierungsformen, die den städtischen Haushalt entlasten – sind“, kritisiert Alexander Führer, stellvertretender Geschäftsführer der Ratsgruppe. „Ein Standort am Hafen oder ehemals Kaufhof Wehrhahn kommt für uns nicht in Frage“, sagt Bürgermitglied Wolfgang Brüggmann.