Düsseldorf. Verband kritisiert späte Auszahlung der Novemberhilfen. Für Beschäftigte im Düsseldorfer „Schlüssel“ gibt’s bereits eine Lösung.
Die Düsseldorfer Gastronomie leidet weiterhin unter dem Lockdown. Mit dessen Verlängerung sehen auch die kommenden Wochen nicht gerade rosig aus. Die Hilfsgelder lassen auf sich warten und die Beschäftigten sitzen auf dem Trockenen.
Novemberhilfen zu spät geplant
„Die Politik hat sich im Sommer noch keine Gedanken darüber gemacht, was im Herbst und Winter passieren kann“, berichtet Thomas Kolaric, Geschäftsführer der Dehoga Nordrhein. „Virologen und Epidemiologen haben gewarnt. Man hätte sich also darauf vorbereiten können, wie man den zweiten Lockdown im Hotel- und Gaststättenbereich wirtschaftlich abfedert“, kritisiert er. „Wir sind dankbar dafür, dass es die Novemberhilfen gibt, aber sie kommen zu spät.“
Langsam treffen erste Gelder ein
Erst seit dem 25. November können Gastronomen Anträge auf die Novemberhilfen stellen, erklärt Kolaric. „Seit Mittwoch treffen die Gelder bei einzelnen unserer Mitglieder ein. Wir fordern die Bundesregierung auf, umgehend dafür Sorge zu tragen, dass die Gelder schnellstens ausgezahlt werden“, sagt er. Denn bei vielen Unternehmern seien die Reserven aufgebraucht, und es drohen Insolvenzen.
„Wir warten immer noch auf die Novemberhilfen“, sagt auch Giuseppe Saitta, Vorsitzender des Dehoga Düsseldorf. „Die Gastronomen bezahlen ihre Angestellten und die Mieten in Vorkasse.“ Auch bei Saittas eigenem Restaurant, der „Osteria Saitta am Nussbaum“ sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. „Das hätte man von staatlicher Seite besser planen müssen“, kritisiert auch er. „Man wusste ja, was im Winter auf uns zukommt.“
Betriebe müssen Kosten mindern
Michael Schnitzler, Baas der Düsseldorfer Kult-Brauerei Uerige wartet ebenfalls noch auf die Hilfsgelder. „Ein Viertel unserer Mitarbeiter arbeitet in der Brauerei.“ Der Rest sei in Kurzarbeit.
„Wir halten derzeit alle Kosten so niedrig wie möglich“, erklärt Tobias Eroglu, Inhaber des Restaurants „Williams Bar and Kitchen“ in Unterbilk und der „Beuys Bar“ in der Altstadt. „Im ersten Lockdown haben wir noch Speisen zum Mitnehmen verkauft, damit die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit rauskommen. Aber damit konnten wir die Kosten nicht decken“, erklärt er. Deswegen biete man das dieses Mal nicht an. „Die Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit. Ich persönlich rechne damit, dass wir erst wieder zum 1. März öffnen können. Die Politik wird allein wegen Karneval noch den Februar abwarten bis zur Öffnung“, meint der Gastronom. „Der erste Abschlag der Novemberhilfen ist am Donnerstag angekommen, der Rest wird hoffentlich bis Mitte des Monats kommen.“
Kellner in der „Weihnachts-Werkstatt“
Die Mitarbeiter der Hausbrauerei „Zum Schlüssel“ in der Altstadt haben derweil übergangsweise Arbeit. Die Nachfrage beim Start-up „Dankebox“, das Geschenkboxen herstellt, geht derzeit durch die Decke und übersteigt die Kapazitäten. So vereinbarte Gründer Alexander Hoyer eine Kooperation mit der Brauerei, mietete den Gastraum an und stellte die Beschäftigten für seine Produktion ein: „Es verging keine Woche von der Idee bis zur Umsetzung“, sagt Hoyer. „Die Produktionsstätte war in wenigen Tagen einsatzbereit. Das Schlüssel-Team ist professionell und die Einarbeitung ging somit fast von allein.“ Aktuell haben bereits zwölf Mitarbeiter, die in Kurzarbeit waren, wieder Arbeit. Auf bis zu 30 Gastro-Angestellte soll die Werkstatt anwachsen, denn die Produktion laufe noch bis kurz vor Weihnachten auf Hochtouren, so Hoyer. Natürlich mit viel Abstand, Maskenpflicht und Trennscheiben, sagt er.
Soforthilfe für Gastro-Angestellte
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordert indes Soforthilfen in Höhe von 1000 Euro für die Angestellten im Hotel- und Gaststättengewerbe. Der Lockdown treffe nicht nur die rund 1760 Unternehmen in Düsseldorf mit voller Wucht, sondern bringe auch die 23.000 Arbeitnehmer in existenzielle Nöte, warnt die NGG. „Die Politik greift den Firmen mit enormen Summen unter die Arme, um eine Pleitewelle zu verhindern. Jetzt darf sie die Beschäftigten nicht im Regen stehen lassen“, betont Zayde Torun, Geschäftsführerin der NGG Düsseldorf.
Oper spielt frühestens ab 11. Januar
Auch in der Kulturszene ist die Lage schwierig. Erst Anfang der Woche einigten sich die Düsseldorfer Bühnen darauf, frühestens ab dem 8. Januar wieder zu spielen (NRZ berichtete). Zwar untersage die aktuelle Schutzverordnung des Landes NRW dies nur bis zum 20. Dezember. Aber um für sich selbst und für die Besucher für Planungssicherheit zu sorgen, beschloss man diesen Schritt.
„Der Probebetrieb geht weiter und wir produzieren auch weiter, damit wir keinen langen Vorlauf haben, sobald wir wieder spielen dürfen“, berichtet Tanja Brill, Pressesprecherin der Deutschen Oper am Rhein. „So wurde das Stück ‘Tristan und Isolde’ von Richard Wagner bis zur Premierenreife geprobt.“ Die Premiere des Stücks wäre am Donnerstag gewesen. „Wir gehen jetzt davon aus, dass wir bis zum 11. Januar nicht spielen. Der neue Spielplan wird derzeit geplant und wird noch vor Weihnachten bekanntgegeben“, erklärt Brill.
Auch beim Düsseldorfer Schauspielhaus läuft bis zum 19. Dezember der Probebetrieb weiter. „Danach gibt es eine Teilschließung“, sagt Sprecherin Marion Troja. Kurzarbeit gebe es hier in den unterschiedlichen Abteilungen.