Düsseldorf. Wolfgang Rolshoven vom Heimatvereins Düsseldorfer Jonges würde am liebsten die Rheinpromenade verlängern und Tarife für Bus und Bahn senken.

Schon vor vielen Jahren hat der „Weser-Kurier“ die Düsseldorfer Jonges einmal als „außerparlamentarische Opposition“ bezeichnet, ohne die „in der Landeshauptstadt gar nichts zu gehen“ scheine. Die Jonges sind der größte europäische Heimatverein – und Wolfgang Rolshoven (74) ist ihr Baas, ihr Präsident. „Wir sind parteipolitisch neutral“, betont Rolshoven. Gleichwohl hat die Stimme der Jonges Gewicht in der Düsseldorfer Stadtgesellschaft. Sie mischen sich ein, wenn es um die Stadtgestaltung und um soziale und kulturelle Belange geht.

„Das hier war das Spielzimmer von Heinrich Heine“, erzählt Rolshoven über sein Büro im Dachgeschoss der Jonges-Geschäftsstelle in der Mertensgasse 1. In diesem Gebäude wohnte Heines Onkel Simon van Geldern, und als Kind verbrachte der später berühmte Düsseldorfer Dichter (1797 – 1856) hier viele Stunden.

Attraktive Kommunen repräsentieren

Ein Spielzimmer ist eine Bühne für die Phantasie – und da passt es, dass Rolshoven auf die Frage, was er in Düsseldorf ändern würde, wenn er das Sagen hätte, ganz selbstverständlich in die Rolle des Oberbürgermeisters schlüpft: „Wenn ich denn Oberbürgermeister wäre, dann in dem Bewusstsein, eine attraktive Kommune zu repräsentieren, einen zunehmend begehrten Platz mit einem starken Image.“ Als Beispiel nennt er die Kö: „Sie ist als Image-Träger nicht nur attraktiv geblieben, sondern gewinnt dazu. Der Abriss des Tausendfüßlers hat neue Blickachsen geschaffen. Grün sprießt aus Wänden, das Schauspiel putzt sich gerade heraus.“

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Die Debatte zur Umgestaltung der Kö verfolgt Rolshoven aufmerksam: „Wir werden sehen, ob dem OB Geisel der Plan, die Kö fast autofrei zu machen und mehr Platz für Fußgänger, Radfahrer und die Außengastronomie zu schaffen, bei der Kommunalwahl Stimmen bringt oder ob er sich damit selbst versenkt.“ Rolshoven würde den Kompromiss-Vorschlag der Interessengemeinschaft Kö bevorzugen, laut dem rund 80 Parkplätze für einen Radweg entfallen sollen.

Düsseldorf ist gut – auch ohne Dom

Er sieht Düsseldorf in einer Vorreiter-Rolle. „Gehen Sie mal an den Niederrhein oder ins Bergische, im Zweifel sogar nach Köln. Da hören Sie, dass Düsseldorf um das, was es geschafft hat, beneidet wird. Auch ohne Dom.“ Und betont: „Keine Frage: Stillstand kann sich Düsseldorf nicht leisten. Sie muss ihren Vorsprung in Nordrhein-Westfalen halten und wenn eben möglich ausbauen. Wer heute noch vorn ist, kann morgen schon abgehängt sein, wenn er sich nicht anstrengt. Das geht nur mit neuen Ideen. Und natürlich mit Geld. Aber bitteschön in dieser Reihenfolge.“

Entscheidend für Düsseldorfs Attraktivität hält Rolshoven, dass die Landeshauptstadt „eine erlebbare Stadt“ bleibt. Vor allem der Rhein sei nach wie vor ein Besucher-Magnet: „Am liebsten morgen schon würde ich die Rheinpromenade bis zu den Rheinterrassen und bis in den Medienhafen verlängern. Der Landtag würde aufgewertet.“

Er sieht auch Handlungsbedarf beim öffentlichen Nahverkehr – der gebürtige Derendorfer fährt inzwischen ausschließlich Bus, Bahn und Rad. Er ist überzeugt: „Die Bürger warten auf ein neues Konzept für einen bezahlbaren Nahverkehr. Busse und Bahnen sind viel zu teuer.“ Düsseldorfs Nachbarstadt Monheim habe es vorgemacht: Hier können die Einwohner seit April umsonst Bus und auch einige S-Bahnen fahren. „Wir stecken hier noch mittendrin in einem Tarifdschungel.“ Rolshoven fordert: „Wir müssen uns von dem Moloch Verkehrsverbünde verabschieden und die Region mit einfachen Tarifen kostengünstig anbinden.“

>>>Düsseldorfer Jonges und der König von Düsseldorf

Wolfgang Rolshoven, Jahrgang 1945, stammt aus Derendorf. Nach einem Bankbetriebsstudium war er in leitender Funktion bei verschiedenen Banken tätig, zudem 15 Jahre Mitglied des Vorstands einer Regionalbank. Seit 2011 ist Rolshoven im Ruhestand, seit 2012 Baas der Düsseldorfer Jonges und dort schon fast 40 Jahre Mitglied. Er ist Tennisspieler und Läufer, hat elf Marathons absolviert.

Der Heimatverein Düsseldorfer Jonges besteht seit 1932 und hat rund 3250 Mitglieder, ausschließlich Männer. Ziele der Jonges sind die Pflege von Brauchtum, Geschichte und Mundart, Schutz und Gestaltung der Stadt- und Heimatlandschaft. Der Stadt Düsseldorf hat der Verein in seiner 88-jährigen Geschichte beispielsweise 80 Denkmäler, Brunnen und Gedenktafeln geschenkt. Die Jonges setzen sich auch für die Integration von Bürgern mit ausländischen Wurzeln ein und unterstützen Flüchtlinge aus Kriegsgebieten.

Die NRZ hat im Vorfeld der Kommunalwahl am 13. September die Aktion gestartet Wenn ich König von Düsseldorf wär. Düsseldorfer können zehn Fragen beantworten und auch ihre Meinung sagen. Begleitend dazu stellt die NRZ täglich Düsseldorfer vor, die sagen, was sie in der Stadt verändern würden, wenn sie das Sagen hätten. Auch Sie können Mitmachen: Die Umfrage zur Aktion steht im Internet unter www.nrz.de/koenigddorf