Düsseldorf. Wenn Leonard Ganz von Fridays for Future in Düsseldorf das Sagen hätte, gäbe es mehr Radwege nach niederländischem Vorbild und einen ÖPNV-Ausbau.

Wenn Düsseldorf am 13. September Oberbürgermeister und Stadtrat wählt, wird auch das Thema Klima von großer Bedeutung sein. Mit dafür verantwortlich für die andauernde Präsenz des Themas in der öffentlichen Debatte ist die Klimabewegung Fridays for Future. Die Düsseldorfer Ortsgruppe will auch in der kommenden Legislaturperiode Druck auf die Politik ausüben.

Eine Frage des politischen Willens

Besonders polarisiere die Klimadebatte in der Stadt bei der Mobilität, sagt Leonard Ganz von Fridays for Future Düsseldorf. „Denn hier geht es meistens um eine Verteilungsfrage.“ Dabei sei effektiver Klimaschutz meistens eine Frage des politischen Willens und der Konfliktbereitschaft, meint Ganz. „Wichtig ist aber auch die Klimaneutralität städtischer Einrichtungen.”

Vergangenes Jahr wurde auf Betreiben des Jugendrats und Fridays for Future in Düsseldorf der Klimanotstand ausgerufen, und man hat sich zur Klimaneutralität bis 2035 verpflichtet. „Städtische Unternehmen müssen nun klimaneutral Strom produzieren. Das geht mit Solarzellen auf den Dächern“, erklärt Ganz. „Da gibt es vieles, was wir vorantreiben können.“

Verkehrswende spielt zentrale Rolle

Für die Klimaaktivisten spielt die Verkehrswende eine zentrale Rolle. Dominiert wurde die Debatte bisher durch die Umweltspur, mit der auch Fridays for Future nicht zufrieden ist: „Die ursprüngliche Motivation war es, Emissionen zu reduzieren und somit ein Dieselfahrverbot zu verhindern”, erklärt Ganz. „Das war keine Maßnahme, um eine Verkehrswende herbeizuführen, denn der Stau wurde nur aus der Stadt nach außerhalb verlagert.”

Vorbild Niederlande

Ginge es nach ihm, würde der Klimaaktivist die Radinfrastruktur massiv ausbauen. „Beim Fahrradverkehr fehlt der politische Wille, um wirklich etwas zu verbessern”, kritisiert Ganz. „Das beste Vorbild sind die Niederlande. Dort hat man bereits in den Achtzigerjahren die Diskussion begonnen, wie moderne Städte aussehen sollten”, erklärt Ganz. „Seitdem sind dort viele breite, von der Straße getrennte Radwege entstanden.“ Auch hier müsse man sich trauen zu sagen: „Die Stadt gehört auch den Fahrradfahrern.“ Außerdem würde er mehr Pop-Up-Radwege installieren. Gerade im April und Mai hätte man zum Test Straßen dafür sperren lassen können, sagt er. „Das haben auch andere Städte wie Mailand so gemacht.“

ÖPNV Ausbau bringt die Nachfrage

Manche wollen Autos nicht einschränken, gleichzeitig aber Radfahrern mehr Platz geben, erklärt Ganz. „Das funktioniert so nicht, da es sich bei der Fläche der Stadt um einen endlichen Raum handelt. Man kann wiederum aber auch nicht sagen, alle Autofahrer müssen raus, wenn man gleichzeitig Alternativen wie Radwege oder den ÖPNV nicht ausbaut.“ Letzterer sollte länger und öfter fahren, fordert Ganz. „Bisher gibt es diesen Ausbau nicht – mit der Begründung, es gebe keine Nachfrage. Aber man muss die Alternativen erst schaffen, dann stellt sich die Nachfrage ein“, betont er. So würde Leonard Ganz auch eine nächtliche ÖPNV-Anbindung der Universität an die Innenstadt einrichten.

Andere Prioritäten beim Bauen

Auch beim Streit um den Umbau des Konrad-Adenauer-Platzes vor dem Hauptbahnhof schalten sich die Klimaaktivisten ein. „Es ist klar, dass dort etwas gemacht werden muss“, sagt Ganz. „Aber man kann den Umbau auch so konzipieren, dass die 39 Platanen nicht gefällt werden müssen.“ Dies sei teurer, aber man müsse Prioritäten verlagern, meint Ganz. „Wo es Sinn macht, kann man Geld sparen. Ansonsten schießt man sich ins eigene Bein. Hier wird falsch gedacht. Es ist falsch, die Bäume nur aus Kostengründen zu fällen.“