Düsseldorf. Viele gehen immer sorgloser mit der Pandemie um. Die Düsseldorfer Politik verfolgt verschiedene Ansätze. Kein Verständnis für Corona-Leugner.

Die Infektionsrate des Corona-Virus ist auf Bundesebene und auch in Düsseldorf in den vergangenen Tagen wieder gestiegen. Viele Menschen gehen immer sorgloser mit der Pandemie um, während auch in der Landeshauptstadt weiterhin regelmäßig Demonstrationen von Corona-Leugnern und Verschwörungsideologen laufen.

Bewusste Gefährdung anderer

„Es ist unglaublich, wie viel Dummheit sich da äußert“, sagt Angelika Kraft-Dlangamandla, Linken-Fraktionschefin im Stadtrat, mit Blick auf die Demonstration in Berlin. „Aber das ist eine andere Geschichte als Düsseldorf. Hier wollen die jungen Leute einfach raus. Das brauchen sie auch, aber das muss entzerrt werden. Es braucht mehr Plätze, an denen sie sich treffen können, damit nicht alle an einem Ort sitzen“, sagt sie. „Man muss versuchen, mehr Orte anzubieten.“ Bei rücksichtslosem Verhalten, wenn Leute sich weigern Masken zu tragen, müsse man dagegen härter durchgreifen, meint Kraft-Dlangamandla. „Diese Leute gefährden bewusst andere. Das ist für mich schon Körperverletzung.“

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Zugangskontrollen für die Altstadt

Auch Andreas-Paul Stieber, CDU-Ratsherr und Vorsitzender im Gesundheitsausschuss, kritisiert das Verhalten vieler Menschen: „Das zeigt, dass es in unserer Gesellschaft nicht mehr ,in’ ist, sich für den Nächsten verantwortlich zu fühlen“, kritisiert er. „Da kommt es dann zu solch einer Rücksichtslosigkeit wie in Berlin.“ Er fordert von der Verwaltung eine Kampagne, um die Aufmerksamkeit für die Schutzmaßnahmen aufrecht zu erhalten, so Stieber. Auch Zugangskontrollen für die Altstadt befürwortet er, um die Besucherzahl zu begrenzen. „Wenn wir das an Karneval machen können, warum dann nicht auch während Corona? Wir haben genug Gesetze und Vorschriften. Man muss sie nur umsetzen.“

Verunsicherte Leute ernst nehmen

OB-Kandidatin, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) hat Verständnis für die Menschen, die sich nach Normalität sehnen. „Aber deswegen appelliere ich, weiterhin Abstand zu halten und Rücksicht zu nehmen“, mahnt sie. „Das Schlimmste, was uns passieren kann, wären weiter steigende Infektionszahlen und der daraus resultierende Schaden für Wirtschaft und Gesundheit.“ Man sollte es jedoch immer ernst nehmen, wenn Leute auf die Straße gehen, so Strack-Zimmermann. „In Berlin waren Leute, die faschistoid sind, die bei Pegida und Dügida bereits dabei waren und versuchen, den Staat zu destabilisieren. Aber es waren auch viele dabei, die verunsichert sind und Angst haben.“ Denen müsse man die Dinge erklären.

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Sonderfahrplan für mehr Abstände

„Natürlich müssen wir genau abwägen, welche Einschränkungen hinnehmbar sind“, sagt Paula Elsholz, Düsseldorfer Grünen-Chefin. „Demonstrationen wie in Berlin führen aber dazu, dass Infektionszahlen rapide steigen können und damit weitere Einschränkungen nötig werden. Anders gesagt, wer ein Minimum an zusätzlichen Alltagseinschränkungen will, muss sich an ein Maximum der vorhandenen Hygieneregeln halten“, so Elsholz. Mit Blick auf Düsseldorf müsse weiter gelten, Abstand zu halten und überall wo das nicht geht, gehöre der Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt, auch draußen in der Altstadt, betont sie. Da nächste Woche die Ferien enden, „erwarte ich, dass die Stadt alles unternimmt, um die Schulen zu unterstützen. Außerdem sollte die Rheinbahn nicht nur in den Regelfahrplan zurückkehren, sondern eine Art Corona-Entzerrungsfahrplan fahren, der auch zu Stoßzeiten mehr Abstand ermöglicht.“

Handel fürchtet zweite Welle

Grundsätzlich sei die Bereitschaft der Leute, sich an die Regeln zu halten hoch, meint SPD-Ratsherr Philipp Tacer. Abends bei schönem Wetter sehe das dann tendenziell anders aus. „Das nehme ich kritisch wahr“, so Tacer. Jedoch habe die Polizei die Lage am Wochenend e unter Kontrolle gehabt und die Maßnahmen zeigten Wirkung.

Beim Einzelhandel ist derweil die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle und einem damit verbundenen Lockdown groß. „Der Handel hat in Deutschland 40 Milliarden Euro weniger Umsatz gemacht während der ersten Welle“, erklärt eine Sprecherin des Handelsverbands NRW. „Da will man sich eine zweite Welle nicht vorstellen. Bei einem zweiten Lockdown wären viele Unternehmen nicht zu retten.“ Jedoch berichten die Verbandsmitglieder positiv über das Verhalten der Kunden, sagt sie. Diese hielten sich zumeist an die Maßnahmen.