Düsseldorf. Das SKFM-Projekt Rahab und das Projekt Aufwind von „Flingern mobil“ kümmern sich um Prostituierte in Düsseldorf. Diese leiden unter der Krise.
Die Corona-Pandemie trifft die 715 gemeldeten Prostituierte in Düsseldorf immer mehr. Sie werden von immensen Existenzängsten geplagt, fürchten um ihren Beruf. Denn die meisten von ihnen können diesen zumindest legal kaum mehr nachgehen.
Mit den Sorgen und Nöten der Prostituierten konfrontiert wird Birgit Schmitz, Leiterin des Fachbereich Jugend, Familie und Gleichstellung des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer Düsseldorf (SKFM). Der SKFM betreibt das Projekt Rahab, das sich der Beratung für Menschen in der Prostitution widmet.
Prostituierte in Düsseldorf: Übernachten in Notschlafstelle
Seit Corona ist es den Prostituierten quasi untersagt, in Bordellen zu arbeiten aufgrund der Infektionsgefahr. „De facto bedeutet die Untersagung der Prostitution für einen Großteil der Menschen, die der Prostitution nachgehen und die sich an uns gewandt haben, dass sie plötzlich ihre Existenzgrundlage verloren haben“, sagt Schmitz.
Zwar hätten in einigen Fällen die Betreiber von Bordellen den Prostituierten in den ersten Wochen des Lockdowns noch angeboten, in den jeweiligen Stätten zumindest noch wohnen zu können, das habe sich jedoch irgendwann geändert. „Die Betreiber wollten diese Angebote ohne Geld nicht mehr aufrechterhalten“, so Schmitz.
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Auch die Möglichkeit bei Freunden, Verwandten oder Freiern unterzukommen sei keine dauerhafte Lösung. Mittlerweile konnte da aber das Amt für Migration weiterhelfen. „Über die Notschlafstellen konnten sie in Unterkünfte vermittelt werden, wo sie nun untergebracht sind“, sagt Schmitz.
Darüber hinaus brauchen viele finanzielle Unterstützung. In den allermeisten Fällen konnten durch Coronabedingte Ausnahmeregelungen Leistungen über das Jobcenter beantragt werden, so Schmitz. In einigen Fällen konnten Gelder aus dem Nothilfefond des Bundesverbandes sexuelle und erotische Dienstleistungen e.V. beantragt werden.
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Wo die Voraussetzungen passten, wurden die Klientinnen zum Soforthilfeantrag beraten. Denn dieser stellt für manche eine Hürde da. Viele von ihnen konnten zudem gar nicht glauben, dass es diese Möglichkeit gibt. Gleiches stellt sie immer wieder für Beratungen fest. „Viele wollen uns dann Geld dafür geben und begreifen nicht, dass diese kostenlos ist.“
Es habe sich nie jemand um sie gekümmert, daher kennen sie das einfach nicht. Zudem wünschen sich die Frauen Perspektiven. „Sie fragen sich, wann sie wieder arbeiten können. Das treibt sie um.“ Viele nutzen aber die Zeit auch, um etwa einen Deutschkurs zu machen und sich neue Perspektiven zu schaffen.
Viele Prostituierte sind mit Formalien überfordert
Auch bei Flingern mobil weiß man um die Probleme der Prostituierten. Das Projekt „Aufwind“ unterstützt dabei vor allem Jugendliche und junge Männer, die oftmals keinen gesicherten Aufenthaltstitel haben und sich oft aus finanzieller Not heraus prostituieren, so Streetworker Roman Sylejmani.
Auch dort ist die Not groß, denn oftmals findet nicht nur „monetäre Bezahlung“ statt. „Die Freier kaufen auf Klamotten, Parfüm – und es entsteht eine emotionale Bindung“, so Sylejmani. Der Streetworker hat zudem festgestellt, dass nicht immer alle gemeldet sind, wie es das Gesetz eigentlich verlangt. „Die Menschen sind schlichtweg überfordert. Die Sexarbeiter müssen sich anmelden, Rechnungen schreiben, Steuererklärung machen. Damit sie viele überfordert.“ Und Corona mache das nicht besser, da Anlaufstellen teilweise geschlossen sind.
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Prostitution und ein Sexverbot werden – unabhängig von Corona – immer wieder diskutiert. Gegen ein solches Verbot spricht sich etwa die Frauen Union Düsseldorf aus. „Ziel war und ist es, Prostituierte aus dem ‘Dunkelfeld’ in das ‘Hellfeld’ zu holen“, so Sylvia Pantel, Vorsitzende der Frauen Union Düsseldorf.
In Zeiten von Corona ergeben sich, so Pantel, jedoch Verbesserungsbedarfe. Denn momentan ist Prostitution offiziell untersagt. Dadurch wird das Thema in dunkle Ecken verdrängt und damit praktisch der Überprüfbarkeit durch staatliche Behörden entzogen.