Düsseldorf. In seiner Meinungskolumne kritisiert René Le Riche die Parkplatzpolitik der Düsseldorfer Verwaltung. Wo gegessen wird, kann nicht geparkt werden.
Großartige Idee! Fast allen Gästen der durch Corona gebeutelten Gastronomie geht es so: keiner will drinnen sitzen. Deswegen war die Stadt auch großzügig: der Terrassenbereich für manche Restaurants durfte erweitert werden. Flux ein bis vier Parkplätze vor der Tür abgesperrt, Tische drauf, fertig. Den Gastronomen in dieser Art entgegenzukommen ist unkompliziert, kostet nichts und hilft! Tolle Idee! Im ganzen Stadtgebiet dehnen sich jetzt leise die Terrassen auf die Parkplätze aus. Für alle ein Gewinn! Wirklich für alle?
Knapper Parkraum weiter beschränkt
Ob es ein perfider Plan ist oder einfach nur verwaltungstechnisches Durcheinander, parallel zu dieser Freigabe für Gastronomen kündigt die Stadt an, ab sofort konsequent gegen das Parken in zweiter Reihe vorzugehen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Städte für Autos auf lange Sicht unattraktiv zu machen ist wahrscheinlich ein unvermeidlicher Weg, aber diesen Weg sollten wir schon gemeinsam gehen. Den ohnehin knappen Parkraum in der Innenstadt derart zu beschränken und dann noch gezielt Anwohner ins Visier zu nehmen, die über Nacht vor einer Baumscheibe parken jedenfalls ist kein „gemeinsamer“ Weg. Wo sollen die Fahrzeuge denn hin? Und selbst wenn jeder Düsseldorfer morgen ein E-Auto hätte… geparkt werden müssen die Dinger trotzdem.
Allein im Bereich rund um die Moltkestraße habe ich, ohne Anspruch auf Vollzähligkeit, 10 „belegte“ Parkplätze gefunden. Wer in diesem Teil Derendorfs jemals einen Parkplatz gesucht hat weiß was es bedeutet, wenn es 10 Plätze weniger gibt. Ganz abgesehen davon, dass es in Derendorf nicht nur Anwohner gibt, die parken müssen. Parkplatznot ist KEIN neues Thema, die gibt es in manchen Stadtteilen schon seit Jahrzehnten. Aber diese beiden Aktionen gleichzeitig zu starten ist zynisch.
Wohin mit dem Auto?
Nur so eine Idee: ein guter, verlässlicher ÖPNV mit niedrigen Preisen wäre mal ein Signal für Autobesitzer, falls noch niemand ´drauf gekommen ist. Ein großes Konzept für eine Verkehrswende habe ich jedenfalls noch nirgends entdecken können. Umweltspuren, Fahrradspuren, Parkplätze vernichten, Zweitreiheparker sanktionieren… wären alles tolle Sachen, wenn es Alternativen gäbe. Also, liebe Stadt Düsseldorf, wo parke ich denn ohne Parkhaus in Derendorf? Auf dem neuen Park+Ride an der Münchner Straße?
René le Riche schreibt jeden ersten Samstag exklusiv in der NRZ. www.leriche.jetzt