Düsseldorf. Von der Düsseldorfer „Cementplattenfabrik Reinartz“ sind heute noch alte Laternen im Garten übrig geblieben – und auch der Albertussee.
Schauen Sie sich mal die Bäume an“, sagt die stellvertretende Leiterin des Stadtarchivs Julia Lederle und deutet auf zwei schlanke, hohe Birken. „Fällt Ihnen etwas auf?“ Zunächst scheint nichts merkwürdig, doch je näher man den Bäumen kommt, desto deutlicher wird: Direkt neben der Birke befindet sich eine sehr hohe, sehr alte Laterne, die man kaum bemerkt, weil sie sich so gut ins Bild fügt, dass es fast schon so wirkt, als würde sie zu den Bäumen dazugehören. Julia Lederle findet diese Symbiose von Ding und Natur faszinierend, das Historikerinnen-Herz schlägt aber vor allem deshalb so begeistert für ebenjene alten Laternen – es gibt auf dem Gelände noch mehrere –, weil sich an ihnen ein wichtiges Stück Geschichte dieses Ortes erzählen lässt.
Herstellung von Produkten wie Bürgersteigplatten
Das sind die letzten Überbleibsel der ‚Cementplattenfabrik Reinartz‘. Der Name der Fabrik schrieb sich später im 20. Jahrhundert auch Reinarz“, klärt sie auf. „Sie wurde im Jahr 1874 von den Brüdern Wilhelm und Heinrich Reinartz direkt neben ihrem Heerdter Hof gegründet.“ Die Felder des landwirtschaftlichen Betriebs seien für die Tierhaltung oder den Anbau von Lebensmitteln denkbar ungeeignet gewesen, denn sie waren durch häufige Überschwemmungen stark versandet. Doch die findigen Brüder wussten sich zu helfen – eben mit der Gründung ihrer Cementplattenfabrik. „Auf ihren Feldern betrieben sie fortan systematisch Rohstoffgewinnung zur Herstellung von Produkten wie Bürgersteigplatten und Großrohre“, erklärt Lederle. Denn wenn auch kein Gemüse gedeihen wollte, Kies gab es auf – oder besser gesagt: unter – den Feldern in Hülle und Fülle, zumindest bis ins Jahr 1974, dann war buchstäblich „Ende Gelände“.
Es blieb nur ein Baggerloch übrig
Was blieb, war ein Baggerloch, dessen Verfüllung die Heerdter Anglerfreunde verhinderten, um den Albertussee anzulegen, der nach Albert Scheele, dem letzten Direktor der Zementplattenfabrik, benannt wurde“, erzählt die Stadtarchivarin von einem weiteren Überbleibsel der industriellen Nutzung des heutigen Parks. Allerdings wurden nicht alle Felder zu Parkanlagen umgenutzt: „Das ehemalige Fabrikgelände hat man teilweise neu bebaut“, sagt Julia Lederle. Der Park, in dem heute Birken mit Laternen eine Symbiose eingehen, wurde 1990 im Zuge einer Renaturierung geschaffen. „Dieser fielen die alten Werkstraßenlaternen erstaunlicherweise nicht zum Opfer“, freut sich Lederle. Einigen von ihnen ging es aber Pfingsten 2014 an den Kragen: „Orkan Ela brachte mit zahlreichen Bäumen auch einige dieser elektrischen Relikte zu Fall“, sagt die Historikerin. „Deshalb kann man die Laternen, die übrigens schon lange nicht mehr leuchten, heute nur noch an einer Hand abzählen.“
So geht es zur Laterne:Sie steht mitten in der Grünfläche am Albertussee im Heerdterhof-Garten.