Düsseldorf. Düsseldorfs OB Thomas Geisel will den Pflegenotstand angehen und lud zu einem Gipfel. Opposition kritisiert die Initiative als Wahlkampfmanöver.

Bis zu 1000 neue Pflegeplätze braucht Düsseldorf bis 2025. Dazu lud Oberbürgermeister Thomas Geisel jetzt zahlreiche Vertreter der Wohlfahrtsverbände sowie der privaten Träger ins Rathaus ein, um Lösungsvorschläge zu diskutieren. Die diskutierten Maßnahmen orientieren sich besonders an Neu- und Ausbauten. Die Opposition kritisiert den Gipfel als Wahlkampfmanöver.

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„Pflege ist ein Thema, das uns alle betrifft und das viele Menschen in unserer Stadt umtreibt“, erklärt Geisel. „Wir stehen alle in der Verantwortung, die Herausforderung des demografischen Wandels anzugehen und zu bewältigen.“ Schon beim Schulbau habe die Stadt bewiesen, „dass wir in kurzer Zeit viel erreichen können“, betont er. „Daher bin ich zuversichtlich, dass wir auch im Bereich Pflege Lösungen schaffen werden.“

Die Ideen jedoch seien „uralt“, kritisiert Andreas-Paul Stieber, CDU-Ratsherr und Vorsitzender im Ausschuss für Gesundheit und Soziales. Die Vorschläge stammen zum Teil aus CDU-Anträgen und Stiebers Vorträgen und Ideen wie Mehrgenerationenhäuser seien „alte Hüte“, sagt Stieber. „Das ist reiner Wahlkampf. Ich habe den OB noch nie zu dem Thema in meinem Ausschuss begrüßen dürfen. Er spielt mit dem Pflegenotstand und versucht Dinge für sich in Anspruch zu nehmen, für die er sich sonst nicht interessiert hat“, so Stieber.

1000 Plätze bis 2025 benötigt

Der steigende Bedarf an Pflegeplätzen hängt mit dem demografischen Wandel zusammen. Bis 2025 soll in Düsseldorf die Lücke eben jener bis dahin benötigten 1000 Plätze geschlossen werden. Aktuell gibt es in der Stadt 4858 Pflegeplätze in verschiedenen Einrichtungen. Durch derzeit laufende Projekte kann die Zahl bis zum Jahr 2025 voraussichtlich um rund 550 Plätze erhöht werden. Aufgrund des demografischen Wandels steigt die Zahl an Pflegebedürftigen in der Stadt jedoch stetig weiter, sodass im Jahr 2025 schon 6330 Plätze nötig sein werden.

Um diese Anzahl zu erreichen wurden diverse Ideen ins Spiel gebracht. Einerseits soll geprüft werden, ob die derzeit laufenden Bauprojekte optimiert und gegebenenfalls beschleunigt werden können. Dabei seien die Träger gefordert, der Verwaltung ihre Ideen und Wünsche mitzuteilen, so die Stadt.

Neubauten und Erweiterungen

Andererseits sollen bereits bestehende Pflegeeinrichtungen erweitert werden. Dies könne in Form von Anbauten oder dem Ausbau der Gebäude umgesetzt werden und sei bereits erfolgreich in zahlreichen Pflegeeinrichtungen in Düsseldorf realisiert worden. Die sei auch eine gute Möglichkeit, in kurzer Zeit kostengünstig zusätzliche Pflegeplätze zu schaffen, erklärt die Verwaltung weiter.

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Schließlich sind als letzte Maßnahme Neubauten eine Option. „Es gibt viele Flächen im Stadtgebiet, die Potenzial für Bauprojekte bieten“, sagt Planungsdezernentin Cornelia Zuschke. „Einige Projekte werden aktuell bereits realisiert oder befinden sich in der Planungsendphase. Besonders Mehrgenerationenhäuser und andere innovative Wohnprojekte sind eine gute Möglichkeit, Wohnraum für alte und pflegebedürftige, aber gleichzeitig auch für junge Menschen zu schaffen“, meint Zuschke. Solche Neubauprojekte werden derzeit an der Pariser Straße, der Merowinger Straße und der Werstener Straße geplant, so die Stadt.

Kritik auch von Grünen und FDP

„Wenn Oberbürgermeister Geisel nach sechs Jahren zum ersten Mal zu einem Pflegegipfel einlädt, dann ist das nichts anderes als Wahlkampf und bestätigt, dass ihn das Thema nicht interessiert,“ kritisiert auch Christine Rachner, Sprecherin der FDP für Gesundheit und Soziales. „Dass er auch noch die Politik nicht einlädt, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, zeigt deutlich seine Absichten: Herr Geisel will nicht das beste Ergebnis für die zu Pflegenden und deren Angehörige, sondern einen netten Wahlkampf Auftritt.“ Der Gipfel komme deutlich zu spät, zumal die Ergebnisse mager zu sein scheinen.

„Es kommt ein bisschen spät, aber es ist gut“, sagt derweil Stefan Engstfeld, OB-Kandidat der Grünen. „Die Kapazitäten müssen gesteigert werden. Die Mischung aus Neu- und Ausbau ist gut. In der Sache ist es notwendig und überfällig.“ Unterstützung erhält Engstfeld aus der Grünen Ortsgruppe in Stadtbezirk 10. Diese kritisiert, die Verwaltung habe, trotz einstimmigen Beschlusses der BV10, keine Liste von Grundstücken für den Bau von Pflegeheimen an die Bezirksvertreter weitergegeben.