Düsseldorf. Die neue Fahrradspur an der Cecilienallee wird aus der Opposition mit scharfer Kritik belegt. Martin Volkenrath verteidigt das Projekt.

„2020 wird ein Rekordjahr für den Radverkehr in Düsseldorf“ heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Stadt. Hintergrund sind aktuelle Zahlen zur Fahrradnutzung: Bis zum 22. Juni wurden an Düsseldorfs 13 Zählstellen bereits mehr als 3,2 Millionen Radfahrer gezählt – ganze 28 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dieser Entwicklung wird in der Verwaltung schon eine ganze Weile Rechnung getragen:: Mit vielen laufenden Radverkehrsprojekten, die noch bis 10. Juli im Rahmen einer Ausstellung im Rathaus begutachtet werden können.

Unklarheiten und Unfälle machten Anpassungen notwendig

Martin Volkenrath ist Ratsherr und Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses.
Martin Volkenrath ist Ratsherr und Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschusses. © OH

Eines davon ist derweil zu einem der kontroversesten Themen der letzten Wochen avanciert. Die Rede ist von der „Protected Bike Lane“ auf der Cecilienallee. Seit ihrer Eröffnung am 13. Juni lief dort vieles schlechter als erhofft – nicht nur Unklarheiten im Verkehr, sondern auch zwei Unfälle machten bereits mehrere Anpassungen notwendig.

Opposition kritisiert Projekt scharf

Die Opposition im Stadtrat zeigt sich empört und forderte bereits am 18. Juni das Ende des Projektes. Entstehende Staus, mangelnde Nutzung durch Radfahrer und eine hohe Unfallgefahr machten die Abschaffung dieser Radspuren zur ihrer „einzig möglichen Optimierung“, so etwa Manfred Neuenhaus von der Ratsfraktion der FDP. Der Express schreibt bezüglich der Straße von einer „Geisel-Haft“ und wirft dem OB vor, mit dem Projekt eine rücksichts- und verantwortungslose Machtpolitik zu verfolgen, statt etwas für den Düsseldorfer Radverkehr zu tun.

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SPD-Ratsherr Martin Volkenrath, Vorsitzender des Verkehrsausschusses und Verkehrsexperte seiner Fraktion, hält von dieser Kritik wenig. „Sobald es um die Neuverteilung öffentlichen Raumes geht, gibt es diesen Hahnenkampf“, sagt Volkenrath. „Die Mühlen des Wahlkampfs laufen an.“ Mit der FDP hat die SPD im Rahmen des Ampel-Bündnisses im Stadtrat lange gut zusammenarbeitet. Jetzt, so Volkenrath, sei dort die „Auto-Fraktion“ stärker geworden.

„Autofahrer, Autofahrer! Guck mal, was die böse SPD macht!“ das sei die Botschaft, die CDU und FDP anlässlich der Kommunalwal am 13. September an Wähler vermitteln wollen. Doch das ähnelt dem Vorwurf, der auch gegen ihn und seine Parteigenossen erhoben wird, sehr. Ist der neue Radweg nur ein wahlkampftaktisches Manöver der SPD, oder gar eine Machtdemonstration des amtierenden Oberbürgermeisters?

„Das ist Demokratie.“

„Wir haben Mehrheiten im Rat und im Verkehrsausschuss. Auch eine knappe Mehrheit ist eine Mehrheit. Das ist Demokratie.“ Für die Kritik der Opposition hat er dagegen scharfe Worte übrig, „populistisch“ nennt er sie. Auch der Zeitpunkt habe nichts mit dem Wahlkampf zu tun. „Wir müssen festhalten: Düsseldorf will mehr Fahrrad fahren, vor allem am Rhein.“ Diesen Bedarf wollen er und seine Kollegen noch in diesem Sommer beantworten, bevor die zahl der Radfahrer im Herbst wieder abnehme, so Volkenrath. Dass es dabei Mängel gibt, gesteht er ein. Auch, dass es zu Unfällen kam. Dennoch ist er überzeugt: „Als Vorsitzender des Verkehrsausschusses bin ich völlig einer Meinung mit dem OB“, bekennt er. „Was jetzt unternommen wird, ist aus meiner Sicht fachlich korrekt.“

Bei seiner Verteidigung des Projektes greift der leidenschaftliche Radfahrer auch auf seine eigenen Erfahrungen zurück. Etwa gegenüber dem Vorwurf, der Ort der Fahrradspur sei falsch gewählt: „Ich bin Vielfahrer und Vielgänger. am Rheinpark. Zu sagen, es gäbe da Alternativen, geht völlig an der Realität vorbei.“

„Wir müssen den öffentlichen Raum umverteilen.“

Volkenrath betont auch einen anderen Aspekt: Können Radfahrer nicht sicher auf der Straße fahren, wählen viele den Bürgersteig - zum Leidwesen der Fußgänger.. „Ich habe Briefe bekommen, in denen Bürger mir sagen ‘Bitte machen sie, dass die Radfahrer vom Bürgersteig runterkommen.’“

Weitergehende Perspektiven liegen ihm ebenso am Herzen. „Wir müssen den öffentlichen Raum umverteilen. Wir haben in den 60ern eine autogerechte Stadt gebaut. Diese Zeiten sind vorbei.“ So betrachtet er die Anpassungen an der Fahrradspur auch als Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, die bei späteren Projekten hilfreich sein könne. Hoffnungsvoll blickt er auf große europäische Städte wie Paris oder Barcelona, in denen der Radverkehr, von der Politik ermöglicht, einen immer größeren Anteil am Straßenverkehr einnimmt.

Das wünscht er sich auch für Düsseldorf.