Düsseldorf. Eine Düsseldorfer Altstadtführung mit Manes Meckenstock: Wissenswertes von der Portalsteuer bis zum Barocken Blickwinkel.
Ach was. Um die Schatzkasse aufzurüschen gab es mal eine Portalsteuer? Und das Grüne Gewölbe der Tonhalle heißt so, weil damals Feuchtigkeit im Gebäude optimale Bedingungen für eine Kleinflora am Mauerwerk schuf? Woher wir das wissen? Von Manes Meckenstock. Die NRZ begleitete ihn bei seiner Altstadtführung und stellte fest: Es ist eine sehr spezielle Ortskenntnis, welche der Ur-Düsseldorfer auf seinen Rundgängen vermittelt.
Mit den Dorfschönheiten auf Du und Du
Start ist um zehn Uhr am Ratinger Tor. Dort werden, Pandemie-konform, die Teilnehmerdaten erfasst. An diesem Tag haben sich acht Wissbegierige eingefunden. Ein Ehepaar ist aus Monheim gekommen, eine weitere Teilnehmerin vor kurzem in die Altstadt gezogen. Los geht’s. Im kernigen Düsseldorfer Platt mit hochdeutschen Einsprengseln erzählt der Kabarettist Anekdoten und Nützliches aus dem Fach Heimatkunde. Mit seiner Betrachtung wandelt er La Düsseldorf zur herben Dorfschönheit. Mit der ist man gerne per Du und möchte ihr weitere Geheimnisse entlocken.
Polit-Klüngel und Bedürfnisse
Inhaltlich behandelt Meckenstock Düsseldorf mit Zuckerbrot und Peitsche. Es ist zu spüren, dass er aus tiefstem Herzensabgrund Düsseldorfer ist. Darum teilt er scharfzüngig aus, wenn es um Polit-Klüngel geht. Zum Beispiel als ein früherer Neubau-affiner Oberbürgermeister Schwiegersohn eines Unternehmers war, der ein Bau-Ingenieurbüro hat. An anderer Stelle schenkt er verbale Preziosen wie „Hormonhirsche“ oder „Feuchtgetränk“. Neben den zu erwähnenden Standards wie den Aktivitäten von Jan Wellem oder Wilhelm Marx ist es sein Blick fürs Detail, der diese Stadtführung zu etwas Besonderem macht, der aus den Teilnehmenden Flaneure werden lässt. Beim Streifzug durch die Ratinger Straße kann er zu jedem Haus etwas erzählen. Pikant ist die Historie der Örtlichkeit, welche die Kneipe „Zum goldenen Einhorn“ beherbergt. Dort war vor Jahrzehnten ein Ausschank, der sich speziell an den Bedürfnissen von Herren orientierte. Rotes Licht in den Fenstern signalisierte, dass sie sich, falls vom Bierglasheben ermattet, durchaus für ein Nickerchen unter Damenaufsicht zurück ziehen konnten.
Kleine Türen zum Steuern sparen
Warum bei den Altbauten manche Haustüren so unproportional klein aussehen, erklärt Meckenstock mit der „Portalsteuer“. Die wurde damals von Carl Theodor erhoben. Nachdem sich die Gardinensteuer nach niederländischem Vorbild im sinnesfrohen katholischen Düsseldorf als Flop erwiesen hatte, versuchte der Hof so Geld zu generieren. Viel Aufmerksamkeit schenkt Meckenstock der Kunst, insbesondere dem Stadterhebungsmonument von Bert Gerresheim. Überrascht stellt die Gruppe fest, dass aus nur einem bestimmten Blickwinkel auf die Skulptur die Zahl 1288 zu erkennen ist. In dem Jahr wurden dem Dorf an der Düssel die Stadtrechte verliehen. Ratingen hatte zwölf Jahre vorher die Rechte verliehen bekommen. „Darum hatte die Rheinbahn der Straßenbahn nach Ratingen die Nummer 12 gegeben,“ so Meckenstock.
Zwei evangelische Kirchen als Privileg
Am Burgplatz wird die Geschichte der Jakobe von Baden erzählt und was die weiße Frau aus der Persil-Werbung damit zu tun hat. Nach einem Stopp am Rathaus geht es weiter zur Berger Straße mit Halt an der Berger Kirche. Es ist der aufgeklärten und hoch gebildeten Jakobe von Baden zu verdanken, dass es zwei evangelische Kirchen innerhalb der damaligen Stadtmauern gibt, obwohl sie nur von der Straße zurückgesetzt erbaut durften. Bereits das war ein großes Privileg, andernorts mussten Menschen anderer als der vorherrschenden Religion sich außerhalb der Stadtmauern ansiedeln.
Die amüsante Tour endet im Rosengarten des Stadtmuseums. Dort gewährt die Carlstadt einen Barocken Blickwinkel. Wegen eines großen Brands in Mannheim hatte sich die Stadtplanung verändert. Statt verwinkelter Gassen gab es gerade Straßen, damit ein Fuhrwerk mit Löschsäcken durchkommen konnte. Diese quadratische Planung ermöglicht den weiten Blick.