Düsseldorf. Aus Angst vor Corona mieden viele Düsseldorfer den Arztbesuch. So auch die Eltern eines Zehnjährigen. Er musste in Kaiserswerth operiert werden.
Aus Angst vor Infektionen mit dem Coronavirus sind in Düsseldorf mehr Menschen als üblich trotz Beschwerden nicht ins Krankenhaus gegangen. Auch aus falscher Bescheidenheit scheuten sich einige Leute vor einem Klinikbesuch, heißt es. Ärzte warnen davor, mitunter gefährliche Krankheitsfälle zu verschleppen.
„Das ist ein allgemeines Problem, dass besonders ältere Menschen aus falscher Bescheidenheit nicht ins Krankenhaus gehen. Sie wollen dann niemandem zur Last fallen“, berichtet Martin Schicht, Sprecher des Verbunds katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD). „Das ist während Corona nun öfter als üblich vorgekommen. Einige haben es vermieden, wegen vermeintlich harmloser Herzbeschwerden die Klinik aufzusuchen“, so Schicht weiter. Jedoch können diese Beschwerden nach einer kardiologischen Untersuchung eben doch gefährlicher sein als gedacht. Daher appelliert die Klinik: „Meldet euch, geht ins Krankenhaus.“
Die Sorgen seien darüber hinaus unbegründet, sagt Schicht. „Wir haben ein mehrstufiges System, das den Intensivbereich abriegelt. Auch Corona-Verdachtsfälle werden direkt isoliert.“
Bei Symptomen frühzeitig ins Krankenhaus
Das bestätigt auch Rolf-Michael Klein, Chefarzt der Kardiologie am Augusta-Krankenhaus des VKKD. „Das Infektionsrisiko ist gleich null. Es werden alle Hygienemaßnahmen eingehalten, und wir haben keine Corona-Patienten mehr.“ Auch habe sich kein Patient infiziert, so Klein. „Da muss sich niemand Sorgen machen. Die Hygienemaßnahmen gelten weiterhin.“
Auch Christian Meyer, Chefarzt der Kardiologischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus (EVK) kennt dieses Problem: „Wir stellen fest, dass die Patienten trotz der kurzen Wege hier im Herzen der Stadt sich häufig erst mit deutlich vorangeschrittenen Beschwerden bei uns vorstellen“, so Meyer. „Gerade bei akuten Herzbeschwerden können die Folgen fatal sein. Patienten brauchen häufig deshalb eine deutlich umfassendere Behandlung und weil sie zu einem späten Zeitpunkt kommen, drohen irreparable Folgeschäden“, warnt der Mediziner. „Begleiterkrankungen wie Diabetes oder eine eingeschränkte Nierenfunktion verschleiern manchmal die Beschwerden und erschweren die Behandlung zusätzlich“, sagt Meyer und fügt hinzu: „Bei Symptomen frühzeitig das Krankenhaus aufsuchen.“
Junge musste sofort operiert werden
Aber nicht nur an Herzpatienten richtet sich der Appell der Kliniken. Auch Eltern sind angesprochen. Wie eine Sprecherin des Florence-Nightingale-Krankenhaus in Kaiserswerth berichtet, wurde ein 10-jähriger Junge dort eingeliefert. Seine Eltern hatten aus Sorge um eine Ansteckung mit Covid-19 den Gang zum Kinderarzt gemieden und der Junge harrte mit heftigsten Bauchschmerzen zu Hause aus, so die Sprecherin. Schließlich haben die Eltern ihn doch ins Krankenhaus, gebracht wo eine manifeste Sepsis in Folge einer eitrigen Bauchfellentzündung festgestellt wurde. Der Junge musste sofort operiert werden.
Auch die Uniklinik Düsseldorf (UKD) betont in einer Mitteilung die Wichtigkeit einer rechtzeitigen Behandlung. Besonders für Spezialfälle sei das UKD oft die einzige Anlaufstation in der Region, weswegen man nun wieder Termine vergebe. „Patienten sollten Beschwerden nicht ignorieren und Behandlungen auf die lange Bank schieben, denn auch das kann gesundheitliche Folgen haben“, warnt Frank Schneider, Ärztlicher Direktor des UKD.