Die Kritik an der neuen Radspur, zeigen für NRZ-Redakteur Stephan Wappner, dass die Schmerzgrenze im Wahlkampf deutlich nach unten geht.
Das ist schon ein starkes Stück: CDU-Fraktionsvize und Verkehrsexperte Andreas Hartnigk lässt sich – wohlgemerkt gerade einmal vier Tage nach Eröffnung eines temporären Radweges – öffentlich zitieren. Mit den Worten, diese Maßnahme sei jetzt „krachend gescheitert“. Mal davon abgesehen, dass die Wortwahl angesichts des schlimmen Unfalls von Montag ziemlich daneben ist, wird hier wieder klar: Die Schmerzgrenze geht in Wahlkampfzeiten deutlich nach unten, und die Hysterie steigt bedrohlich an.
Die Polizei hat festgestellt, dass der Unfall auf der Cecilienallee, bei dem eine Frau und ein Kleinkind von einem Mini getroffen wurden, nicht auf der Radspur passiert ist. Auf der Route zwischen Tonhalle und Messe gibt es nichtsdestotrotz eine andere Verkehrsführung, die – um es vorsichtig auszudrücken – zu Irritationen führen kann. Es ist gut, dass im Rathaus reagiert wurde und jetzt nachgebessert wird.
Und was passiert am Rande dieser Geschichte? In den Diskussionsblasen im Internet ist der Schuldige für den schlimmen Unfall schnell gefunden: Die Stadtspitze wird verantwortlich gemacht, und das zeigt, wo in Teilen unserer Gesellschaft die Streitkultur mittlerweile angelangt ist. Es gibt Beschimpfungen, Drohungen, Hassposts, Schadenfreude. Das ist widerwärtig.