Düsseldorf/Dortmund. . Die Beteiligung an den Anti-Rassismus-Demos in NRW war größer als erwartet: In Düsseldorf kamen statt angemeldeter 2000 mehr als 10.000 Menschen.

Zehntausende Menschen haben am Samstag in mehreren NRW-Städten gegen Rassismus demonstriert. Mit anti-rassistischen Slogans marschierten sie durch die Städte, unter anderem in Düsseldorf, Köln, Lippstadt und Dortmund. Allein in Düsseldorf waren rund 20 000 Menschen auf der Straße, zehn Mal mehr als ursprünglich erwartet worden waren. Auch in Köln und Dortmund hatten die Demonstrationen deutlich mehr Teilnehmer als im Vorfeld angenommen. Zwischenfälle gab es nach Polizeiangaben nicht.

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Hintergrund ist der Tod von George Floyd am 25. Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz in der US-Großstadt Minneapolis. Wegen seines Todes kam es zu Protesten und teilweise auch Ausschreitungen in mehreren Städten der USA.

Demo-Teilnehme in schwarzer Kleidung

Die Demonstranten in Deutschland wurden aufgefordert, in schwarzer Kleidung zu erscheinen. Man wollte während der Demonstrationen still und schweigend („silent“) an den Tod von George Floyd erinnern.

„Diskriminierung, soziale und ökonomische Ausgrenzung sowie körperliche Angriffe bis hin zum Mord von Menschen mit schwarzer Hautfarbe sind ein globales Problem“, hieß es von den Organisatoren. Allein in Düsseldorf demonstrierten Zehntausende Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Vom Treffpunkt an der zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) aus zog die "Silent Demo" ab kurz nach 14 Uhr schweigend bis zum Landtag. Angemeldet waren 2000 Teilnehmer, zwischenzeitlich sprach die Polizei von 8.000 bis 10.000.

Corona-Abstandsregeln konnten kaum eingehalten werden

Jedoch staute sich eine große Menge Teilnehmer immer noch zwischen Hauptbahnhof und DGB-Zentrale, als die Spitze der Demo bereits am Landtag eintraf, wie ein Polizist bestätigte. Auch knapp eine Stunde nachdem die ersten Demonstranten die Wiesen vorm Landtag erreicht hatten, trafen noch immer weitere Menschen ein.

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Die Abstandsregeln hatten die Veranstalter mit einem Sicherheitskonzept versucht einzuhalten. Die Teilnehmer sollten in Zehnergruppen zusammen laufen. Da die Teilnehmerzahl jedoch auch die optimistischsten Erwartungen übertraf, wurde die Umsetzung immer schwieriger. Am Landtag waren die Abstände dann noch kaum einzuhalten. Allerdings hielten sich die Allermeisten an die Maskenpflicht.

Düsseldorf sezt ein starkes Zeichen der Zivilgesellschaft

Vor allem junge Menschen beteiligten sich an dem Protest, hielten selbstgebastelte Schilder hoch. Aber auch viele Familien und Senioren waren zu sehen. Es war ein bunter Querschnitt der Bevölkerung, ein starkes Zeichen der Zivilgesellschaft.

Bei der Abschlusskundgebung riefen die dunkelhäutigen Redner die Menschen auf, auch weiterhin gegen Rassismus Stellung zu beziehen. "Ich habe es satt, ich bin müde", rief eine Rednerin. "Aber gemeinsam können wir es schaffen!" Ein weiterer Redner hob die Bedeutung der Demonstration hervor: "Jeder von euch kann später seinen Kindern erzählen, dass ihr etwas dazu beigetragen habt im Kampf gegen Rassismus." Dass die Proteste weitergehen müssen, betonte ein dritter Redner: "Was hier gerade passiert, ist so wichtig. Bildet euch, redet miteinander, lest Bücher", rief er.

Tode des Afroamerikaners George Floyd "hat das Fass zum Überlaufen gebracht"

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Am Ende waren auch die Veranstalter, die zum ersten Mal eine Demonstration organisierten, mehr als begeistert. "Das waren ein Mega-Erfolg. Es wurde Zeit, dass witr aktiv werden und zeigen, das wir ein Teil dieser Welt sind", sagte Sephora Bidiamba, Anmelderin der Demo. Zwar war in Düsseldorf eine stille Demo geplant, aber immer wieder waren die Rufe „No Justice, No Peace“ und „Black Lives Matter“ zu hören. Rufe, die auch bei den Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten immer wieder fallen. Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd habe „das Fass zum Überlaufen gebracht, aber Rassismus gibt es überall“, sagte die 23-jährige Bidiamba.

Innenministerium betont Prüfung der Polizeibewerber auf rassistische Neigungen

Karima Benbrahim, Leiterin des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit in NRW, vermutet auch bei der Polizei in NRW „rechtsextreme und rassistische Strukturen“. Sie fragte: „Wir haben einen Rassismusproblem in der Gesellschaft, warum sollte das nicht auch die Polizei betreffen?“ Bestimmte Menschen würden beispielsweise öfter kontrolliert und aggressiver behandelt. Beispiele hierfür seien zum einen verdachtsunabhängige Kontrollen der Polizei, die meistens „Schwarze oder maghrebinische Männer“ träfen. Daher müsse in der Ausbildung der Polizeibeamten stärker auf die Vermittlung anti-rassistischer Trainings gesetzt werden.

Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums sagte, dass die Polizei strikt gegen Rassismus und Rechtsextremismus in den eigenen Reihen vorgehe. Bei den Polizeibewerbern werden dem Sprecher zufolge die Personen auf extremistische Neigungen geprüft. „Über 100 Bewerberinnen und Bewerber wurden in diesem Jahrgang aufgrund von Zweifeln an der charakterlichen Eignung abgelehnt.“

In Dortmund kamen 5.000 Menschen auf dem Hansaplatz zusammen

Auch in den übrigen NRW-Städten beteiligten sich mehr Menschen am friedlichen Protest als erwartet: In Köln beteiligten sich nach Polizeiangaben mehrere Tausend Menschen an der friedlichen Kundgebung gegen Rassismus. Ursprünglich waren nur 500 Teilnehmer erwartet worden. Laut Polizei konnten die Abstandsregeln wegen des Coronavirus' nicht immer eingehalten werden, der Großteil der Teilnehmer trug eine Mund-Nasen-Bedeckung.

In Dortmund kamen etwa 5000 Menschen unter dem Motto „Black Lives Matter“ zusammen. Die Versammlung sei absolut friedlich und störungsfrei verlaufen, teilte die Polizei mit. (mit dpa)