Düsseldorf. Wiedersehensfreude mit Maske: Nach zwei Monaten Corona-Shutdown hat das Lernhaus Hispi in der Düsseldorfer City für Geflüchtete wieder geöffnet.
„Hier beim Deutschunterricht ist es wichtig, dass die Schüler die Aussprache von Wörtern hören und auch sehen – und dabei hilft diese Maske sehr“, sagt Marion Pfister und blitzt munter mit den Augen. Die pensionierte Deutschlehrerin trägt ein Visier aus Plexiglas und ist eine der Ehrenamtlichen, die Geflüchtete und Migranten im Lernhaus Hispi in Düsseldorfs Stadtmitte unterrichten. „Die Visiere hat uns ein Erkrather Unternehmen gespendet“, erzählt Hispi-Gründerin und -Geschäftsführerin Karin Jungjohann begeistert.
Vorerst nur 36 Teilnehmer
Das Kurzwort Hispi steht für Hilfe bei der sprachlichen Integration. Nach rund zwei Monaten Corona-Shutdown hat die Sprachschule an der Graf-Adolf-Straße nun wieder geöffnet, und das Tragen der durchsichtigen Masken ist eine Maßnahme des Hygienekonzepts, das den Unterricht in der Corona-Zeit ermöglicht. Während der verordneten Schulpause „hatten wir Muße, eine Strategie für den Gesundheitsschutz zu entwickeln“, sagt Karin Jungjohann. Weitere Regel dieser Strategie: Vorerst können nur 36 Teilnehmer in kleinen Gruppen weiter lernen – so sei das Abstandhalten im Unterrichtsraum gewährleistet, betont Jungjohann. „Sonst haben wir rund 100 Teilnehmer.“
Auch für jeden Hispi-Schüler ist eine Mund-Nasen-Bedeckung Pflicht. In Marion Pfisters Kurs lernen heute fünf junge Männer – sie stammen aus Afghanistan, Albanien, dem Irak und Brasilien. Weitere ehrenamtliche Lehrer unterrichten gerade in zwei anderen Räumen je eine kleine Schülergruppe. Es ist Nachmittag, und die drei Kurse haben mit einer halben Stunde Abstand begonnen – so begegnen sich nur wenige Teilnehmer beim Betreten und Verlassen der Sprachschule. Die schöne Tradition, den Eingangsraum der Sprachschule als Begegnungsort aller Kursbesucher zu nutzen, gleichsam als Schulhof, ist derzeit tabu – zu hohes Ansteckungsrisiko!
Jeder hat seinen festen Platz
Im Unterrichtsraum hat jeder seinen festen Platz, denn: Falls ein Schüler am Corona-Virus erkrankt, lässt sich so die mögliche Infektionskette besser verfolgen. Karin Jungjohann: „Außerdem lüften wir jeden Raum nach dem Unterricht eine halbe Stunde und desinfizieren alle Flächen.“ Ein handschriftlich geführter Plan an der Wand hält diese Schritte fest. Auch ihre eigene Trinkflasche und ihr eigenes Handtuch müssen die Teilnehmer mitbringen; das Händewaschen ist in den Toilettenräumen möglich. Seit einigen Tagen hängen in zwei Hispi-Räumen, fachmännisch an der Zimmerdecke angebracht, Spuckschutz-Wände aus Plexiglas über einem Tisch. „Diesen Schutz hat uns eine Düsseldorfer Firma gespendet“, erzählt Karin Jungjohann – an den beiden Plätzen können Geflüchtete nun beraten werden, etwa zu asylrechtlichen Fragen.
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„Viele unserer Teilnehmer haben den Unterricht hier vermisst“, berichtet Jungjohann, „und die Wiedersehensfreude war groß!“ Während die Schule geschlossen war, haben die 59-Jährige und ihr Team Kontakt zu den Schülern gehalten, Unterricht fand zum Beispiel per Skype statt. Seit 2015 eine Bürgerinitiative das Lernhaus Hispi gründete, haben schon mehr als 1800 Geflüchtete und Migranten aus rund 60 Ländern dort Kurse besucht, die meisten stammen aus Syrien, Afghanistan und Guinea. Dank ihrer guten Deutschkenntnisse konnten bereits viele der Teilnehmer zum Beispiel einen Schulabschluss oder eine Berufsausbildung absolvieren, verdienen ihren Lebensunterhalt und fühlen sich in Düsseldorf zuhause.