Düsseldorf. Marius Harrer (31) aus Düsseldorf hat einen Roman geschrieben über Paruresis. Der Held in „Das schüchterne Organ“ hat ein Pinkel-Problem.

Es ist ein Symptom, über das man kaum etwas weiß. Und kaum etwas hört. Marius Harrer (31) aus Düsseldorf holt das Thema aus der Schamzone – und hat es in einen Roman verpackt. Es geht um „Paruresis“. Das ist der Name für die Unfähigkeit, in öffentlichen Toiletten und vor allem im Beisein anderer zu urinieren. „Ich hatte darüber einen Artikel in der ,Zeit’ gelesen, so kam der Gedanke, dieses Thema in einen Roman zu verpacken“, erzählt der junge Mann aus Derendorf. Zeile des Artikels: „Wenn die Pinkelpause zur Qual wird“. Pinkeln und Qual? Das passe doch prima zusammen, fand Marius.

Roman-Held Ruben und sein schüchternes Organ

Der Debüt-Roman von Marius Harrer (31) aus Düsseldorf: „Das schüchterne Organ“.
Der Debüt-Roman von Marius Harrer (31) aus Düsseldorf: „Das schüchterne Organ“. © Seemansgarn-Verlag

Sein Roman-Held heißt Ruben, ist Anfang 30 – und leidet an Paruresis. So heißt das Buch bedeutungsschwanger „Das schüchterne Organ“. Doch es ist keine medizinische Abhandlung, sondern beschreibt Rubens Leben mit seiner „schüchternen Blase“. „Ich wollte einfach beschreiben, was das für ein Gefühl ist, wenn man daran leidet und sich dafür auch schämt“, sagt Marius. Und so hat er in seinem Buch seinen Helden Ruben immer wieder in peinliche, demütigende, traurige, aber auch lustige Situationen geschickt. Mit viel Witz, der den Leser immer wieder zum Lachen bringt. Aber auch sehr sensibel für Rubens Pinkel-Problem. Verbunden wird das durch eine Liebesgeschichte – denn immerhin ist Ruben seit zwei Jahren Single.

„Machen, was mich glücklich macht“

„Das schüchterne Organ“ ist der erste Roman von Marius Harrer. „Es ist immer mein Wunsch gewesen, ein Buch zu schreiben“, erzählt er. Dafür hat er sogar seinen gut bezahlten Job bei einer Unternehmensberatung gekündigt. „Klingt etwas verrückt“, gibt er zu. „Doch ich wollte meinem Traum folgen. Und nicht mit 65 als Rentner sagen, hättest Du das schon vorher mal gemacht...“ Er habe halt gemerkt, dass er etwas machen möchte, was ihn wirklich glücklich macht. Schreiben!

Und so hat er sein erstes Buch geschrieben. Vorher gab es eine Struktur. Eine Dramaturgie wurde ausgearbeitet, die Story skizziert. Viele Aufkleber pappten Zuhause an der Wand. Und dann kam beim Schreiben noch eine eigene Dynamik dazu.

Etwas mehr als 2000 Exemplare hat er drucken lassen, sie in dem von ihm gegründeten Verlag Seemannsgarn veröffentlicht. Wegen der derzeitigen Corona-Lage habe er es bisher noch nicht versucht, über einen Großhändler sein Werk in Buchhandlungen zu listen. Und so gibt es den Roman nur direkt über seinen Verlag und als E-Book-Version bei Amazon.

Hat auch Marius ein Pinkel-Problem?

Ach ja, da wäre noch etwas ungeklärt: Steckt Marius hinter seiner Roman-Figur? Hat er selbst ein Pinkel-Problem? „Nicht so richtig“, sagt Marius. Aber im Fußball-Stadion hat er durchaus Probleme, wenn Männer dicht an dicht an den Pinkelbecken stehen (in Corona-Zeiten ja derzeit nicht...). In Kneipen sei das alles etwas einfacher – aber da helfe ja auch der Bier-Konsum.

Gemerkt hat Marius allerdings nach vielen Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis, dass durchaus so mancher Mann ein Pinkel-Problem hat. Nicht immer so ausgeprägt wie sein Romanheld. Aber durchaus so, dass man doch lieber in eine Kabine geht, als sich ans Urinal zu stellen und es einfach nicht laufen will...

Den Roman „Das schüchterne Organ“ gibt es für 11,99 Euro plus 2,45 Versandkosten unter www.seemannsgarn-verlag.de oder bei www.amazon.de als Kindl-Version.