Düsseldorf. Unternehmer Udo Stern vermisst Kundenkontakt. Er befürchtet, dass das Zwischenmenschliche immer mehr verloren geht.

Düsseldorfer Klein- und Mittelständler haben aus aktuellem Anlass eine Initiative „Gegen Geschäfts-Virtualisierung“ gegründet. Gerade Corona habe dieser ohnehin schon vorher dahin schleichenden Entwicklung weiteren Vorschub geleistet, so Udo Stern, der diese Initiative mit momentan rund einem dutzend Unterstützern mit ins Leben gerufen hat.

Früher oftmals Geschäfte mit Handschlag besiegelt

Stern ist Geschäftsführer im Logistikunternehmen Blue Star Cargo und war früher bei der Lufthansa. Wie früher Geschäfte gemacht wurden, daran erinnert er sich gerne zurück. „Mein Vater war Bauunternehmen. Da wurden Geschäfte auch mal nur mit einem Handschlag besiegelt“, so Stern. Er selbst schwärmt von seiner ersten Dienstreise für die Lufthansa damals nach Italien. „Bevor es ums geschäftliche ging, wurden erst alle Geschäftspartner zu einem schönen Essen eingeladen.“

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Das sei menschlich – und das ist es, was ihm in Corona-Zeiten fehle. Momentan müsse er selbst viel Akquise betreiben. Doch es sei schwierig irgendwo vorstellig zu werden. „Die Menschen verschanzen sich im Homeoffice, es gibt keine Termine mehr. Doch was wird in der Zeit nach Corona? Läuft alles nur noch virtuell?“, fragt er sich. Dennoch glaubt er weiter, dass Geschäfte letztendlich doch immer noch zwischen Menschen gemacht. Insofern sollte ein Rest an Emotionen von den Handschlaggeschäften unserer Väter und Großväter übrig bleiben und bewahrt werden, findet Stern.

Zwar werde es sicherlich erstmal keine großen Geschäftsabschlussfeiern und Empfänge mehr geben, „aber als mündige Bürger und Geschäftsleute, die die Corona-Regeln für sich, ihre Familien, Freunde, Mitbürger und insbesondere Geschäftspartner strikt einhalten, sollte die Geschäftsanbahnung, der sich aufbauende Kontakt, der Geschäftsabschluss und die laufende Geschäftsbeziehung nicht nur vom Homeoffice virtuell stattfinden“, so der Geschäftsführer.

Stern: „Wohlstand kann nicht aufrechterhalten werden“

Es gehe, so Stern, um die Rückbesinnung auf das Wesentliche im Leben, Geschäftsleben und der Erhaltung eines gewissen Levels an Lebensqualität. „Wir wollen auf diese Gefahr hinweisen und die schöne traditionelle europäische und weltweite Geschäftskultur des sich gegenseitigen Geschäftsbesuchs, miteinander Essens und dabei kulturellen Austausches auch unter den Corona Prämissen fortführen.“

Er befürchtet sogar, dass durch Corona „der Wohlstand nicht mehr aufrecht erhalten werden kann“. Denn gerade Klein- und Mittelstand seien tragende Säulen für den Wohlstand durch die Steuereinnahmen. Doch der Weg führe dazu, dass das alles wegbricht.

Um darauf aufmerksam zu machen, habe man auch den Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, Andreas Pinkwart, um Unterstützung gebeten. (KG)