Düsseldorf. Der frühere Bundespräsident erhielt 1991 den Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Richard von Weizsäcker wäre am 15. April 100 Jahre alt geworden.

Richard von Weizsäcker gehörte zu den beliebtesten Politikern Deutschlands und prägte als sechster Bundespräsident die Zeit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Gestern, am 15. April, wäre Richard von Weizsäcker 100 Jahre alt geworden. 1991 erhielt der Jurist den Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf.

„Für ein friedliches und respektvolles Miteinander“

„Richard von Weizsäcker gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der jüngeren deutschen Geschichte“, würdigte Oberbürgermeister Thomas Geisel gestern den Politiker. „Er ging auf die Menschen zu und nahm ihre Ängste und Hoffnungen ernst. Als Bundespräsident der Wiedervereinigung stärkte er maßgeblich das Zusammengehörigkeitsgefühl über ehemals innerdeutsche Grenzen hinweg. Zudem setzte er sich als Politiker, der den Zweiten Weltkrieg hautnah erlebte, stets für ein friedliches und respektvolles Miteinander ein.“ Sein Wirken beschränkte sich aber nicht ausschließlich auf die große politische Bühne. Auch in Düsseldorf hat von Weizsäcker als Jurist, der die Geschicke der Mannesmann AG bis 1958 mit leitete, seine Spuren hinterlassen.

Richard von Weizsäcker bei der Verleihung des Heine-Preises im Jahr 1991 in Düsseldorf.
Richard von Weizsäcker bei der Verleihung des Heine-Preises im Jahr 1991 in Düsseldorf. © Stadtarchiv Düsseldorf  

Warum das Weizsäcker-Zitat zur Nazi-Gewaltherrschaft so wichtig gewesen ist

Auch der Literaturkritiker Hans Mayer hob in seiner Laudatio 1991 die Bedeutung der Persönlichkeit von Weizsäckers für die Bundesrepublik Deutschland hervor. Insbesondere erinnerte Mayer an von Weizsäckers Rede im Bundestag am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Ende des zweiten Weltkriegs in Europa: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Dieses Zitat Weizsäckers läutete ein neues Zeitalter der Aufarbeitung der Gräueltaten der Nationalsozialisten ein. Auch für Schriftsteller, die in der Zeit der NS-Diktatur im Exil lebten, war dieses Zitat von hoher Bedeutung: „An jenem Tage, am 8. Mai 1985, kam etwas in vollendeter Form ‘zur Sprache’, was wir oft in den Tagen unseres Exils erhofft hatten, ebenso oft auch getäuscht wurden, aber was es nach wie vor gibt, und zwar als Mehrheit der Deutschen. An diesem Tage sprach Richard von Weizsäcker und mit ihm sprach ‘Das andere Deutschland’“, sagte Mayer.

Seine Verbundenheit mit dem großen Dichter Heinrich Heine machte Richard von Weizsäcker anschließend in seiner Dankesrede deutlich: „Was mich am meisten an Heine beeindruckt, neben seinem Verstand, seinem Witz und seiner dichterischen Kunst, ist seine Courage. Tun wir es ihm nach. Courage hat in jedem Leben ihren Platz.“

Der Heine-Preis gehört zu den wichtigsten Literaturpreisen

Der mit 50.000 Euro dotierte Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literatur- und Persönlichkeitspreisen in Deutschland und wird seit 1972 verliehen. Er wird traditionell rund um Heinrich Heines Geburtstag (13. Dezember) überreicht.

Bisherige Preisträger sind: Carl Zuckmayer (1972), Pierre Bertaux (1975), Sebastian Haffner (1978), Walter Jens (1981), Carl Friedrich von Weizsäcker (1983), Günter Kunert (1985), Marion Gräfin Dönhoff (1988), Max Frisch (1989), Richard von Weizsäcker (1991), Wolf Biermann (1993), Wladyslaw Bartoszewski (1996), Hans Magnus Enzensberger (1998), W.G. Sebald (2000), Elfriede Jelinek (2002), Robert Gernhardt (2004), Amos Oz (2008), Simone Veil (2010), Jürgen Habermas (2012), Alexander Kluge (2014), A. L. Kennedy (2016) und Leoluca Orlando (2018).