Düsseldorf. Zum ersten Mal wurde im Düsseldorfer Autokino ein Gottesdienst abgehalten. Für Pfarrer und Besucher gleichermaßen eine außergewöhnliche Situation

„Es sind verrückte Zeiten“, sagt Heinrich Fucks der Superintendent der evangelischen Kirche in Düsseldorf, zu Beginn seiner Predigt. Er steht gemeinsam mit Frank Heidkamp, dem Stadtdechant von Düsseldorf, auf einer kleinen Bühne und sie blicken über die Dächer von knapp 300 Autos, die neben- und hintereinander aufgereiht auf dem Messeparkplatz 1 stehen.

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) mit Ehefrau Vera beim Karfreitag-Gottesdienst.
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) mit Ehefrau Vera beim Karfreitag-Gottesdienst. © AFP | Ina Fassbender

Das ist für alle eine echte Prmiere

Alle hier sind bei einer echten Premiere dabei: Zum ersten Mal wird auf dem Parkplatz neben der Messe ein Gottesdienst gefeiert. In den Fahrzeugen haben die Menschen ihre Autoradios eingeschaltet und lauschen über die Lautsprecher den Worten der beiden Pfarrer. Normalerweise wären viele von ihnen an Karfreitag in die Kirche gegangen, um dort gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Aufgrund der Kontaktsperre durch die Corona-Epidemie müssen die Türen der Gotteshäuser in Düsseldorf jedoch auch an den Osterfeiertagen geschlossen bleiben. Umso mehr freut es die Besucher, dass ihnen eine Alternative zum klassischen Kirchenbesuch geboten wird. „So hat man trotzdem das Gefühl an Ostern eine Gemeinschaft zu sein“, erzählt Martha Daniel, die mit ihrem Vater im Auto sitzt. Sie haben die Türen geschlossen und ihre Fenster nur ein stückweit geöffnet, denn so sind die Vorgaben. Keiner soll sich während den Veranstaltungen auf dem Parkplatz zu nahekommen.

Frank Heidkamp im Gespräch mit einem Gottesdienst-Besucher.
Frank Heidkamp im Gespräch mit einem Gottesdienst-Besucher. © AFP | Ina Fassbender

Seit Mittwoch werden hier in regelmäßigen Abständen auf einer großen Leinwand verschiedene Filme gezeigt. Dass man auf dem Gelände zu Ostern auch Gottesdienste abhält, war für die Organisatoren des Autokinos ein logischer Schritt: „Wir hatten fest geplant das Autokino noch vor den Feiertagen in Betrieb zu nehmen und da lag es nahe, auch mit den Kirchen in Düsseldorf zusammenzuarbeiten“, erzählt Michael Brill, Geschäftsführer von DLive.

Feierliche Stimmung kommt durchaus auf

Obwohl die Menschen durch die Wände der Autokarosserien voneinander isoliert sind, kommt während des 45-minütigen Gottesdienstes durchaus festliche Stimmung auf. Konzentriert hören die Besucher den Pfarrern zu und singen gemeinsam in ihren Autos Kirchenlieder, welche auf der Bühne angestimmt und von einem Keyboarder begleitet werden. Die Texte und den Ablauf des Gottesdienstes wurden den Teilnehmern vorher per Mail zugeschickt. Einige der Besucher sehen in der außergewöhnlichen Situation auch eine Chance für die Kirche: „Man hat jetzt die Möglichkeit sich zu modernisieren und so wieder mehr Menschen zu erreichen“, sagt Jens Lemke. Seine Tochter, die neben ihm sitzt und den Familienhund auf dem Schoss hat, nickt zustimmend. Auch am Ostermontag wird Lemke wieder bei dem Gottesdienst dabei sein: „Dann nehme ich meinen 90-jährigen Vater mit“, sagt er und drückt anschließend, wie die anderen Autofahrer um ihn herum, mehrmals auf die Hupe. Mit dem kleinen Konzert bedanken sich die Besucher für die Möglichkeit doch noch während den Feiertagen gemeinsam Gottesdienst feiern zu können. Auch wenn er, wie so vieles im Moment, eher ungewöhnlich war.