Düsseldorf. Klaus Wallrath ist schon lange Leiter mehrerer Chöre in der Düsseldorfer Kirchengemeinde. Die Förderung von jungen Stimmen ist ihm sehr wichtig.
„Die virtuelle Welt hilft uns zurzeit sehr“, sagt Kantor Klaus Wallrath. Im Kirchenschiff von St. Margareta in Gerresheim, wo noch vor wenigen Wochen Menschen beteten und sangen, begleitet von Wallraths Orgelspiel, sind die Bänke jetzt leer. Aufgrund der Corona-Pandemie sind öffentliche Gottesdienste bis auf Weiteres untersagt. Nachdem 2011 sieben Pfarreien im Düsseldorfer Osten fusionierten, gehören heute zu St. Margareta rund 20.000 Gemeindemitglieder.
Die Gerresheimer Gemeinde baut ihren Gläubigen per Internet eine Brücke, überträgt ihre Messen im Livestream, der auf der Website von St. Margareta und bei Facebook zu sehen ist. „Außer mir sind dann nur Pastor, Lektor, Techniker und Küster in der Kirche“, erzählt Klaus Wallrath. Seine Orgelmusik klingt bei diesen Übertragungen aus dem Off. Die Resonanz ist bemerkenswert – allein auf Facebook hatte der Gottesdienst am vergangenen Palmsonntag rund 1300 Aufrufe.
Chormitglieder vermissen die Proben
„Die Ostertage sind ja eine der intensivsten Zeiten des Kirchenjahrs“, so Wallrath. Seit 1987 ist der gebürtige Korschenbroicher Kantor und Leiter mehrerer Chöre in St. Margareta – doch auch deren Proben und Auftritte bei den Feiertags-Gottesdiensten sagte Wallrath schon vor Wochen ab. Mit dem Basilikachor und einem Orchester wollte er jetzt an Ostern die Nicolai-Messe von Joseph Haydn aufführen.
„Die Pandemie bringt jede Menge Veränderung und Ausfälle mit sich“, sagt der 60-Jährige. Und er weiß, dass seine Chormitglieder die gemeinsamen Proben vermissen. „Singen ist wichtig für Stimmung und Energie, es verbindet einfach.“ Umso wichtiger findet er jetzt in der verordneten Probenpause, Kontakt zu seinen Chören zu halten. „Ich habe Videobotschaften aufgenommen, für den Kinderchor, die Jugendkantorei und die erwachsenen Sänger“, erzählt Wallrath. Demnächst möchte er auch Noten und Tonaufnahmen an sie verschicken, um ihnen selbstständiges Üben zu ermöglichen.
Wallrath ist erfüllt von seiner musikalischen Arbeit, das ist ihm anzumerken. Vom Allgemeinen Cäcilien-Verband (ACV), der als Dachorganisation rund 15.000 katholische Chöre vertritt, erhielt er 2014 den Titel Musikdirektor ACV – als bis dato erst zweiter Musiker in Deutschland und als erster im Erzbistum Köln. In der Laudatio wurde hervorgehoben, Wallrath sei ein begeisterter Musiker, der es verstehe, andere zu begeistern.
Kirchenmusik und Klavier an der Robert-Schumann-Musikhochschule studiert
„Ich habe bei uns in der Gemeinde versucht, die Chorarbeit über Generationen hinweg zu gestalten“, erzählt Wallrath, der verheiratet und Vater von drei Söhnen ist. Er studierte katholische Kirchenmusik und Klavier an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule. Schon vor 25 Jahren begann er, in Gerresheimer Grundschulen zu gehen und die Schüler fürs regelmäßige Singen zu begeistern. Dabei wendete er die sogenannte Ward-Methode an, benannt nach der amerikanischen Musikpädagogin Justine Ward, die allen Kindern einen Zugang zum Singen ermöglicht.
Zudem engagiert sich Wallrath für das Düsseldorfer Projekt „Sing-Pause“, bei dem ausgebildete Sängerinnen und Sänger mit den Kindern von mittlerweile rund 70 Düsseldorfer Grundschulen an jedem Schultag 20 Minuten singen und Stimmübungen machen – ebenfalls nach der Ward-Methode. Die Lehrer bemerken immer wieder: Das Singen fördert nicht nur musikalische Fähigkeiten, sondern schult auch Konzentration und Kreativität der Schüler.
Den meisten Gerresheimer Grundschülern gefällt das Singen so gut, dass sie ab der dritten Klasse auch die Chorschule St. Margareta besuchen und ab der sechsten Klasse in die Jugendkantorei wechseln; beide Gruppen leitet Klaus Wallrath. „150 Kinder und Jugendliche zwischen acht bis 18 Jahren haben wir zurzeit dort“, berichtet Wallrath.
Schon einige Kirchenmusicals geschrieben
Die jungen Sänger treten regelmäßig in den Gottesdiensten auf, zum Beispiel bei Familienmessen, Erstkommunionfeiern und Firmungen. Und viele wachsen dann wie selbstverständlich in den Basilikachor hinein. Eine große Bandbreite in seinem Chormusik-Repertoire ist Klaus Wallrath wichtig: „Gospel, Oratorienmusik, moderne geistliche Lieder etwa. Ich bin kein Freund von Spartenchören.“
Der Kirchenmusiker komponiert auch, hat etwa schon eine Reihe von Kindermusicals über biblische Themen geschrieben, die seine jungen Chormitglieder mit viel Enthusiasmus auf die Bühne gebracht haben. Die für Mai geplante Aufführung des aktuellen Stücks entfällt wegen der Pandemie nun auch erst einmal. Zudem hat er Motetten und Messen für verschiedene Dommusiken verfasst, zum Beispiel die Motette „Nos sumus testes“ zur Einführung des neuen Kölner Erzbischofs Kardinal Woelki im Jahr 2014.
Wie kam Klaus Wallrath zur Kirchenmusik? „Meine Eltern sangen im Kirchenchor“, und so wuchs er mit geistlichen Klängen auf. „Die Aufführung zum Beispiel von Oratorien in meiner Korschenbroicher Heimatgemeinde gehören zu meinen frühesten musikalischen Eindrücken, und ich war tief beeindruckt davon. Diese Erlebnisse haben mich nachhaltig geprägt.“