Düsseldorf. Wegen des Coronavirus hat die Stadt die Umweltspuren ausgesetzt. Die Fridays for Future Ortsgruppe Düsseldorf kritisiert das als falsches Signal.

Die Stadt hat wegen des Coronavirus die Umweltspuren bis auf Weiteres aufgehoben. Sie können wieder von allen Fahrzeugen genutzt werden. Grund sei die Infektionsgefahr in Bussen und Bahnen, so der Oberbürgermeister Thomas Geisel damals. Das finden nicht alle gut. So kritisieren etwa die Fridays for Future (FFF) Ortsgruppe Düsseldorf diese Freigabe. Dies sei sowohl ein falsches Zeichen als auch aus Gründen der Coronaviruseindämmung und des Klimaschutzes kontraproduktiv, heißt es in einer Mitteilung.

Viele Menschen auf das Rad derzeit angewiesen

Während Gesundheitsminister Jens Spahn und renommierte Virologen das Radfahren aktuell als gesündeste Alternative für notwendige Alltagsfahrenempfehlen, schieße die Stadt in die völlig verkehrte Richtung, so die Aktivisten weiter. Während viele den Appellen Folge leisten und bei notwendigen Fahrten statt Bus und Bahn das Rad nutzen, konterkariere die Stadt diese Anstrengungen der Bürger, indem sie die Radinfrastruktur zurückbaue und das Radfahren noch unsicherer mache.

Aktuell seien viele Menschen auf das Rad angewiesen, um etwa zur Apotheke zu kommen. „Dabei ist es in unserer Stadt aus Platz- und Klimaschutzgründen längst keine Selbstverständlichkeit mehr, ein eigenes Auto zu besitzen. Deshalb ist die Entscheidung der Stadt, die Radinfrastruktur einzuschränken, verantwortungslos und nicht sozialverträglich“, erklärt Hannah Hübecker, Delegierte bei FFF Düsseldorf.

Weniger Autoverkehr

Das Fahrrad helfe zudem nicht nur, den engen Kontakt zu anderen Menschen und damit auch das Ansteckungsrisiko zu minimieren, es habe zudem ohnehin einen gesundheitsfördernden Effekt – auch auf das Immunsystem. Gleichzeitig sehen die Aktivisten in Düsseldorf keine Notwendigkeit darin, die Umweltspur wieder für den normalen Autoverkehr freizugeben, da die Stausituation und der Verkehr im Allgemeinen zurückgegangen sind.

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Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Nobert Czerwinski, kann über die momentane Aussetzung der Umweltspur ebenfalls nur den Kopf schütteln. „Die Situation für Radler hat sich damit deutlich verschlechtert.“ Er frage sich, auf welcher Grundlage der OB das so entschieden hat. So sei abgestimmt, dass bei verkehrsgefährdenden Staus die Umweltspur ausgesetzt werden könne, aber „er kann das nicht so machen wie er lustig ist“. Andere Städte hätten zudem provisorische Radspuren angelegt. „Der OB ist da in eine falsche Richtung unterwegs“, so Czerwinski.

Attraktive Radinfrastruktur muss her

Auch für den Vorsitzenden des Verkehrsausschusses, Martin Volkenrath (SPD), ist das Rad ein „wunderbares Verkehrsmittel“. Diese Entscheidung nun habe für Diskussionen gesorgt. Er selbst habe da auch Fragezeichen.

Geisel will Umweltspur auf A46 „nicht weiter verfolgen“

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will die Idee einer Umweltspur auf der A46 nun doch „nicht weiter verfolgen“, wie er in einem Brief an NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) geschrieben hat. Geisel hatte zuvor beim Ministerium den Vorschlag gemacht, den rechten Fahrstreifen der Autobahn zu gewissen Zeiten nur für Busse und E-Autos zu öffnen. Wüst hatte den Rathauschef als Reaktion um ein „in der Region abgestimmtes“ Konzept gebeten – wozu es nun nicht mehr kommen wird, wie aus dem Brief hervor geht. In dem Schreiben an Wüst erneuerte Oberbürgermeister Geisel allerdings seine Forderung, die Benutzung des Strandstreifens der A46 für Linienbusse zu überprüfen. Laut Verkehrsministerium sei dies aus verkehrstechnischen und brandschutzrechtlichen Gründen sowie wegen der Verkehrssicherheit sei nicht möglich. Geisel reagierte in seinem Brief an Wüst mit Sarkasmus und schrieb, dass „der Amtsschimmel so laut wiehert, dass wir wohl schon fast in den Schutzbereich des Bundesimmissionsschutzgesetzes gelangen.“

Die Ortsgruppe der Fridays For Future hat oft die Wichtigkeit des Radverkehrs für eine klimafreundliche Stadt hervorgehoben. „Der Verkehrssektor ist der einzige Bereich, in dem in den letzten Jahren keine einzige Tonne CO2 eingespart wurde“, erklärt Lukas Mielczarek, Delegierter der Ortsgruppe. Es müsse schnell etwas getan werden. So seien etwa ausgewiesene Fahrradstreifen notwendig. Denn während in Zeiten von Corona Menschen problemlos in Geschäften Sicherheitsabstände halten können, sei ein angemessener Abstand beim Überholen von Radlern im Verkehr eine Ausnahme. Die Klimaschutzbewegung appelliert an die Stadt, den Empfehlungen des Gesundheitsministers und der Virologen Taten folgen zu lassen und vierspurige Straßen kurzfristig mit breiten und geschützten Radspuren auszustatten.