Düsseldorf. 2015 entstand aus einer Düsseldorfer Bürgerinitiative das Lernhaus Hispi. Ehrenamtliche geben dort Deutschkurse für Geflüchtete.

Himan (25) aus dem Iran ist angehender Hotelfachmann, Hamdiata (24) aus Guinea macht eine Tiefbaufacharbeiter-Lehre, und Samer (19) aufgewachsen in Syrien, steht kurz vor dem Abitur. „Seine Leistungen sind hervorragend, und mittlerweile gibt er selbst Mathe-Nachhilfe bei uns im Hispi“, erzählt Karin Jungjohann begeistert, „er macht das wunderbar, ist immer ruhig und gelassen.“ Die drei jungen Männer flüchteten aus ihrer Heimat und besuchen Deutsch-Kurse im Lernhaus Hispi an der Graf-Adolf-Straße. Dank ihrer fundierten Sprachkenntnisse konnten sie in ihren Ausbildungsbetrieben und der Schule Fuß fassen, haben künftig gute Chancen auf einen Arbeitsplatz. Sie können private Kontakte knüpfen, Deutschland als zweites Zuhause erleben.

Erstes Engagement als Bürgerinitiative

„Jeder mit seiner persönlichen Erfolgsgeschichte macht uns stolz“, sagt Hispi-Geschäftsführerin und -Gründerin Karin Jungjohann. Hispi, das steht für: Hilfe bei der sprachlichen Integration. Die 58-Jährige wirkt energiegeladen, berichtet lebhaft über die Anfänge der Initiative im Jahr 2015, als Hunderttausende Geflüchtete nach Deutschland kamen und um Asyl baten: „Wir haben damals als reine Bürgerinitiative agiert. 2015 war das Engagement der Ehrenamtlichen für Geflüchtete hier ja wahnsinnig groß.“ Und Jungjohann erinnert sich an ein Schlüsselerlebnis: Sie traf in der Derendorfer Flüchtlingsunterkunft in der Lacombletstraße auf Menschen, die lange auf einen staatlich geförderten Sprachkurs warteten, manchmal aber aufgrund ihres Status nicht einmal ein Anrecht auf einen Kurs hatten.

2015 der erste Deutsch-Kurs

„Das hat mich sehr beschäftigt“, sagt Jungjohann energisch – und schon zwei Monate später startete sie mit einigen anderen Ehrenamtlichen die ersten Deutsch-Kurse im Gästehäuschen der alten Schule in der Lacombletstraße. „Damals waren wir zu siebt – jetzt sind wir mehr als 100!“, erzählt Jungjohann und strahlt. Zu den freiwilligen Lehrern zählen Schüler, Studenten und Rentner. „Wir haben Mitstreiter in allen Altersklassen, mit ganz unterschiedlicher Biografie und beruflichem Hintergrund.“ Wegen der Corona-Pandemie ruht der Hispi-Schulbetrieb momentan; die Initiatoren hoffen bislang, ihr Lernhaus am 20. April wieder für Kurse und Neuanmeldungen zu öffnen zu.

1800 Geflüchtete wurden unterrichtet

Seit 2015 haben schon mehr als 1800 Geflüchtete und Migranten aus rund 60 Ländern Hispi-Kurse besucht, die meisten stammen aus Syrien, Afghanistan und Guinea. Die Hispi-Kurse mit unterschiedlichen Sprach-Niveaus finden dreimal täglich statt, um 10, 15 und 18 Uhr. „Unsere Teilnehmer können zwischen diesen drei Zeiten wählen, mal vormittags, mal abends kommen“, erklärt Linda Schramm von der Hispi-Organisationsleitung. Diese Flexibilität ermögliche es den Schülern, auch andere Termine oder Verpflichtungen wahrzunehmen.

Die Kurs-Nachfrage im Hispi erleben Jungjohann und Schramm weiterhin als stark. Interessenten kämen auch aufgrund mündlicher Empfehlung – und das dürfte auch an der zugewandten Art liegen, die Jungjohann und Schramm ausstrahlen. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren unglaublich viel über andere Menschen gelernt“, sagt Jungjohann. Als ihr Engagement für Hispi immer mehr Zeit erforderte, entschied sie sich, ihren Beruf als Agentin für Filmschaffende aufzugeben und ausschließlich für das Lernhaus zu arbeiten.

Hispi bietet vielfältiges Angebot

Oft seien die Hispi-Lehrer auch eine Art Mentor für ihre Schüler, so Linda Schramm. „Jeder Teilnehmer hat ein anderes Lerntempo“, und viele seien aufgrund ihrer Fluchterlebnisse psychisch belastet. Um die Talente und Interessen der Schüler zu fördern, bietet Hispi beispielsweise einen Ölmalerei-Kurs, Ausflüge, Lesungen und Museumsbesuche an und vermittelt bei Bedarf auch Nachhilfe in Schulfächern und Bewerbungstraining.

Das Lernhaus Hispi wird von der Stadt Düsseldorf finanziell unterstützt, ist jedoch auch auf Spenden angewiesen; die Initiative freut sich über jeden Förderer.

Weitere Infos unter www.hispi.de