Düsseldorf. Die meisten Düsseldorfer bleiben derzeit zu Hause. Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, sind nun gefährdet. Hilfsangebote werden ausgeweitet.

In der Corona-Krise ist das Thema Häusliche Gewalt aktueller denn je. Opferverbände und Wissenschaftler warnen vor einem Anstieg der Fälle, da viele gewalttätige Partner nun mehr Zeit zu Hause verbringen. Politikerinnen von SPD und Grünen wollen das Thema daher am heutigen Dienstag im NRW-Landtag auf die Tagesordnung setzen. Die Frauenberatungsstelle Düsseldorf hat das Thema indes mehr denn je auf dem Schirm.

Das Zuhause ist ein gefährlicher Ort für manche Frauen

„Grundsätzlich belegen Zahlen, dass das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort ist für Frauen“, sagt Elisabeth Wilfart, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düsseldorf. „Wenn man jetzt die ganze Zeit zu Hause zusammen sitzt, gibt es auf Dauer Spannungen. Besonders bei Familien, wo es bereits Probleme gibt“, erläutert Wilfart.

Anlaufstellen für Frauen in Not

Die Frauenberatungsstelle Düsseldorf hat ihre telefonischen Sprechzeiten ausgeweitet. Unter 0211/686854 können Betroffene montags bis donnerstags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 14 Uhr anrufen. Anfragen per E-Mail sind unter: möglich.

Auch das Hilfetelefon ist weiterhin rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen erreichbar unter: 08000-116016. Unter www.hilfetelefon.de gibt es auch Beratung per E-Mail oder Sofort-Chat. Außerdem ist die Beratung in 17 verschiedenen Sprachen, sowie Gebärdensprache verfügbar.

„Aktuell gehen bei der Frauenberatungsstelle nicht mehr oder weniger Anrufe ein, als sonst. Aber Frauenrechtsorganisationen aus China berichteten, dass es im Land während der Epidemie dreimal mehr Fälle von Häuslicher Gewalt gegeben hat“, so die Gleichstellungsbeauftragte weiter. „Deswegen ist es jetzt wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Hilfetelefone und die Frauenberatungsstellen weiter aktiv sind. Frauen können sich weiterhin melden, es wird weiterhin gearbeitet und geholfen“, betont Wilfart.

In Zeiten des Coronavirus: Nachbarn sollen solidarisch sein

Auch an die Solidarität unter Nachbarn appelliert Wilfart: „Da jetzt die meisten zu Hause sind, bekommen Nachbarn vielleicht eher etwas mit. Und auch die Nachbarn können beim Hilfetelefon anrufen, wenn sie nicht gleich die Polizei rufen wollen“, sagt sie. „Dort können sie sich beraten lassen, wie sie nun reagieren sollen. Es sind auch Kinder und ganze Familien betroffen. Deswegen sage ich: Seien Sie solidarisch, rufen Sie an – lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig“, betont Wilfart. Die Frauenberatungsstelle hat dafür ihre telefonischen Sprechzeiten ausgeweitet.

Stadt Düsseldorf plant weitere Plätze für Frauen

„Derzeit sind die Frauenhäuser voll, es gibt keine freien Plätze“, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte. „Frauen sollen aber untergebracht werden können. Deswegen plant die Stadt nun weitere Kapazitäten.“ Zusätzlich zu dem, was in Planung ist, können bei Bedarf dann noch weitere Plätze geschaffen werden, so Wilfart. „Es wird also weiterhin geholfen. Auch die Polizei kann gewalttätige Männer aus der Wohnung holen, das hört nicht auf , wegen der Kontaktsperre.“

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Aus einer Anfrage der Linken Ratsfraktion von Januar 2019 geht hervor: In Düsseldorf gibt es 29 Plätze in den beiden Frauenhäusern, plus zwei Notbetten. Das Internationale Frauenhaus der Awo verfügt über 12 Plätze, wovon vier für Kinder vorgesehen sind, drei weitere Plätze bei der Awo sind in Planung. Die Einrichtung des Vereins Frauen helfen Frauen deckt die übrigen 17 Plätze ab. Notwendig wären laut dem Amt für Soziales jedoch 64 Plätze in der Stadt.

Im Jahr 2018 mussten alleine im Frauenhaus der Awo 165 Frauen abgewiesen werden. 119 davon, weil das Haus voll war. Diese benötigten Plätze ließen sich aber nicht rein rechnerisch erfassen, sondern hingen vom Bedarf ab. Dieser sei zum Teil durch andere Anlaufstellen gedeckt, wie die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt der Frauenberatungsstelle oder die Notaufnahme für Frauen „Ariadne“ der Diakonie.