Düsseldorf. Der Betrieb am Flughafen Düsseldorf wird auf das Notwendige beschränkt. Kurzarbeit “Option“ für Beschäftigte. Einzelne Flugsteige vor Schließung.

Die Ausbreitung der Corona-Pandemie führt im internationalen Luftverkehr zu erheblichen Einschränkungen. Am Montag reagierte der Düsseldorfer Flughafen: Um die kurzfristigen wirtschaftlichen Effekte abzumildern, reduziert der Düsseldorfer Airport derzeit seinen Betrieb auf das Notwendige, heißt es in einer Mitteilung. „Auch die Schließung einzelner Flugsteige wird derzeit in Betracht gezogen.“ Und weiter: „Geplante Projekte und Investitionen sowie externe Leistungen werden zurückgestellt. Gleichzeitig prüft der Flughafen, welche Unterstützungsleistungen er im Rahmen des von der Bundesregierung eingerichteten Maßnahmenpakets in Anspruch nehmen könnte.“

Am Dienstag deutete sich unterdessen an, dass das Ausmaß der Flugausfälle am Flughafen noch größer wird, als bisher befürchtet. Die EU hat beschlossen, ihre Außengrenzen für einen Monat zu schließen. Konkrete Zahlen zu den Folgen für den Flughafen mochte ein Sprecher am Dienstag nicht nennen: "Zahlen wären nur eine Momentaufnahme".

Flughäfen in Baden-Württemberg sollen schließen

Das Land Baden-Württemberg hat bereits geplant, im Laufe der Woche seine Flughäfen komplett zu schließen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Regierungskreisen in Stuttgart. Reisende aus dem Ausland würden aber noch zurückgeholt.

Bereits 30 Prozent Verkehrs-Minus am Düsseldorfer Flughafen

Die weltweit erlassenen Reisebeschränkungen und Verhaltensregeln sowie die in diesem Zuge stark rückläufige Passagiernachfrage führt zu einer noch nie dagewesenen Situation in der Branche und auch am Düsseldorfer Flughafen, sagte der Düsseldorfer Flughafen-Chef Thomas Schnalke zur derzeitigen Situation. Den Düsseldorfer Flughafen trifft das besonders hart: Nach einer starken Wachstumsphase im Jahr 2019 mit einem Rekord von mehr als 25 Millionen Passagieren hatte NRWs größter Flughafen die Verkehrsnachfrage für 2020 zunächst auf einem soliden Vorjahresniveau erwartet.

Aktuell ist der Luftverkehr in Düsseldorf – ähnlich wie an allen anderen Standorten – stark rückläufig. Für das erste Quartal 2020 rechnet die Flughafen Düsseldorf GmbH von einem Minus im Verkehrsvolumen von bis zu 20 Prozent. Das Verkehrsaufkommen der aktuellen Woche bewegt sich unter 30 Prozent des Vorjahresniveaus - und dürfte weiter sinken, hieß es am Dienstag. Wie sich die kommenden Tage und Wochen darstellen werden, hängt stark von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Thomas Schnalke: „Noch ist nicht klar, wie lange die Corona-Pandemie andauern wird, aber wir haben Grund zu der Annahme, dass wir spätestens zum Sommer mit einer Verbesserung der Situation rechnen können.“ Die Hauptreisezeit ist dabei nicht auf Oster- und Sommerferien beschränkt, ergänzte ein Flughafensprecher auf Nachfrage, sondern reiche am Flughafen Düsseldorf "von Ende März bis in den Oktober".

Nachtflugverbot wird wegen Conora-Krise gelockert

Unterdessen wurden am Düsseldorfer Flughafen die Nachtflugbeschränkung gelockert. Das Dezernat für Luftverkehr der Bezirksregierung wird ab sofort großzügige Ausnahmen zulassen. So dürfen ab sofort Maschinen, deren Passagiere aus belasteten Urlaubsgebieten kommen, sowie Flugzeuge, deren Ladung unentbehrlich im Zusammenhang mit der Corona-Krise ist, landen. Zu diesen Landungen zählen insbesondere medizinische Geräte und Ausrüstungen. „Diese Maßnahme gilt bis auf Weiteres und wird begleitet von strengen Hygieneauflagen durch die European Union Aviation Safety Agency“, so die Bezirksregierung Düsseldorf.

Fluggast-Kontrolleure haben Angst

Özay Tarim von Verdi, der für die Gewerkschaft das Sicherheitspersonal am Düsseldorfer Flughafen betreut, fordert den Schutz der Angestellten der Fluggastkontrolle. „Wie stehen hier in direktem Kontakt mit den Menschen, aber im Gegensatz zu vielen Fluggästen, die mit Mundschutz herumlaufen, werden wir nicht geschützt. Die letzten Flaschen Desinfektionsmittel sind an die Kontrollstrecken herausgegeben, das reicht noch für eine Woche.“ Reserven gebe es keine mehr. Mundschutz wurde nachbestellt, allerdings sei der nicht für den Schutz gegen das Coronavirus geeignet. Die Beschäftigten und auch ihre Familien machten sich Sorgen, so Tarim: „Jeder Fluggast muss abgetastet werden, warum werden wir nicht geschützt?“

Unterdessen kündigte die für die Fluggastkontrollen zuständig Sicherheitsfirma „Kötter Aviation Security“ an, für die 1100 Mitarbeiter am Düsseldorfer Flughafen und 600 am Kölner Airport Kurzarbeit zu beantragen. Für die 2300 Mitarbeiter der Flughafengesellschaft sei Kurzarbeit ebenfalls "eine Option", sagte ein Flughafensprecher am Dienstag. Auch der Abbau von Über- oder Gleitzeitstunden werde derzeit geprüft.

Wirtschaftliche Folgen für den Flughafen

Die Wirtschaftlichen Folgen für den Flughafen Düsseldorf seien im Moment noch nicht abzuschätzen, dürften aber enorm sein. Gleichwohl gibt man sich am Flughafen zuversichtlich: "Wir sind ein durch und durch robustes Unternehmen", sagte der Flughafensprecher. Man könnte die derzeitige Situation notfalls "über Wochen und Monate durchstehen", hieß es.

Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours sagt Reisen ab

Am Montag hat neben TUI und FTI auch der Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours angekündigt, Flugpauschalreisen und Reisen mit individueller Anreise mit Abreise bis einschließlich 27. März abzusagen. Die Reisen werden von Alltours kostenlos storniert; die Kunden erhalten eine Bestätigung.