Düsseldorf. Carla Stockheim will das Düsseldorfer Traditionsunternehmen in eine neue Ära führen. Dabei setzt die 33-Jährige auf junge Formate beim Caterer.
Carla Stockheim hat ein selbstbewusstes Ziel vor Augen. „Ich will die 100 auf jeden Fall vollmachen“, sagt die junge Frau, die einen klaren Blick für die Dinge hat. Mit „100 vollmachen“ meint sie nicht ihr eigenes Lebensalter, sondern die „Laufzeit“ des Traditionsunternehmens Stockheim. Carla hat sich vor knapp zwei Jahren dazu entschieden, Stockheim in eine neue, erfolgreiche Ära zu führen. „Stockheim soll für Düsseldorf glänzen“, sagt die gelernte Brand-Designerin.
Gemeinsam mit ihrer Mutter Margret bildet die Düsseldorferin das Damendoppel des Caterers, der aktuell rund 110 Mitarbeiter beschäftigt (die meisten davon übrigens mit eigener Visitenkarte). Pro Jahr müssen etwa 180 Veranstaltungen gemeinsam gestemmt werden. Das ist harte Arbeit und klappt nur in einem Team, das harmoniert.
Die Stockheims konzentrieren sich derzeit und künftig auf ihr starkes Kerngeschäft, das aus drei Geschäftsfeldern besteht: Einmal die Bewirtung der Messe, des „CCD Congress Center“ und der Stadthalle. Der zweite Bereich ist die Gastronomie der imposanten, denkmalgeschützten Rheinterrasse, bekannt für glamouröse Events wie „Duftstars“ und den „Deutschen Fernsehpreis“, bei dem Jürgen von der Lippe, als er für sein Lebenswerk geehrt wurde, das leckere Stockheim-Rinderfilet lobte.
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Zudem wird der Ausbau des Event-Caterings verstärkt vorangetrieben. Das Credo des Frauen-Duos lautet: „Vergangenheit bewahren, Gegenwart gestalten, Zukunft wagen.“ Carla Stockheim hat dabei die Bereiche Kommunikation und Marketing übernommen.
Carla Stockheim ist in Spanien aufgewachsen
Dabei war es für die heutige Juniorchefin alles andere als ausgemachte Sache, dass sie irgendwann ein Teil des Unternehmens wird. Carla wuchs in Mallorca auf, der Sommer-Destination der Großeltern. Ihr Vater pendelte stets zwischen Düsseldorf und der Sonneninsel hin und her. Mit 15 ging sie selbstständig nach Cambridge, um dort ihren internationalen Schulabschluss zu absolvieren.
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Nebenher kellnerte sie bei Pizza-Hut. Später studierte sie Design und Kommunikation in Barcelona, besuchte Kurse in New York, arbeitete für die Werbeagentur BBDO in Guatemala und stieg vor sechs Jahren schließlich im elterlichen Betrieb ein. Sie treibt viel Sport, segelt und taucht gern, ist auf dem Wakeboard und Mountainbike unterwegs, sie liebt die Natur, war schon als Backpackerin im Dschungel von Laos und Kambodscha unterwegs.
Aber sie besitzt auch, das sagt sie selbst, das Gastro- und Dienstleistungsgen, das hat sie dann wohl von Großvater Heinz, der das Unternehmen vor 72 Jahren gegründet hat. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, ins Unternehmen zu müssen“, sagt Carla. „Aber ich habe hier neben dem stark ausgeprägten Traditionsbewusstsein viel Potenzial gesehen.“
Stockheim hat ein ungewöhnliches Jubiläum gefeiert
Also machte sie mit. Den 70. Geburtstag habe man schlicht verschoben, „weil wir komplett mit der Restrukturierung beschäftigt waren“, erzählt die 33-Jährige ganz offen. Damit meint sie das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, dass das Unternehmen vor rund anderthalb Jahren abgeschlossen hatte. Carlas Vater Karl-Heinz zog sich zurück, die Leitung lag von da in den Händen von Carla und ihrer Mutter Margret. „Wir konnten damals fast alle Mitarbeiter weiter vermitteln, das hat uns ein gutes Gefühl gegeben“, erzählt Carla Stockheim. Stand heute seien auch fast 100 Prozent der Schulden getilgt.
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Vergangenes Jahr feierte man dann den 71. Geburtstag in der Rheinterrasse. Carla Stockheim hatte das ungewöhnliche Jubiläum mit ihrem Team als Zeitreise inszeniert und den imposanten Rheingoldsaal sowie den „Gelben Salon“ mit Originalmöbeln der jeweiligen Epoche ausgestattet. Historische Fotos und das Gästebuch mit Unterschriften berühmter Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer oder Theodor Heuss erinnerten an die reiche Historie des Unternehmens: Bei Stockheim tafelten schon Königinnen und Könige, etwa die Queen im Schloss Benrath oder der Schah von Persien mit Kaiserin Soraya.
Dritter „Rheinterrassen-Sommer“ mit den DJs der Strandpiraten
Aktuell geht der Blick aber nach vorn. Carla Stockheim denkt über neue Konzepte, junge Formate nach. Zur Rheinterrasse gehört der angrenzende Biergarten „Stockheim Rheinblick 33“. Dort gibt es neben den klassischen Holztischen und Bänken mittlerweile einen Loungebereich mit Liegestühlen und Sonnenschirmen. Dieses Jahr wird es dort zum dritten Mal den Rheinterrassen-Sommer mit den DJs der Strandpiraten geben. „Catering ist heutzutage mehr als ein Accessoire für Veranstaltungen, sondern trägt durch innovative Konzepte entscheidend zu einer gelungenen Eventgestaltung bei“, sagt Carla.
Sie will mit Stockheim die „100“ voll machen. Das sagt sie an diesem Morgen nicht nur einmal. Und wer sie anschaut, weiß: Diese Frau meint das so. Sie hat einen klaren Blick für die Dinge