Düsseldorf. Eine Haushaltsbefragung der TU Dresden sieht die Verkehrswende in Düsseldorf in vollem Gange. Einige Politiker sehen das jedoch anders.
Die Verkehrswende ist in Düsseldorf laut der Haushaltsbefragung 2018 „Mobilität in Städten – SrV“ der Technischen Universität Dresden in vollem Gange. Die Zahlen der Erhebung des „System repräsentativer Verkehrserhebungen“ (SrV) belegen, dass sich der Modal Split – die Wahl der Verkehrsmittel – in den vergangenen Jahren zugunsten des Radverkehrs und des Öffentlichen Personennahverkehrs verändert hat, so die Stadt.
Im Vergleich zu den Ergebnissen der Haushaltsbefragung 2013 zeigt sich ein Rückgang der Pkw-Nutzung. Während im Jahr 2013 40 Prozent aller Wege der Düsseldorfer mit dem Auto zurückgelegt wurden, sind es 2018 nur noch 36 Prozent. Im Gegenzug gewinnen Fahrrad, Busse und Bahnen an Bedeutung. Während 2013 nur 12 Prozent der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden, sind es 2018 16 Prozent. Der Anteil öffentlicher Verkehrsmittel ist von 19 auf 21 Prozent gestiegen. Nur der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege ist von 29 auf 27 Prozent gesunken.
Rückgang der Pkw-Nutzung in Düsseldorf
„Die Verkehrswende nimmt Fahrt auf, das belegen die Zahlen der Untersuchung der TU Dresden. Wir werden die moderne Verkehrspolitik für Düsseldorf fortsetzen und nicht nachlassen, die Fahrradförderung und den Ausbau des Bus- und Bahnnetzes voranzutreiben. Dass Zu-Fuß-Gehen neben dem Radfahren die gesündeste Fortbewegungsart ist, werden wir noch mehr herausstellen“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Geisel.
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Die Analyse der Verkehrsmittelwahl im Binnenverkehr zeigt, dass Wege innerhalb Düsseldorfs noch seltener mit dem Pkw (30 Prozent) und dafür häufiger mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes (70 Prozent) zurückgelegt werden. Insbesondere das Zu-Fuß-Gehen (31 Prozent) als auch das Fahrradfahren (19 Prozent) gewinnen im Binnenverkehr an Bedeutung. „Unsere Maßnahmen für den Radverkehr und ein verbessertes Angebot im öffentlichen Nahverkehr in den letzten Jahren zeigen somit erste Erfolge. Das spornt uns natürlich an, noch mehr dafür zu tun“, betonte Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke.
Andreas Hartnigk: Jubel der Stadt sei nur „Show“
Dass die Stadt das Ergebnis so „feiert“, findet der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Norbert Czerwinski, „etwas schräg“. „Die Verkehrswende hat bei Weitem nicht die Fahrt aufgenommen, die ich mir wünschen würde“, so Czerwinski. So sei zwar eine Beschleunigung des ÖPNV beschlossen worden, die Umsetzung sei jedoch „schwach“ und viel zu langsam. Gleichzeitig waren 350 Kilometer Radweg geplant, gebaut worden seien davon bisher nur 23, so der Grüne weiter. „Wir müssen einfach viel ehrgeiziger sein.“
8204 Düsseldorfer befragt
Die SrV-Erhebung 2018 umfasste Untersuchungsräume in Deutschland, die sich aus 135 Städten, Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften zusammensetzten. Einschließlich Düsseldorf wurde die Erhebung in fünf Großstädten (über 500.000 Einwohner) vorgenommen.
Die Befragung richtete sich an alle Bevölkerungsschichten. Dazu wurde eine repräsentative Stichprobe aus dem Einwohnermelderegister der Stadt per Zufallsverfahren gezogen. Von Februar 2018 bis Januar 2019, ausgenommen Ferien und Feiertage, wurden 8204 Personen befragt. Im Kern ging es darum, mit welchen Verkehrsmitteln die Bürger unterwegs sind und welche Entfernungen dabei zurückgelegt wurden. Da Mobilitäts-Voraussetzungen individuell sehr unterschiedlich sein können, wurde etwa auch nach dem Alter, dem Führerscheinbesitz, etc. gefragt.
Andreas Hartnigk (CDU), stellv. Vorsitzender des Ordnungs- und Verkehrsausschuss tut den Jubel des OBs und der Stadt als „pure Show“ ab. „Wir hinken in der Verkehrswende hinterher und hangeln uns an marginalen Erfolgen entlang.“ Dass, was als Maßnahmen für Radfahrer etwa umgesetzt wird, seien „Minimaßnahmen“. „Da wird hier mal 30 Meter Radweg gebaut, mal da. Das bringt so nichts“, so Hartnigk. Gleichzeitig werden woanders Brücken für den Radverkehr gesperrt. „Das dann alles als Erfolg zu verkaufen, ist peinlich“, so der Christdemokrat.