Düsseldorf. Die EU-Kommission berät über Ein- und Zwei-Cent-Münzen. Auch in Düsseldorf macht man sich dazu Gedanken - das sind die Meinungen zum Thema.
Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen denkt laut über eine Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen nach. So soll es laut „Süddeutsche Zeitung“ in dem Entwurf ihres Arbeitsprogrammes stehen. Verwiesen werde in dem Programm auch auf einen Report der Kommission von 2018. In diesem heißt es, dass mehr Euro-Länder dazu übergangen seien, Beträge auf- oder abzurunden.
Traditionsbäcker Hinkel: „Kostet uns Gebühren“
In Düsseldorf fällt die Meinung, die Ein- und Zwei-Cent-Münzen abschaffen zu wollen, geteilt aus. Befürwortet wird eine Abschaffung unter anderem vom Traditionsbäcker Josef Hinkel, der darin eine wesentliche Verbesserung sieht. In seiner Bäckerei werde mittlerweile ohnehin „immer abgerundet“. „Die kleinen Beiträge der Cent-Stücke sind unnötig. Wenn wir Kleingeld-Rollen beschaffen bzw. wechseln müssen, ist das nicht nur aufwendig, es kostet uns sogar Gebühren“, so Hinkel. So zahle er pro Münze, gleich welchen Wert sie hat, immer auch einen Cent Gebühr.
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Bei der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf hat man sich bereits vor knapp vier Jahren mit dem Thema beschäftigt, so deren Handelsreferent Sven Schulte. In einem Einzelhandelsausschuss kam man damals überein, dass so eine Abschaffung „gut“ wäre. Dennoch sei man sich bewusst, dass Deutschland noch relativ konservativ sei, was das Bargeld anbelange, obwohl im vergangenen Jahr erstmals der Umsatz bei Kartenzahlungen den mit Bargeld überholt habe, so Schulte.
Unterstützung erhält die Abschaffung auch vom Rewe-Marktleiter an der Straße Zur alten Kastanie, Yassine Fakhouri. Die Produktionskosten für die Ein- und Zwei-Cent-Münzen seien größer als der Wert auf den Münzen an sich, so Fakhouri. Zudem gebe es genügend Beispiele aus anderen Ländern. Ein Blick in die Niederlande reicht da auch schon.
In den Niederlanden wird an der Kasse schon lange auf- und abgerundet
Bereits seit 2004 dürfen dort Einzelhändler an den Kassen auf fünf Cent auf- oder abrunden. Als Begründung führte man auch dort an, dass die kleinen Münzen zu kostenintensiv in der Herstellung und zu umständlich in der Handhabung seien. Auch in Finnland, Belgien, Irland und Italien sind die Ein- und Zwei-Cent-Münzen kaum mehr Thema.
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Dass mit einem Wegfall der Münzen Preisanpassungen zu befürchten seien, davon geht Fakhouri nicht aus. „Wenn wir da aufrunden und woanders abrunden, ist das kein Verlust – weder für das Geschäft noch für den Kunden.“
Kritik von Stadtsparkasse und Handelsverband
Eher kritisch sieht das Ganze Gerd Meyer, Vorstandssprecher der Düsseldorfer Stadtsparkasse. „Von Entscheidungen der EU-Kommission, die von oben herab kommen, halte ich nicht viel.“ Zudem haben aus seiner Sicht die kleinen Stückelungen „Steuerungsfunktionen“. „Wenn wir dann die fünf Cent als kleinste Münze haben, waren das früher umgerechnet zehn Pfennig. Da sollte man schon überlegen, ob das sinnvoll und vor allem auch durchführbar ist“, so Meyer weiter.
Nichtsdestotrotz gebe es den Trend, dass immer mehr mit Karte bezahlt wird. „Das kennt man bereits aus den Niederlanden oder Skandinavien: Da werden sogar Brötchen und Kaffee mit Karte bezahlt.“ Hier sei man noch anders unterwegs.
Deutschland sei noch immer ein „Barzahlerland“, meint auch Carina Peretzk e, Sprecherin des Handelsverbandes NRW mit Sitz in Düsseldorf. Man richte sich nach den Kunden – auch was die Zahlungsmittel und -einheiten anbelange. Des Weiteren verweist man in dieser Angelegenheit auf den Handelsverband Deutschland. „Wenn das Kleingeld abgeschafft werden soll, dann nur europaweit einheitlich. Ansonsten führen solche Aktionen nur zu Verwirrung bei den Kunden und mehr Aufwand bei den Händlern“, so der dortige Zahlungsexperte Ulrich Binnebößel. Dabei sollte dann auch festgelegt werden, wie Rundungen bei Beträgen, die auf 99 oder 98 Cent enden, stattfinden müssen. Ansonsten wäre bei freiwilligen Rundungen im Handel problematisch, dass die Händler den Kunden erklären müssten, wann auf welchen Betrag auf- oder abgerundet wird. Zudem müssten Kassensysteme angepasst werden und Kassendifferenzen steuerrechtlich abgestimmt werden. Generell sieht der HDE die Abschaffung des Kleingeldes eher kritisch.