Düsseldorf. Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ begrüßt die Überprüfung Düsseldorfer Straßennamen. Übt aber Kritik an der Einstufung mancher Straßen.
Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ begrüßt die Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats zur Überprüfung Düsseldorfer Straßennamen. Das Gremium um Bastian Fleermann von der Mahn- und Gedenkstätte und Benedikt Mauer vom Stadtarchiv schlägt vor, fünf Straßen, die nach kolonialen Akteuren benannt sind, umzubenennen. Dies könne ein „wichtiger erster Schritt für Düsseldorf sein, um sich der kolonialen Vergangenheit zu stellen“, heißt es in einer Mitteilung des Arbeitskreises. „Wichtig ist dabei, den weiteren Diskurs öffentlich und unter breiter Bürgerbeteiligung zu führen.“
Insgesamt zwölf Straßen in Düsseldorf sollen wie berichtet umbenannt werden, so das Ergebnis der fast zweijährigen Untersuchung. in dem Projekt sollten all jene Straßen geprüft werden, deren Namensgeber in den Bereichen Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus belastet sind. Vier der fünf Straßen (Leutweinstraße, Lüderitzstraße, Petersstraße, Woermannstraße) aus dem Bereich Kolonialismus befinden sich in Urdenbach, eine (Wissmannstraße) in Unterbilk.
Tragweite des Kolonialismus wird „unterschätzt“
Der Arbeitskreis befürchtet jedoch, dass der Beirat den Kolonialismus in seiner Tragweite und seinen Folgen für die Gegenwart unterschätzt. Der Beirat habe kritische Straßennamen drei Kategorien zugeordnet, von A (schwer belastet/nicht haltbar) bis C (unbelastet). Dabei wurden mehrere koloniale Straßennamen als wenig belastet oder unbelastet eingeschätzt.
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Die Kritik des Arbeitskreises: Zum Beispiel sei Julius von Soden (Sodenstraße, ebenfalls in Urdenbach) in die Kategorie C einsortiert worden, obwohl er Gouverneur von zwei Kolonien, Kamerun (1885-1890) und Deutsch-Ostafrika (1891-1893), war und damit an der Spitze des dortigen Kolonialsystems stand. Der Gouverneur sei der höchste Beamte einer Kolonie gewesen. Während Sodens Amtszeit in Kamerun seien zahlreiche kriegerische Expeditionen ins Inland durchgeführt, die hunderte von Menschenleben kosteten, zudem seien große Landflächen enteignet worden.
Gremium fordert Teilnahme an Straßendiskussion
Unter dem Strich kann der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ daher nicht nachvollziehen, „warum ein Julius von Soden als unbedenklich eingestuft wurde“. Das Gremium fordert einen breiten partizipativen Prozess, in dem die Bedeutung des Kolonialismus und bis heute bestehender kolonialer Kontinuitäten für Düsseldorf öffentlich diskutiert werden. „Insbesondere die Suche nach neuen Namen sollte unter Beteiligung der Zivilgesellschaft und kolonialhistorischer Expertise stattfinden, um Namen auszumachen, die für eine dekoloniale und diverse Stadtgesellschaft stehen, ohne die Erinnerung an die Kolonialgeschichte auszuradieren.
Der Arbeitskreis „Düsseldorf postkolonial“ ist ein Netzwerk aus Organisationen und Einzelpersonen. Mitglieder des Netzwerks sind auch das Forum Freies Theater und Frauenberatungsstelle.